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Feria 2009
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Winterliches
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Fotostrecke: Cuba-Chile
Die Republik Chile ist Ehrengastland der diesjährigen Buchmesse Havanna. Zahlreiche Verlage, Künstler und Autoren aus dem Andenland sind präsent. Besonders wird an die solidarische Verbundenheit mit dem Chile Allendes und der Unidad Popular erinnert. Doch sehen Sie selbst.
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Fotostrecke: Winterliches
Havanna ist eine Stadt der Gegensätze und der Überraschungen. Prächtige Kolonialpaläste, »realsozialistische« Moderne, Aufbau und Verfall liegen dicht beieinander. Neue Geschäfte und alte Parolen, amerikanische Straßenkreuzer und chinesische Busse. Doch sehen Sie selbst.
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Stand-Punkte
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Fotostrecke: Stand-Punkte
An unserem Buchmesse-Stand präsentieren wir Bücher beteiligter Verlage, führen Gespräche mit Messebesuchern und schließen Kontakte, verteilen die spanisch-sprachige Sonderausgabe von junge Welt. In einer Nische hinter den Stellwänden entsteht dieser Blog. Doch sehen Sie selbst.
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Neue Visionen MedienCooles Shirt: Uwe Kockisch als Lokalreporter Thomas Raschke
Am Sonntag abend wird in Havanna Westfernsehen geguckt. Wir präsentieren auf der Buchmesse die ZDF-Produktion »Die Nachrichten«. Ein (brillanter) Mainstreamfilm, der einen etwas anderen Blick auf den innerdeutschen Crash der Kulturen und die Stasihysterie in den neunziger Jahren wirft. Für seine Premiere in Kuba haben wir den Streifen aus dem Jahr 2006 mit spanischen Untertiteln versehen lassen.
Die Klimaanlage in Saal »Carlos J. Finlay« fährt Vollast. Während draußen die Sonne ihre warmen Strahlen zur Erde hernieder sendet, bilden sich hier drinnen Eisblumen an der Projektorlampe. Wir schlagen die Kragen an unseren kurzärmligen Hemdchen hoch, die Zähne klappern, im Hals macht sich ein Kratzen bemerkbar. Wer jetzt einschläft, wird sterben. Gut, daß wir nicht den »Schwarzen Kanal« mitgebracht haben. Denkbar wär´s ja.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Alexander Osang, welches wir hier auf der Messe ebenfalls präsentieren. Im Mittelpunkt der Handlung steht der aus dem Osten stammende (ARD-)Nachrichtensprecher Jan Landers (Jan-Josef Liefers).
Bei Premieren geht bekanntlich immer etwas schief. Ein Absturz des Laptops, in dem sich die Scheibe dreht, reißt uns aus der Starre. Windows Vista - danke, Bill. Während wir das Publikum trösten und die Recheneinheit neu starten, regelt der Raumtechniker den Windmacher auf gemäßigte Breiten herunter. Jetzt kann´s weitergehen mit großem Kino.
Landers gerät in den Verdacht, Stasi-IM gewesen zu sein und verschwindet vom Bildschirm. Dabei hatte er sich doch so schön an die Hamburger Medienschickeria angepaßt ... Eine SPIEGEL-Tante und ein Neubrandenburger Lokalreporter jagen der vermeintlichen Story nach. Diesen Raschke, einen »ewigen Verlierer«, der gegen den provinzellen Mief antrinkt und seine Chance, ihm zu entkommen, zuverlässig verpasst, stellt Uwe Kockisch dar.
Im wirklichen Leben hat der Schauspieler Kockisch auch etwas verpasst, darunter diesen Abend. Denn seine geplante Reise nach Kuba und zur Buchmesse mußte er kurzfristig absagen. Der Produktionsstart für einen neuen Film, für den er derzeit in Köln vor den Kameras steht, kam ihm in die Quere. Von dort sandte er einen Brief, in dem er sagt, warum für ihn die »Die Nachrichten« so gut sind: »Dieser Film versucht, die Gebundenheit von Menschen an Milieus und Zeitumstände, differenziert und ironisch, aber ohne Lächerlichkeit, sichtbar zu machen. Dialektik statt Klischees. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Doch die Nachfrage danach wird wieder wachsen, da bin ich mir sicher. Nach Film, der Kunst statt ausschließlich Kommerz ist.«
Kockisch verspricht, seinen ersten Besuch in Kuba sobald wie möglich nachzuholen, um sich eine eigene Anschauung von den »guten und den schweren Seiten des Lebens« in diesem »außergewöhnlichen Land« zu machen, Kolleginnen und Kollegen vom Film zu treffen.
