Leserbrief zum Artikel Konterrevolution: Vorhersehbarer Verrat
vom 10.01.2020:
Schlecht montierte Zitateschnipsel
Ihr weist regelmäßig darauf hin, wie wichtig eine Zeitung (die jW) ist, welche gegen die Kriegstreiber anschreibt und journalistische Aufklärung auf wissenschaftlicher Grundlage liefert. Dann solltet Ihr Euch selber fragen, liefern wir das auch, was wir unseren Lesern versprechen?
Der Themenartikel vom 10. Januar 2020 »Vorhersehbarer Verrat« von Gerhard Feldbauer ist jedenfalls das hintervorletzte. Wo ist da Wissenschaftlichkeit? Den Untergang der DDR als Ergebnis von Verrat darzustellen ist doch einfach nur lächerlich. Die junge Welt gibt ja dankenswerterweise einige Werke zu Lenins Revolutionstheorie heraus, bitte überlasst doch Herrn Feldbauer davon einige Leseexemplare zum Selbststudium.
In den Tagen der Konterrevolution hat man genau verfolgen können, was das ist, eine revolutionäre Situation, wenn das Volk nicht mehr so regiert werden will wie bisher und die Regierung nicht mehr in der Lage ist, weiterzuregieren wie gewohnt, und zu neuem auch nicht in der Lage ist, weil sie jeglichen Kredit verspielt hat.
Ich habe im Dezember 89 die Wut von Arbeitern hautnah erlebt, die von der Partei nichts mehr wissen wollten, die brauchten kein Propagandamaterial aus dem Westen.
Diese Wut hielt bei vielen auch 1991 noch an, als bei uns bei Robotron Meiningen schon Kurzarbeit Null angeordnet war, kam ein windiger Geschäftsmann aus dem Westen an, der den damals modern ausgerüsteten Betrieb für »eine Mark« kaufen wollte. Von den Arbeitern wurde er stürmisch begrüßt, mit dem Wunsch, er möge doch mit den Roten im Betrieb aufräumen.
Nur wir Ingenieure haben protestiert, da es damals vielversprechendere Aussichten gab und dieser Herr nicht einmal ein Konzept vorlegen konnte. Aber davon wollten die Arbeiter nichts hören.
Das weitere ist eine andere Geschichte, zurück zum Artikel.
Herr Feldbauer schreibt, Herr Modrow hätte gegen die Pläne aus den USA und Bonn irgendwelche Maßnahmen einleiten sollen, dann frage ich doch mal, welche denn? Er hatte doch keine Möglichkeiten mehr.
Oder das völkerrechtswidrige Herankarren von Wahlpropaganda der CDU aus dem Westen, das anzuprangern, wen hätte das interessiert? Wer hätte die CDU damals daran hindern können? Und hätte das irgend etwas am Ergebnis geändert?
Ich frage mich, wo war Herr Feldbauer damals? In der DDR wohl nicht. Dann hätte er für seine Artikel doch mal Leute befragen können, die dabei waren und wissen, was angelaufen ist, bevor er 30 Jahre später kluge Ratschläge gibt, was man hätte besser machen können.
Hier wird aus einigen Zitatschnipseln und Bruchstücken von Ereignissen ein Geschichtsbild zusammengeleimt. Damit es auch wirklich hält, werden einige Leute, die darinnen eine Rolle spielen, noch ordentlich mit Dreck beworfen, wie Hans Modrow, Christa Luft und Markus Wolf.
Die Entwicklung der Linkspartei sehe ich inzwischen auch sehr kritisch, und manche Entwicklung wurde sicher schon damals angelegt. Gregor Gysi zu kritisieren oder ihn einfach nur mit Dreck zu bewerfen sind zwei verschiedene Dinge. Im Artikel passiert nur letzteres.
Hier liegt eine große Gefahr für die junge Welt.
Seid Ihr nicht zu wirklicher fundierter Kritik in der Lage, dann seid Ihr am Ende genauso überflüssig wie das Neue Deutschland.
Der Themenartikel vom 10. Januar 2020 »Vorhersehbarer Verrat« von Gerhard Feldbauer ist jedenfalls das hintervorletzte. Wo ist da Wissenschaftlichkeit? Den Untergang der DDR als Ergebnis von Verrat darzustellen ist doch einfach nur lächerlich. Die junge Welt gibt ja dankenswerterweise einige Werke zu Lenins Revolutionstheorie heraus, bitte überlasst doch Herrn Feldbauer davon einige Leseexemplare zum Selbststudium.
In den Tagen der Konterrevolution hat man genau verfolgen können, was das ist, eine revolutionäre Situation, wenn das Volk nicht mehr so regiert werden will wie bisher und die Regierung nicht mehr in der Lage ist, weiterzuregieren wie gewohnt, und zu neuem auch nicht in der Lage ist, weil sie jeglichen Kredit verspielt hat.
Ich habe im Dezember 89 die Wut von Arbeitern hautnah erlebt, die von der Partei nichts mehr wissen wollten, die brauchten kein Propagandamaterial aus dem Westen.
Diese Wut hielt bei vielen auch 1991 noch an, als bei uns bei Robotron Meiningen schon Kurzarbeit Null angeordnet war, kam ein windiger Geschäftsmann aus dem Westen an, der den damals modern ausgerüsteten Betrieb für »eine Mark« kaufen wollte. Von den Arbeitern wurde er stürmisch begrüßt, mit dem Wunsch, er möge doch mit den Roten im Betrieb aufräumen.
Nur wir Ingenieure haben protestiert, da es damals vielversprechendere Aussichten gab und dieser Herr nicht einmal ein Konzept vorlegen konnte. Aber davon wollten die Arbeiter nichts hören.
Das weitere ist eine andere Geschichte, zurück zum Artikel.
Herr Feldbauer schreibt, Herr Modrow hätte gegen die Pläne aus den USA und Bonn irgendwelche Maßnahmen einleiten sollen, dann frage ich doch mal, welche denn? Er hatte doch keine Möglichkeiten mehr.
Oder das völkerrechtswidrige Herankarren von Wahlpropaganda der CDU aus dem Westen, das anzuprangern, wen hätte das interessiert? Wer hätte die CDU damals daran hindern können? Und hätte das irgend etwas am Ergebnis geändert?
Ich frage mich, wo war Herr Feldbauer damals? In der DDR wohl nicht. Dann hätte er für seine Artikel doch mal Leute befragen können, die dabei waren und wissen, was angelaufen ist, bevor er 30 Jahre später kluge Ratschläge gibt, was man hätte besser machen können.
Hier wird aus einigen Zitatschnipseln und Bruchstücken von Ereignissen ein Geschichtsbild zusammengeleimt. Damit es auch wirklich hält, werden einige Leute, die darinnen eine Rolle spielen, noch ordentlich mit Dreck beworfen, wie Hans Modrow, Christa Luft und Markus Wolf.
Die Entwicklung der Linkspartei sehe ich inzwischen auch sehr kritisch, und manche Entwicklung wurde sicher schon damals angelegt. Gregor Gysi zu kritisieren oder ihn einfach nur mit Dreck zu bewerfen sind zwei verschiedene Dinge. Im Artikel passiert nur letzteres.
Hier liegt eine große Gefahr für die junge Welt.
Seid Ihr nicht zu wirklicher fundierter Kritik in der Lage, dann seid Ihr am Ende genauso überflüssig wie das Neue Deutschland.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.01.2020.