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Aus: Ausgabe vom 22.11.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Hirnschmalz vs. KI

Zu jW vom 18.11.: »Gefangen in der Blase«

Zweifellos verbergen sich hinter »KI« Glanzleistungen, sowohl hard- als auch softwaretechnischem Ursprungs. Zweifellos könnte die KI dazu beitragen, die Welt in einen lebenswerteren Zustand zu versetzen. Dieses Potential steckte aber bereits in der Erfindung der Dampfmaschine wie auch in der Entdeckung und Nutzbarmachung von Atomkraft. Hinter KI verbirgt sich letztlich die Zugriffsmöglichkeit auf das »Wissen im Netz«, welches durch »Mensch« in diesem hinterlegt wurde. Die KI »lernt«, dieses Wissen in kürzester Zeit abzurufen und – je nach Art der Fragestellung – in anderer Form wieder zusammenzusetzen. KI generiert ihr Wissen aus sich selbst heraus! Konsens in der Wissenschaft ist allerdings, dass aktuelles Wissen stets in Frage gestellt werden muss und nicht als absolut betrachtet werden darf.

Rückblickend wurden fundamentale Erkenntnisse dadurch erworben, dass »Menschen« sehr viel Zeit mit Grundlagenforschung verbrachten, unter Laborbedingungen, die aus heutiger Sicht antiquiert wirken. Es kommt hinzu, dass diese Wissenschaftler zu ihren Lebzeiten kaum Nutzen aus ihren Erkenntnissen ziehen konnten. Die Leistungen von Einstein und Co. basieren größtenteils auf »Hirnschmalz«, wobei Irrtümer nicht ausgeschlossen werden durften. So ist Einsteins Skepsis gegen einige Aspekte der Quantentheorie, die er als »spukhafte Fernwirkung« bezeichnete, heute widerlegt. Unabhängige Grundlagenforschung wird in der westlichen Hemisphäre fast ausschließlich von Großunternehmen finanziert, die natürlich nachdrücklich auf die Nutzbarmachung in ihrem Interesse drängen.

Neben dieser Tatsache sollte bewusst sein, dass auch Fehlinformationen nahezu ungefiltert in diesen gigantischen Datenvorrat einfließen. Da KI aber ebenso wie Google von deren Nutzern kaum hinterfragt wird, stehen die Scheunentore der Manipulation noch weiter offen als bisher, womit die Frage nach den Profiteuren von KI teilweise schon beantwortet ist. Die Nutzbarmachung von Plattformen wie Chat-GPT erschöpft sich größtenteils im Abrufen von Daten, Textformulierungen und in der Beeinflussung von Menschen. Man könnte es als digitalen Influencer definieren.

Letztlich geht somit fundamentales Grundwissen verloren. Es ist kaum noch unterscheidbar, ob ein Text – unabhängig davon, ob es sich um eine Glückwunschkarte oder um eine fachliche Ausarbeitung handelt – von »Mensch« oder KI generiert wurde. Logische Schlussfolgerung: Linguistische Fähigkeiten gehen mehr und mehr verloren, das »Erfassen« und »Verarbeiten« komplexer Aufgaben wird von großen Teilen der Bevölkerung auf KI ausgelagert. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass KI sich »zur Blase« entwickelt, da sich eine reelle Wertschöpfung langfristig aus Innovationen rekrutiert. Momentan besteht aber die Gefahr, dass die Wissensbasis eines Facharbeiters auf diese Plattformen ausgelagert wird. Etwas legerer formuliert: Man sollte genau wissen, wer im Führerstand einer Lokomotive sitzt, bevor man sich mit 250 Kilometern pro Stunde durch die Landschaft bewegen lässt.

Detlev Schulz, Gaggenau

»Weil du arm bist …«

Zu jW vom 14.11.: »Klartextler des Tages: Hendrik Streeck«

Menschenverachtend, der Vorschlag des Mediziners Hendrik Streeck, sehr teure Medikamente und Behandlungen nicht mehr für sehr alte und sterbenskranke Menschen zu verordnen. In Deutschland leben 18.000 Hundertjährige. Die Realisierung des Vorschlages von Streeck würde neben Milliarden Einsparungen noch anderes – sehr deutlich – im Interesse der politischen Eliten zeitigen. Während die 8,7 Millionen privat Krankenversicherten sowie 28 Millionen Zusatzversicherten, die über 2,8 Millionen Millionäre und 249 deutschen Milliardäre sich teure Medikamente und Behandlungen leisten können, hätte die große Mehrheit, die über sechs Millionen Bürgergeld- und Arbeitslosengeldbezieher, die Mindestrentner und Billiglöhner, nicht die Möglichkeit, teure Medikamente und Behandlungsmethoden zu finanzieren. Für sie würde das Motto des bundesdeutschen Filmes von 1956 gelten: »Weil du arm bist, musst du früher sterben.«

Wilfried Schubert, Güstrow

Vergessliche Presse

Zu jW vom 3.11.: »Abgesang«

»Allerdings findet man bei Springer, dass Beijing seine neue Position der Stärke einer systematischen Verletzung der Spielregeln verdanke: Dumpinglöhne, Dumpingpreise, Subventionen – unfairer Wettbewerb.« Es ist schon komisch, wie vergesslich die deutsche Presse ist. Hat der »Wertewesten« nicht aufgrund von Dumpinglöhnen in der Vergangenheit super Geschäfte gemacht, wenn die Industrie China als verlängerte Werkbank betrachtet hat? Dumm nur, dass China sich in dieser Zeit mehr und mehr Wissen angeeignet hat, um aus dieser Umklammerung und Ausbeutung herauszufinden.

Andreas Blöth, Rabenau

Ein Herz für Rentner

Zu jW vom 15./16.11.: »Zu den Waffen«

2.500 Euro brutto für Freiwillige in der Bundeswehr. Unterkunft, Kleidung und Essen werden gestellt. Ein Sozialprogramm für Menschen in prekären Wohn- und Einkommensverhältnissen. Unsere Politiker haben eben doch ein Herz für die Schwachen in der Gesellschaft. Leider wird keine Altersgrenze angegeben. Ob ich mich als Rentner bewerben kann?

Christian Helms, Dresden

The Kids Are Alright

Zu jW vom 11.11.: »Für die Fähigkeit zum Töten«

Das mag ja so sein, dass Herr »Pistolerius« sehr, sehr optimistisch ist, dass die »Kriegspartei« SPD einen Konsens mit der CDU/CSU über die Wiedereinführung des »Wehrdienstmodernisierungsgesetzes« erreicht. Aber ich vertraue auf unsere »Kids«, vernetzt über alle sozialen Medien dieser Welt, die auch, wie die Jugendlichen in der Ukraine, sagen: »Das ist euer Krieg, nicht mit uns.« Die »alten, weißen Männer«, die etwas zu verlieren haben, verfallen langsam in Panik.

Peter Balluff, Vöhl

Da KI aber ebenso wie Google von deren Nutzern kaum hinterfragt wird, stehen die Scheunentore der Manipulation noch weiter offen als bisher.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

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