Sie müssen Uwe Kockisch dann nicht unbedingt hinterher reisen. Im Rahmen einer DEFA-Filmreihe in der jW-Ladengalerie wird er auch in Berlin zum Gespräch stehen. Voraussichtlicher Termin ist der 7. April.
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Lese-Lust
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Fotostrecke: Lese-Lust
Die Buchmesse Havanna ist ein Ort der Begegnung mit dem Buch für alle Generationen. Sie ist ein Ausflugsort für Familien oder Paare und nicht zuletzt ein großes Kinderfest. Doch sehen Sie selbst.
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Projekt »Akkordeon«
Katja BollMusizieren am MalecónDen Weg von der Feria ins Hotel bewältigten wir schon routiniert mit dem Bus (die Fahrt kostet 40 Centavos), da wir inzwischen über ausreichend Klimpergeld verfügen. Dabei hatten wir uns geeinigt, uns mit einer Buttel Rum, Cola und bewaffnet mit Gläsern aus den Hotelzimmer-Kühlschränken zur Malecón-Promenade aufzumachen und die Gesellschaft der Habaneros zu suchen.
Wir mußten eine ganze Strecke gehen, um eine ausreichend große Lücke zwischen den Pärchen und Familien zu finden, um uns auf der Kaimauer niederzulassen. Der Abend war mild, das Meer plätscherte ruhig dahin. Als wir uns die zweite Runde Cuba libre gaben, blieben zwei vorübergehende Musikanten der älteren Garde vor uns stehen. Ein feucht-fröhliches Hola Companeros schallte Ihnen entgegen. Sie legten los, mit Akkordeon, Gitarre und zwei kräftigen Stimmen ihr Touristenprogramm abzuspulen.
»Guantanamera«"" – das kennt jeder, Text ist Glückssache - wir hatten diesen auch nicht drauf. Den Refrain trällerten wir mit. Ich erlaubte mir, die Strophen mit einer Begleitstimme zu ergänzen, was unsere Musikern sichtlich aufhorchen ließ. Bei einem anschließenden flotten kubanischen Tanzrhythmus, irgend etwas Rumbaartiges, hielt es uns zwei tanzfreudige Katjas nicht mehr auf dem Hosenboden. Wir legten die flotteste Sohle auf's Straßenpflaster. Die Musikanten hatten ihren Spaß, die Kubaner rundherum zeigten sich fröhlich überrascht.
Unsere Nichttänzer waren derweil nicht untätig und schenkten Cuba libre für die Künstler ein. Ein Glas reichten sie gleich weiter an eine freundliche ältere Dame, die wir bis dahin gar nicht wahrgenommen hatten. Als auch die Gage in ihre Hände wanderte, war klar: Sie ist die Kassencheffin der beiden Musiker.
Was dem kleinen Umtrunk folgte, brauchten wir nicht mehr als Touriunterhaltung aufzufassen. Wer wir sind, wo wir herkommen, was wir hier machen, wurde schnell erklärt und es entspann sich ein Gespräch über das Akkordeon von Ruan. Es ist so alt wie die kubanische Revolution. Der Balg bestand fast nur aus Flickstellen. Dieses Akkordeon, Marke "Hohner" hatte seine beste Zeit also schon erlebt.
Und dann passierte es, alles passte einfach zusammen. Der laue Abend, der Cuba libre, die Musik, die fröhliche Laune der Kubaner rundherum, in der wir schwelgten, die Herzlichkeit unserer beiden Musikanten. Sie sparten auch nicht mit Lob für unsere musikalische Begleitung zu »Guantanamera«. Spontan versprachen wir, uns um ein neues Akkordeon zu kümmern. Mit »Comandante Che Guevara« wurde die Sache feierlich bekräftigt.
Vor unserer Abreise sind wir zum Essen mit den Musikern in ihrem Haus eingeladen. Mal sehen, ob es noch klappt. Auf jeden Fall ist hiermit das Soli-Projekt des Berliner Büros Buchmesse Havanna »Ein Akkordeon für Ruan« ins Leben gerufen. Wir bauen auf Eure Untersützung!
