Englands rechtes Medienimperium
Von Christian Bunke
Dem britischen Zeitungsmarkt steht eine konservative Elefantenhochzeit bevor: Der »Daily Mail and General Trust« (DMGT) plant die Übernahme der Telegraph Media Group. Das geht aus einer von DMGT am vergangenen Wochenende veröffentlichten Stellungnahme hervor. Zuvor hatte bereits die Financial Times über die geplante Übernahme berichtet. Laut Angaben von DMGT will die Gruppe für den Kauf 500 Millionen Pfund Sterling (etwa 580 Millionen Euro) in die Hand nehmen – auch, um bestehende Schulden zu tilgen.
Eigentümer von DMGT ist Jonathan Harmsworth, Abkömmling eines englischen Adelsgeschlechts, das seit 1922 die alleinige Kontrolle über das Medienkonglomerat hat. Flaggschiff ist die Tageszeitung Daily Mail. Sie hat traditionell eine nationalkonservative Ausrichtung. In den 1930er Jahren unterstützte das Blatt zeitweise offen die British Union of Fascists (BUF), die damals stärkste faschistische Organisation auf den britischen Inseln. Meistens stärkt das Blatt jedoch den Tories, also den britischen Konservativen, den Rücken. Seit kurzem dient sich das Blatt jedoch auch der rechts von den Tories stehenden, etwa mit der deutschen AfD vergleichbaren Partei Reform UK an.
Führendes Produkt der Telegraph Media Group wiederum ist der Daily Telegraph, eine konservative Tageszeitung, die bei Parlamentswahlen stets die Tories unterstützt, sich aber ähnlich wie die Daily Mail in jüngster Zeit Reform UK angenähert hat. Der Telegraph steht dem britischen Militär und somit auch dem rüstungsindustriellen Komplex nahe. Die Zeitung steht schon seit längerer Zeit zum Verkauf.
Seit Mai dieses Jahres wehrte sich die Redaktion mit Händen und Füßen gegen den Verkauf an die Investmentfirma Redbird Capital Partners. An dieser ist unter anderem Scheich Mansour bin Sajid Al Nahjan beteiligt, ein aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammender Milliardär und Eigentümer des Fußballvereins Manchester City FC. Aufgrund dessen finanzieller Beteiligung sowie einer unterstellten Nähe zu chinesischen staatlichen Interessen fürchtete die Redaktion einen zu starken »ausländischen Einfluss«. Anders ausgedrückt: Die Tageszeitung des feudal geprägten britischen Bürgertums soll im doppelten Sinn »nationaler« Hand bleiben.
Harmsworth erfüllt diese Bedingungen perfekt. Wenn die britischen Kartellbehörden dem Kauf zustimmen, wird er den britischen Zeitungsmarkt derart dominieren wie einst Rupert Murdoch. Harmsworths Mediengruppe beinhaltet schon jetzt neben der Daily Mail und ihren Sonntags- und Onlineablegern auch die im ganzen Vereinigten Königreich verteilte Gratiszeitung Metro sowie The i Paper, eine politisch »neutrale« Zeitung. Das populärwissenschaftliche Magazin New Scientist gehört ebenfalls zum Portfolio. Laut eigenen Angaben erreicht die Gruppe über ihre Printmedien zehn Millionen Menschen pro Tag, über ihre Onlineauftritte 160 Millionen Menschen weltweit. Nach einem erfolgreichen Kauf der Telegraph-Gruppe wäre sie die mit Abstand größte Zeitungsgruppe Großbritanniens.
Das Zusammenwachsen zweier großer nationalkonservativer Zeitungsgruppen erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem das rechte Spektrum in der britischen Medienbranche ohnehin stark ist. Auch im Staatssender BBC setzen sich zunehmend Kräfte durch, die US-Präsident Donald Trump nahestehen oder diesen zumindest nicht offen kritisieren wollen. Und auch rechte Influencer gewinnen zusehends an Einfluss und konnten ihre Anhänger in jüngerer Zeit zu teils gewalttätigen Demonstrationen mobilisieren.
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