Akt der Verzweiflung
Von Reinhard Lauterbach
Wenn man in der Ukraine noch zu logischem Denken in der Lage wäre, hätte der mutmaßlich vom Kiewer Militärgeheimdienst ausgeheckte Anschlag auf den russischen General Fanil Sarwarow am Montag unterbleiben können. Oder glaubt irgend jemand, die Tötung eines – auch noch so hochrangigen – Offiziers ändere das Geringste an der Staatsräson Russlands, also an den Motiven, aus denen heraus der Krieg in der Ukraine geführt wird? Ein General ist weg, es kommt ein anderer – genauso, wie es mit allen bisherigen ukrainischen Anschlägen in Russland gegangen ist. In Westdeutschland musste sich übrigens die RAF von der letztlichen Wirkungslosigkeit solcher Anschläge auf individuelle Ziele überzeugen – auch wenn einer davon den amtierenden Generalbundesanwalt Siegfried Buback tötete und ein anderer den damaligen US-Oberbefehlshaber in Europa, General Alexander Haig, nur knapp verfehlte.
Individualterror wie dieser ist ein Zeichen politischer Schwäche. Er setzt darauf, dass kein Abwehrsystem vollkommen lückenlos sein kann. Geschenkt. Aber er war kaum je in der Lage, das System hinter der Abwehr zu treffen oder gar zur Änderung seiner Strategie zu zwingen. Insofern ist die Spekulation, die Ukraine wolle mit solchen Aktionen zeigen, dass sie »noch Karten im Ärmel« habe, eine Beleidigung der politischen Intelligenz aller, die damit beeindruckt werden sollen – von Donald Trump abwärts. Genau das Gegenteil wird eintreten: Ein Anschlag wie jetzt der auf den General wird Moskau in der Überzeugung bestärken, es unter einem Regimewechsel in Kiew nicht tun zu können, weil ohne die politische und womöglich auch physische Ausschaltung der Akteure hinter solchen Anschlägen stets mit deren Wiederholung zu rechnen wäre. Auch wenn sich für jeden neutralisierten Geheimdienstchef genau wie für seine Opfer Ersatz finden würde. Man kann das eine Spirale ins Nichts nennen. Auf jeden Fall hat die Ukraine von einer solchen Eskalation nichts Entscheidendes zu gewinnen – außer vielleicht irgendwelche Filmchen, die man in soziale Netzwerke einspeisen kann. Wenn Strategie auf dieses Niveau heruntergekommen ist, dann gute Nacht.
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