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Zu Gast bei Freunden
Dietmar KoschmiederDie Milch macht´s: Sozialarbeiterin Yilianis und die Cuba-Sí-Aktivisten Rolf-Manfred Hasse und Tobi Thiele (v.r.n.l.)Der Ansturm am Wochenende hat uns ziemlich ausgepowert. Heute sieht´s etwas entspannter aus und ich kann mich vom Stand absetzen, um mal etwas Messeluft zu schnuppern.
Ich flaniere durch die Hallen und Gänge, versorge mich mit dem guten Copellia-Eis und lande schließlich bei unseren befreundeten Landsleuten von Cuba Sí. Genauer gesagt, an deren Gemeinschaftsstand mit der kubanischen Tierzüchtervereinigung ACPA (Associación Cubana de Producción Animal). Bekanntlich ist Cuba Sí mit seinen Milchprojekten für Kubas Kinder seit Jahren hier aktiv.
Nach ein bißchen Tratsch lenkt man mich weiter zum Fernando-Ortiz-Saal. Dietmar Schulz stellt dort ein Buch vor, bei dem es nicht um´s liebe Viehzeug, dafür aber um den Fortschritt auf dem Subkontinent geht. Herausgegeben hat er »Lateinamerika, eine neue Ära?« gemeinsam mit dem letzten richtigen DDR-Premier, Hans Modrow. Die beiden haben dort Aufsätze von Forschern, vor allem aus dem Umkreis der Linkspartei, zu den verschiedenen Ländern versammelt.
Beleuchtet werden die sozialen Kämpfe und die Probleme mit der Macht. Dietmar erklärt, lebhaft und interessant. Die Linke in Deutschland müsse sich viel stärker damit auseinandersetzen, was aktuell in Lateinamerika vor sich geht. Er versäumt es nicht, seine Glückwünsche an Chávez in den Saal und die Welt zu tragen. Das Buch gibts übrigens im Dietz-Verlag oder besuchen Sie einfach mal den Stand von Cuba Si in Halle 3c.
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Aus Topf und Pfanne
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Fotostrecke: Aus Topf und Pfanne
Das kulinarische Angebot auf der »Feria« ist in diesem Jahr deutlich größer und vielfältiger als in den Jahren zuvor. Besonders auffällig: Der größte Teil der Offerten ist gegen die normale Landeswährung, die »Moneda Nacional«, und nicht nur gegen Dollar-Pesos »CUC« erhältlich. Die Preise sind allerdings, gemessen an den Einkommen, auch ziemlich gepfeffert. Dennoch wird fleißig gezecht und gebechert. Doch sehen Sie selbst.
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»Die Pyramide muß sich wieder drehen«
Ana Maria Galbán: Kuba öffnet sich zur WeltÜber das Deutschstudium in Havanna, Lohn und Leistung sowie Gräten im Hals. Ein Gespräch mit Dr. Ana Maria Galbán Pozo, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Havanna und Präsidentin des kubanischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes
Wie attraktiv ist es heute für junge Kubanerinnen und Kubaner, die »schwere« deutsche Sprache an einer Hochschule zu studieren?Das Interesse an der germanistischen Fachrichtung ist groß und das hängt nicht zuletzt mit der stärkeren Öffnung unseres Landes zur Welt zusammen. Zum einen ist Lateinamerika unter voller Einbeziehung Kubas vereint wie nie zuvor, wir entwickeln unsere Beziehungen mit vielen weiteren Ländern. Ein wichtiger Faktor ist auch der zunehmende Tourismus. Unter den internationalen Gästen sind ja nicht wenige Deutsche. Etliche davon führt die Neugier, den »letzten Stützpunkt des Sozialismus« zu besichtigen, hierher.
An unserem Fremdsprachlichen Institut lernen derzeit etwa 150 Studierende Deutsch als erste oder zweite Fremdsprache. Ich selbst unterrichte das 2. und 3. Studienjahr. Das Germanistikstudium, das auch eine Ausbildung als Dolmetscher und Übersetzer einschließt, dauert insgesamt sechs Jahre. Das ist eine relativ lange Zeit, aber damit können wir eine gute Ausbildung garantieren. Diese Qualifizierung bietet später auch gute Chancen im Beruf.
