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Leserbrief zum Artikel Republikgeburtstag: 40 Jahre Mietendeckel vom 07.10.2019:

Für Freiheit und Gorbi

Die DDR feiert dieser Tage rund um die Uhr Auferstehung. Es beginnt mit morgendlichen geistlichen Worten, die uns das göttliche Werk der »friedlichen Revolution« nahebringen. Alle Grausamkeiten des Lebens in der DDR, die Freiheitsorgien und der heldenhafte Kampf gegen den »Unrechtsstaat« laufen in Dauerschleife. Keine Blödheit ist zu blöd, keine Peinlichkeit zu peinlich, kein Hass, Hetze oder Lüge können zu groß und dreist sein.
Das vogtländische Plauen gedenkt seiner ersten Demonstrationen mit den Rufen nach Freiheit und Gorbi. Herr Gauck und Frau Göring-Eckart höchstpersönlich kommen zu Gedenken und Friedensgebet. Wird ihnen beim Gedenken einfallen, wie Freiheitswünsche einst und heute sich gewandelt haben und wandeln? Wird ihnen zu Rechts- und Unrechtsstaat mehr einfallen als ihre staatlich verordnete Lesart? Was die Bürger der Stadt heute mehrheitlich bewegt, sorgt und ängstigt, das wird in Verschwiegenheit gehüllt werden. Für Funk und TV finden sich immer einige wendeglückliche DDR-Hasser und -Opfer.
Wieviel Freiheiten und Frieden können nach 30 Jahren alle stolz und glücklich machen?
Wird des Freiheitswillens der Millionen Flüchtlinge heute gedacht und für sie gebetet oder demonstriert?
Sind Gorbi und seine Friedenspolitik noch interessant?
Wird von der Kriegstechnik im Gebet zu hören sein, die durch Deutschland gen Osten rollt?
Wird vom Friedensauftrag deutscher Soldaten fern der Heimat zu reden sein?
Wird von Freiheit die Rede sein, die die Plauener 1989 nicht im Traum auf dem Wunschzettel und in ihren Forderungen hatten?
Wird im heutigen Plauen von den Nazis in der Stadt, vom »III. Weg« und braunem Sumpf zu hören sein?
Wird in den Gebeten heute von Armut, sozialer Ausgrenzung, Rassismus, Lohn und Rente, die zum Leben nicht reichen, die Rede sein?
Solche Freiheiten sind bei den Gaucks und Göring-Eckarts sicher nicht vorgesehen.
Von der Demokratie, derer so viele im Lande längst müde und überdrüssig sind, da wird in den Gebeten nichts zu hören sein. Vom dauernden Wahlbetrug heute nicht, aber alle Grausamkeiten der DDR werden in Erinnerung gebracht, ob wahr oder nicht.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.10.2019.
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