Gegründet 1947 Montag, 8. Dezember 2025, Nr. 285
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 08.12.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

jW_Leserbriefe_Standart.jpg

Emittierende Klötze

Zu jW vom 2.12.: »KI lässt Strom k. o. gehen«

Nur mal nebenbei: Wer erinnert sich noch an die langfristig großmedial verbreiteten Sorgen, das Bitcoin-»Mining« würde viel zuviel Energie verbrauchen? Aber wenn eine Software so redundantes Zeug wie eine »Du-Ansprache« und Schleimen zustande bringt und selbst dann gefällig antwortet, wenn’s gelogen und ungewusst ist – dafür baut man dann schon gerne alle Arten von materiellem und Strahlendreck emittierende Klötze in die Landschaft. Aber 45 Euro pro Monat Stromkosten auf 45 Quadratmetern werden insbesondere der Masse mit geringen Mitteln abgepresst, meine Heizkosten wurden zum Jahresanfang um 80 Prozent erhöht.

Arno Myn, per E-Mail

Breiteste Bündnisse nötig

Zu jW vom 1.12.: »Hilfloser Antifaschismus«

Anstatt sich mit aller Kraft an Bündnissen zu beteiligen, die den Kampf gegen den wiederaufkommenden Faschismus führen, wird von »hilflosem Antifaschismus« gesprochen. So Nick Brauns wiederholt in der jungen Welt.

Am 1. Dezember schreibt er sogar: »Der Kampf gegen die AfD kann nicht mit antifaschistischen Happenings Hand in Hand mit den Vertretern eines progressiven und bellizistischen Neoliberalismus gewonnen werden.« Ob die fünfzigtausend Demonstrierenden Ende November in Gießen es als Happening empfunden haben, ständig von den Polizeikräften attackiert zu werden, darf bezweifelt werden.

Ein breites Spektrum, bestehend aus Gewerkschaften, Kirchen, Kultur- und Studierendeninitiativen, Parteien und lokalen Bündnissen widersetzte sich der Zumutung der Gründung der AfD-Jugend »Generation Deutschland«. Voraussetzung, um Teil dieses antifaschistischen Bündnisses zu sein, war keineswegs, auch kritisch zum bestehenden gesellschaftlichen System zu sein. Voraussetzung ist, etwas praktisch gegen Rassismus und Menschenverachtung zu tun.

Um den Faschismus zu bezwingen, sind breiteste Bündnisse bis hin zu konservativen Milieus nötig. Das ist die Erkenntnis, die wir besonders aus unserer Geschichte ziehen müssen. Tatsächlich gab es jedoch auch Gruppen in Gießen, die sich nicht beteiligten. Sie präsentierten ein weithin sichtbares Banner mit dem Text: »Ob CDU, ob SPD – das ist uns ganz egal. Ob Grüne oder AfD: Es herrscht das Kapital«. Hilfloser geht’s ja wohl nicht! Dass das Kapital herrscht, geschenkt. SPD, CDU und Grüne jedoch in einen Topf mit der AfD zu schmeißen bedeutet, sämtliche potentiellen Bündnispartner zu verprellen, die nicht aus dem eigenen Dunstkreis kommen. Abgesehen davon, dass sie mit der AfD gleichgesetzt werden. Undifferenziert alles in einen Topf werfen, das ist Populismus.

Fünfzigtausend, vor allem junge Menschen, haben in Gießen großen Mut bewiesen. Trotz ununterbrochener Provokationen der mit einem Riesenaufgebot vertretenen Polizei, haben sie die Ruhe bewahrt und diszipliniert Widerstand geleistet. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass wir uns bei der Bekämpfung des aufkommenden Faschismus nicht auf den Staat verlassen können. Das ist großartig und keineswegs hilflos!

Unsere Vereinigung ist stolz darauf, Teil des Bündnisses »Widersetzen« zu sein.

Falk Mikosch (Landessprecher der VVN-BdA NRW)

Mehr wert als Denkmal

Zu jW vom 15.11.: »Kassandro«

Wenn eines glänzenden Politökonomen mit einem Lächeln im Gesicht gedacht werden kann: Ist das nicht noch viel mehr wert, als wenn es ein großes Denkmal auf einem weiten öffentlichen Platz gäbe? Gewiss, er hat sich in den Zeitabläufen geirrt, wie mancher von uns auch, der gerne hätte, dass Notwendiges schneller geschieht. In der Sache selbst aber nicht. Und das bleibt eben. Robert Kurz war wirklich wichtig.

Joachim Seider, Berlin

Bodenhaftung verloren

Zu jW vom 5.12.: »Ein bisschen peinlich«

Einmal mehr zeigt sich, dass das wirkliche Korrektiv BSW im Bundestag fehlt. Meine ehemalige Partei Die Linke hilft nun schon wieder der CDU und der SPD beim Machterhalt. Man sollte sich schämen im Karl-Liebknecht-Haus. Oder um es etwas platt auszudrücken: Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. Wer war mit dabei? Linkspartei. Dieses Agieren im Sinne der Regierung ist unwürdig, ist ein Verrat an den vielen Arbeitern, die bald in Rente gehen (wenn sie denn dürfen), an den »Bestandsrentnern« und auch an den nachfolgenden Generationen. Aber es gibt eine gewisse Kontinuität in dieser Parteipolitik – Zustimmung durch die mit Linke-Beteiligung regierten Bundesländer Bremen und Mecklenburg zum »Sondervermögen« für die Aufrüstung im Bundesrat, die Hilfe bei der Kanzlerwahl dieses Jahr und nun eben beim Rentenpaket. Ob das bei der Entscheidung im Wahlprüfungsausschuss auch so lief? Mich würde schon das Abstimmungsverhalten aller Mitglieder des Ausschusses interessieren. Wer will verhindern, dass die Interessen von fast 2,5 Millionen Wählern im Bundestag vertreten werden? (…).

Andreas Eichner, Schönefeld

Kein Unterschied im Ausgang

Zu jW vom 5.12.: »Ein bisschen peinlich«

Ich finde das Manöver der Linksfraktion vertretbar. Hätte sie ein Nein angekündigt, wäre das Rentenpaket aller Wahrscheinlichkeit nach trotzdem knapp durchgekommen. Kein Unterschied im materiellen Ausgang also. Mit der Enthaltungsansage heftet man der Regierung Merz aber mindestens eine Peinlichkeit an: von den geächteten »Kommunisten« (schön wär’s) Hilfestellung zu bekommen. Und vielleicht gibt es noch eine zweite, größere Peinlichkeit: Der jungrechte Flügel der Union könnte sich vom Druck entlastet fühlen, nach Gesinnung abstimmen – und Merz die eigene Mehrheit verfehlen lassen. Und das ginge dann erfreulicherweise wirklich an die Substanz.

Christoph Heuke, per E-Mail

Fünfzigtausend, vor allem junge Menschen, haben in Gießen großen Mut bewiesen. Trotz ununterbrochener Provokationen der mit einem Riesenaufgebot vertretenen Polizei, haben sie die Ruhe bewahrt und diszipliniert Widerstand geleistet.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.