Wie hat sich dieser Hochschulbereich in den letzten Jahren entwickelt?Ich habe selbst in Havanna studiert und bin Absolventin des 1984er Jahrgangs. Damals spielte der Austausch mit den anderen sozialistischen Ländern noch eine große Rolle. Wir hatten eine eigene »Vorbereitungsfakultät« mit einem einjährigen Sprachlehrgang für diejenigen, die in der DDR studieren oder promovieren wollten. Von September 1987 bis Februar 1988 war ich selbst zu einer Weiterbildung am Herder-Institut in Leipzig.
In den 1990er Jahren verließen viele Lehrkräfte unser Institut, ließen uns im Stich. DDR-Leute, die mit Kubanern verheiratet waren, und bei uns an der Universität arbeiteten, gingen nach Deutschland. Sie dachten, dass nun auch Kuba »zusammenstürzt«. In den letzten Jahren hat sich die Situation des Lehrkörpers wieder deutlich stabilisiert. Etwa im Jahr 2000 trat die Wende ein.Können Hochschullehrer von ihren Gehältern den Lebensunterhalt bestreiten?
Nein, von dem Einkommen allein läßt sich das Leben in Havanna nicht finanzieren. Das geht nur mit Nebentätigkeiten – wie Übersetzungen – Improvisation und Überlebenskunst. Auch wenn die Gehälter etwas angehoben wurden und vorhandene Qualifikationen endlich auch materiell anerkannt werden. Langsam tritt eine positive Veränderung ein, denn die »Pyramide« muss sich wieder drehen. Damit meinen wir in Kuba das in den 1990er Jahren durch die ökonomische Notlage auf den Kopf gestellte Verhältnis von Qualifikation und Einkommen.
Welche Aufgaben hat der Deutschlehrer und Germanistenverband, deren Präsidentin Sie sind?In unserem Verband wirken etwa 150 Lehrer, Dolmetscher und Übersetzer, aber auch andere Leute mit, die eine besondere Beziehung zur deutschen Sprache pflegen. Wir organisieren Workshops, Lehrertreffen und Vorträge, arbeiten mit ähnlichen Vereinen in anderen Ländern, z. B. Brasilien oder Mexiko, zusammen. Wir entwickeln auch Kontakte zu Verlagen und anderen Einrichtungen, die uns bei der Beschaffung von dringend benötigten Unterrichtsmaterialien behilflich sind. Besonders schwierig ist es, an Lehrbücher für die höheren Sprachniveaus, z. B. für Deutsch als Fremdsprache, Niveau C, zu kommen.
Zeichnete sich für Sie während ihres Aufenthaltes in der »späten« DDR deren nahendes Ende bereits ab?
Nein, dass habe ich mir nicht vorstellen können. Allerdings hatte ich bereits 1984 mit einer Delegation des kommunistischen Jugendverband Kubas, UJC, die Sowjetunion bereist. Dort konnte man allerdings ahnen, daß es zuende geht.
Warum ist Kuba nicht »eingestürzt« - liegt es eher an seiner Insellage oder der Verbundenheit der Menschen mit der Revolution?
Der Grund dafür ist die Würde der Kubaner. Wir bleiben die Gräte im Hals des US-Imperialismus.
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Handlanger
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Handlanger
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Zurückbleiben bitte! Diesen Spruch kennen Havannas Busfahrer nicht. Zusammengequetscht passen wirklich alle, alle irgendwie in den Veteranen, der in seinem früheren Leben wahrscheinlich schon das ganze chinesische Straßennetz bereiste. Heute ist Valentinstag, ein Grund mehr, etwas zusammenzurücken. Viele Mädchen und Frauen haben Blumen angesteckt. Als wir die Messe erreichen, kreischt die mitfahrende Kinderschar auf und stürmt aufgeregt los. Vor den Festungstoren haben sich bereits lange Warteschlangen unter der sengenden Hitze aufgereiht.
