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Aus: Ausgabe vom 28.11.2025, Seite 16 / Sport
Biathlon

Auftakt der Abwesenden

Jetzt geht’s los: In Östersund beginnt die Biathlonweltcupsaison
Von Gabriel Kuhn
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Sie wird fehlen: Die im Juli 2025 verstorbene Laura Dahlmeier (l.) und Teamkollegin Franziska Preuss (2015)

Am Wochenende beginnt in Östersund die Biathlonweltcupsaison mit Staffelrennen der Frauen und Männer. Insgesamt werden im schwedischen Biathlon-Mekka an sieben Wettkampftagen zehn Wettbewerbe ausgetragen. Von den gewöhnlichen Weltcupdisziplinen fehlt nur der Massenstart.

Es wird ein Auftakt der großen Abwesenden, darunter Laura Dahlmeier. Obwohl die Garmisch-Partenkirchnerin ihre Karriere vor sechs Jahren beendete, wirft ihr tödlicher Kletterunfall im pakistanischen Karakorum-Gebirge am 28. Juli einen enormen Schatten über die Biathlonwettbewerbe. Die allseits beliebte Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Weltcupgesamtsiegerin, die ihre Karriere bereits mit 25 Jahren aufgrund von Motivationsproblemen beendete, blieb dem Biathlonsport in vielerlei Hinsicht verbunden, unter anderem als Fernsehexpertin. Der Vorstand des Deutschen Skiverbands Stefan Schwarzbach meinte anlässlich des Weltcupauftakts gegenüber der Sportnachrichtenagentur sid: »Die kommenden Wochen werden für die meisten von uns sicherlich noch einmal emotional, weil wir viele dieser Orte ganz eng mit Erinnerungen an Laura und mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden.« Der Deutsche Skiverband verkündete vorige Woche, in Zukunft einen Laura-Dahlmeier-Preis für besondere Leistungen im Nachwuchsbereich des Wintersports zu vergeben.

Aus ganz anderen Gründen wird in Östersund auch eine der erfolgreichsten aktiven Biathletinnen fehlen. Nach einem bizarren Hin und Her aus Verleugnung, angeblichen Blackouts und abschließendem Teilgeständnis wurde die Französin Julia Simon im Oktober von einem französischen Gericht wegen Kreditkartenbetrugs zu einer dreimonatigen Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt. Eine der Geschädigten: ihre Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet. Der französische Skiverband ließ dem Gerichtsurteil eine einmonatige Sperre für Simon folgen, die erst nach den Wettbewerben in Östersund abläuft. Der Fall muss sich nicht unbedingt negativ auf die Leistungen des französischen Teams auswirken. Braisaz-Bouchet erstattete bereits Anfang 2023 Anzeige, trotzdem gewannen die französischen Damen – mit Simon und Braisaz-Bouchet – seither zahlreiche Staffelrennen, darunter im Vorjahr auch die Weltmeisterschaft.

Bei den Herren haben die norwegischen Brüder Tarjei und Johannes Thingnes Bø ihre Karrieren beendet. Mit Johannes Thingnes dankte einer der erfolgreichsten Biathleten überhaupt ab. Mit 91 Einzelsiegen im Weltcup liegt er in der ewigen Rangliste nur hinter seinem Landsmann Ole Einar Bjørndalen (95 Siege). In der vorigen Saison musste er sich nur Sturla Holm Lægreid, ebenfalls aus Norwegen, geschlagen geben.

Als Titelverteidigerin des Gesamtweltcups der Frauen startet Franziska Preuß vom SC Haag in die Saison. Preuß setzte sich beim Weltcupfinale in Oslo in dramatischer Weise gegen ihre direkte Konkurrentin Lou Jeanmonnot aus Frankreich durch – Jeanmonnot stürzte kurz vor dem Ziel.

Die folgenden Läuferinnen komplettieren das deutsche Damenteam in Östersund: Selina Grotian (SC Mittenwald), Vanessa Voigt (WSV Rotterode), Julia Tannheimer (DAV Ulm), Janina Hettich-Walz (SC Schönwald, nach Babypause), Marlene Fichtner (SC Traunstein) und Anna Weidel (WSV Kiefersfelden). Aufgrund einer neuen Regelung, die der Nation der Gesamtweltcupsiegerin bei den ersten Rennen einen zusätzlichen Startplatz verleiht, werden bei den Einzelrennen der Frauen in Östersund sieben deutsche Läuferinnen am Start sein.

Für die Herren verlief die Vorsaison durchwachsen. In der Gesamtweltcupwertung schaffte es keiner unter die Top ten. Philipp Nawrath (SK Nesselwang) lag als bester DSV-Athlet auf Platz 14. Neben ihm nehmen Justus Strelow (SG Stahl Schmiedeberg), Lucas Fratzscher (WSV Oberhof 05), Simon Kaiser (WSV Oberhof 05), Philipp Horn (SV Eintracht Frankenhain) und Danilo Riethmüller (WSV Clausthal-Zellerfeld) am Weltcupauftakt teil.

Dass sich der Biathlonsport in Deutschland weiter großer Beliebtheit erfreut, bestätigte etwa das »Loop One Festival« im Olympiapark von München im Oktober. Dort feuerten Tausende Zuschauer ein hervorragend besetztes Startfeld an, das sich auf Rollskiern in einem »Supersprint« maß. Justus Strelow wurde bei den Herren Dritter, Anna Weidel, die für die verletzte Franziska Preuß eingesprungen war, bei den Damen Vierte. Beide wären mit diesen Platzierungen sicher auch in Östersund zufrieden.

Der Höhepunkt der diesjährigen Biathlonsaison sind freilich keine Weltcuprennen, sondern die olympischen Wettbewerbe im Südtiroler Antholz im Februar.

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