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Aus: Ausgabe vom 30.12.2025, Seite 2 / Ansichten

Ramschware Arbeitskraft

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Die Arbeitslosigkeit als gesellschaftliches Thema beziehungsweise als vielmehr dringend zu lösendes Problem scheint zurückzukehren. In den vergangenen zwölf Monaten war zwar im Grunde jede Woche von Stellenabbau oder Werkschließung irgendwo in der Republik zu lesen, doch von generellen Einbrüchen am Arbeitsmarkt ging auffälligerweise nie die Rede. Auffällig allerdings auch, dass der noch vor einem Jahr täglich zu vernehmende Jammer über den Fachkräftemangel inzwischen fast verstummt ist. Ende vergangener Woche jedenfalls sagte Andrea Nahles, Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, der Arbeitsmarkt sei »seit Monaten wie ein Brett«, ohne Schwung also. Die Wahrscheinlichkeit für Erwerbslose, einen neuen Job zu finden, sei »so niedrig wie nie zuvor«.

Die Neue Zürcher Zeitung nimmt unter anderem die Lage der Berufsanfänger in den Blick: »Rollten die Unternehmen Auszubildenden vor nicht allzu langer Zeit noch den roten Teppich aus, haben viele Firmen wegen der Auftragsflaute ihre Ausbildungsprogramme mittlerweile zurückgefahren oder eingestellt.« Auf Rosen wurde er gebettet, der Lehrling, das weiß doch jeder.

Bei der Augsburger Allgemeinen nutzt man die schlechte Nachricht für eine Attacke auf die Wirtschaftsministerin: »Katherina Reiche blendet nicht nur aus, dass sowohl die Zahl der Erwerbstätigen, als auch die Summe der geleisteten Arbeitsstunden pro Kopf in Deutschland in diesem Jahr Höchstwerte erreicht hat. Sie ignoriert auch, dass die Lage für Menschen, die mehr arbeiten wollen oder einen Job suchen, nie so schwierig war wie momentan. Die wichtigste Aufgabe einer Wirtschaftsministerin ist es, die Konjunktur in Schwung zu bringen.« Ob hier nicht sowohl die Kompetenz der Amtsträgerin wie die Macht des Amtes grotesk überschätzt werden?

Angebliche Höchstwerte bei den geleisteten Arbeitsstunden pro Kopf hin oder her, das reicht noch lange nicht, weiß man beim Handelsblatt: »Jeder Beschäftigte kam im Schnitt auf gerade einmal 1.036 Arbeitsstunden. In Polen waren es fast 300 Stunden mehr. Die unbequeme Frage lautet: Sind wir wirklich so viel produktiver – oder haben wir uns an einen geringeren Einsatz gewöhnt?«

Wie lautet die Schlussfolgerung, die man beim Düsseldorfer Wirtschaftsblatt zieht? »Deutschland braucht (…) eine Renaissance der Leistungsbereitschaft. (…) Was Deutschland braucht, sind Menschen, die bereit sind anzupacken (…).« Da ist sie wieder – Hugenbergs alte Formel: Sozial ist, was Arbeit schafft. In diesem Sinne schleift, was falsche Anreize setzt, da kann die Bürgergeldreform bloß der Anfang sein. (brat)

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