Wir haben kaum unseren Stand erreicht, das strömen die Leute auch schon herein. Wir kommen bald ins Gespräch und verteilen unsere Zeitungen, die weg gehen wie warme Semmeln. Ich staune besonders darüber, dass immer wieder auch Kubaner kommen, die mich auf Deutsch ansprechen. Sie haben in der DDR studiert oder gearbeitet. Später steht sogar eine Tochter des Comandante Ché Guevara in persona vor mir. Hasta siempre! -
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»Film ist Kunst«
Luis González Nieto, Vizepräsident von ICAICDiesen Anspruch formulierte das erste Kulturgesetz des revolutionären Kuba. Mit ihm wurde zugleich das Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográfica (Kubanisches Institut für Filmkunst und Filmindustrie) ins Leben gerufen. Damit war der Grundstein für die Ausbildung einer eigenen, nicht am Kommerz orientierten Filmproduktion gelegt.
Der Sitz des ICAIC befindet sich in Havannas Stadtbezirk Vedado. Hier treffe ich mich am späten Dienstag morgen dessen Vizepräsidenten Luis González Nieto. Wir sprechen über die 50jährige Geschichte des ICAIC, die Situation des kubanischen Kinos während und nach der Krise und über den deutschen Film in Kuba. In Deutschland war Nieto während einer Solidaritätskampagne für sein Land 1994 vierzehn Tage lang kreuz und quer unterwegs. Im grauen Monat November war´s.
Nieto schildert, wie das ICAIC ein eigenes Kulturerbe entwickelt und eine nationale Filmindustrie aufgebaut hat. »Kino – das ist eine Utopie, die hier Wirklichkeit geworden ist.« Weitaus reichere Länder würden nicht über einen solchen kulturellen Sektor verfügen. Neben dem Film, besonders dem Autorenkino, kommt auch der Plakatkunst und der Fotografie ein hoher Stellenwert zu.
Mit mobiler Vorführtechnik, zum Teil mit Solarenergie betrieben, um nicht vom Stromnetz abhängig zu sein, werden Filme auch zu den Menschen in abgelegenen und wenig entwickelten Gebieten gebracht.
Nach der »Spezialperiode« - die Produktion musste wegen der ökonomischen Ebbe eingeschränkt werden, einige Filmemacher wanderten ab - schränkte auch der Konflikt mit der EU die Möglichkeiten der kubanischen Filmemacher ein. Viele Stiftungen, die internationale Kunstprojekte fördern, nutzen EU-Mittel. Wegen der politischen Sanktionen gegen Kuba »akzeptierten wir keinerlei Geld aus der EU«, erklärt Nieto.
Trotz allen Hindernissen ging es in den letzten fünf Jahren wieder deutlich aufwärts. Seitdem stellt der kubanische Staat für Filmproduktionen auch wieder Devisen zur Verfügung. Stark entwickelt wird die karibische und lateinamerikanische Kooperation, eine große Rolle dabei spielt Venezuela. Zu diversen thematischen Gebieten werden gemeinsame Filmwettbewerbe und -festivals veranstaltet. Im Jahr 2009 findet bereits zum 31. Mal das weltbekannte Internationale Festival des lateinamerikanischen Films in Havanna statt.
Das ICAIC tritt auch mit einer Reihe von Publikationen in Erscheinung. Die erste Kinozeitschrift Lateinamerikas überhaupt »Cine Cubano« (gegründet 1960) zählt ebenso dazu, wie die Periodika »Temas«, »Criterios« und das Internetportal »Cubanow« (www.cubanow.cu).
Am Ende des Gesprächs geht Nieto noch auf die Herausforderung ein, gegen die sogenannte Globalisierung kulturelle Identitäten zu behaupten und künstlerische Ansprüche gegen Marktmacht zu verteidigen. »Das europäische Kino betrifft das nicht weniger als uns Lateinamerikaner.«
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Packender Paco
Ruben WesenbergErntet viele Lacher: Biograph PacoWährend den ersten Messetag noch der Org-Kram regierte, können wir uns nun auch mal den Veranstaltungen widmen. Am Sonnabend mittag steht schon ein echtes Highlight auf dem Programm.
Der mexikanische Krimiautor, Romancier und nicht zuletzt Ché-Biograf, Paco Ignácio Taibo II, stellt sein neues Buch vor. »Un hombre Guapo« handelt von dem historischen Studentenführer im Kuba vor der Revolution, Tony Guiteras. Große Stimmung im Saal, denn der Unterhaltungswert des mitreisenden und humorvollen Erzählers ist beträchtlich. Paco nimmt besonders gern den Machismus unter den Revolutionären aufs Korn. -
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Hurra, hurra ...
