Gegründet 1947 Mittwoch, 10. Dezember 2025, Nr. 287
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 10.12.2025, Seite 3 / Ansichten

Hänger des Tages: Joe Wadephul

Von Felix Bartels
3-port-online.jpg
It’s not a pipe, it’s a Wadephul (René Magritte)

Im Sommer fror die Elbe zu. Joe Wadephul, frisch installierter Außenminister, habe in den ersten vier Monaten 33.700 Euro für Fotografen verausgabt. Der ideelle Gesamtsteuerzahler vernahm es bei systolischen Werten um die 200. Nun offenbart sich, dass das Invest sich auszahlen sollte. Der Agentur Table.Briefings zufolge hat das Ministerium in einem internen Schreiben sämtliche Auslandsvertretungen angewiesen, ein Porträt von Wadephul aufzuhängen. Mit präzisen Angaben zu Motiv, Rahmung und Format. Die Bindung von Ministerium und Außenstellen lasse zu wünschen übrig. Da wird ein Porträt sicher helfen.

»Wenn Baerbock sich das getraut hätte«, titelt Bild. Sicher, dann hätte die Aktion mit dem Bild das Bild, das Bild von Baerbock hat, bestätigt, und solange sie von New York aus weiter Insta-Reels im Stil von »Sex and the City« postet, sollte sie darüber nicht klagen. Doch ein Bild kann auch eine Chance sein. Festgehalten im Moment steht es, während das Leben weiter zerfällt. Beständige Mahnung, wer man mal war, ehe man sich aus professionellen Gründen von außen nach innen gebogen hat. Jeder Politiker ist ein Dorian Gray, bloß richtig herum. Und so kann der Minister dereinst in Phnom Penh seines Ebenbildes ansichtig live aus dem »Faust« zitieren: »Geschäftiger Joe, wie nah fühl ich mich dir!« Und das Porträt wird antworten: »Du gleichst dem Joe, den du begreifst, nicht mir!«

Doch vielleicht sollte man die Sache etwas tiefer hängen. In anderen europäischen Staaten ist durchaus üblich, dass ein Bild des leitenden Angestellten in den Außenstellen hängt. Immerhin hypostasiert sich in ihm das hohe Amt, dem Adler des Zeus gleich im Fries des Pergamonaltars, der alles durchwirkt. (Letzteren Satz hab ich vor Ergriffenheit im Stehen schreiben müssen.) So dann: Meinen Segen hiermit erteilt, hängt ihn auf.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Mehr aus: Ansichten

                                              jW-Jahreskalender für 2026 herunterladen (hier direkt)