Ruben WesenbergErfahrene Fummler: Die Techniker von Etecsa... der Internetanschluß an unserem Stand ist da! Nach zähem Ringen. Mañana heißt: ich weiß nicht. In einer Stunde bedeutet: irgendwann. Dann, mit dem Ende des ersten Messetages, erscheinen die bestellten Techniker. Ein paar Tage Anlauf waren notwendig, um immerhin bis zur Auftragserteilung zu gelangen. Dann zähe Nachfragen in einem stetig kürzer werdenden Rhythmus.
Nach vielem Basteln und Improvisieren steht dann tatsächlich die Verbindung zum Netz. Dazu fällt mir ein Witz über den Unterschied zwischen einer kapitalistischen und einer sozialistischen Hölle ein ... Vielleicht erzähle ich den ein anderes Mal, denn leider müssen wir jetzt die heiligen Hallen auch schon verlassen. Hasta mañana! -
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Die Festung steht offen
Ruben Wesenberg»Recht aller auf Kultur«: Abel Prieto (mit bewegter Krawatte)Mit einem Festakt wurde die 18. Internationale Buchmesse in Havanna am Donnerstag abend eröffnet. Das bedeutendste kubanische Kulturfestival findet in der historischen Festung Fortaleza de San Carlos de La Cabaña statt. Der Schwerpunkt ist Chile, dessen Präsidentin Michelle Bachelet gemeinsam mit dem kubanischen Staatschef Raúl Castro an der Zeremonie teilnahm.
In ihrer Rede unterstrich Bachelet die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Ausstellungen, Ehrungen und Lesungen chilenischer Künstler und Autoren auf der Messe seien hierzu ein Beitrag. Die Werke von Pablo Neruda, Gabriela Mistral oder Victor Jara stünden für Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen im Kampf um eine gerechtere Gesellschaft sowie für das »intellektuelle Überleben« während der Pinochet-Diktatur. Der kulturelle Austausch zwischen Chile und Kuba solle einer besseren und humaneren Zukunft dienen.
Bei der Eröffnung wurden auch die beiden »Ehrenautoren« vorgestellt, die in diesem Jahr für ihr Lebenswerk gewürdigt werden. In einer Botschaft beschrieb die kubanische Poetin Fina Garcia Marruz das Lesen als Schlüssel für Herz und Verstand, um »gehen zu lernen«.
Der Historiker Jorge Ibarra – einer der wichtigsten kubanischen Zeitgeschichtler – schilderte die Bedeutung der Unabhängigkeitskämpfe gegen das spanische Kolonialimperium für das gemeinsame historische Gedächnis und den fortwährenden Widerstandsgeist der Völker südlich des Rio Grande. Diese stünden heute vor der Aufgabe, gegen die Machenschaften des internationalen Finanzkapitals enger zusammenzustehen.
Während der Messe wird auch die Casa de las Américas, das literaturwissenschaftliche Forschungszentrum für lateinamerikanische Literatur und Philosophie, besonders gewürdigt. Es war unmittelbar nach der Revolution 1959 gegründet worden.
Kubas Kulturminister Abel Prieto sieht in der Messe einen Beleg dafür, daß die Revolution das fundamentale »Recht aller auf Kultur« verwirklicht habe. Die »Feria« sei ein einzigartiger Platz für die Begegnung zwischen Autoren und Publikum, für intellektuelle Bereicherung. Trotz der Einschränkungen nach der Hurrikankatastrophe werde die Messe wie auch schon in den Vorjahren in den 14 Provinzen des Landes eine Fortsetzung finden, hob Prieto hervor.
Unter den Gästen auf der Plaza San Francisco befanden sich neben Vertretern der Aussteller aus mehr als fünfzig Ländern, führenden kubanischen Künstlern und zahlreichen Diplomaten auch die Kulturminister von Bolivien, Ecuador, Mexiko, Chile und Polen. An die Eröffnungsfeier schloß sich ein Rundgang durch den chilenischen Pavillon an, der unter dem Motto »Eine Umarmung zwischen zwei Völkern« steht. Am Freitag öffnete die Buchmesse ihre Tore für das breite Publikum. Sie geht bis zum 22. Februar. Es werden mehrere Zehntausend Besucher erwartet.