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Aus: Ausgabe vom 14.11.2025, Seite 3 / Ansichten

Klartextler des Tages: Hendrik Streeck

Von Felix Bartels
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Hendrik Streeck

Leben ist nicht alles im Leben. Mit solchen Maximen kommt er durchs selbe, der Hendrik, der Streeck. Nun hat der CDU-Mann für Gesundheitsfragen die Frage aufgeworfen, ob man alten Menschen noch teure Medikamente verordnen soll. Es brauche in der medizinischen Selbstverwaltung »klarere und verbindliche Leit­linien«, sagte er beim Sender Welt TV, der ihm politisch nicht allzu entfernt steht.

Wenn ein Gedanke auf der prinzipiellen Ebene verfänglich zu werden droht, wird man gern anek­dotisch. Streeck bemüht darüber hinaus die persönliche Komponente in Form seines an Lungenkrebs erkrankten Vaters: »Es wurde in den letzten Wochen (…) so viel Geld ausgegeben. Und es hat nichts gebracht.« Und weil es in diesem Fall nichts gebracht hat, sollte man es prinzipiell nicht mehr versuchen? Auch dann nicht, wenn der Betreffende es möchte? Mit den Implikationen seiner Aussagen hält Streeck sich indessen nicht auf und redet weiter: »Er hat mehr dort ausgegeben als je in seinem ganzen Leben im Gesundheitswesen.« Der nach Klarheit Rufende wird hier bemerkenswert unklar. Worum soll es denn gehen? Um das Verbot, teure Medikamente einzusetzen, oder darum, den Einsatz nicht durch Kassenleistung zu decken?

Ginge es um letzteres, gäbe es kein Problem öffentlicher Kosten. Zudem wäre der ethische Wert erhalten, Menschen selbst über den Fortgang ihres Lebens bestimmen zu lassen. Man müsste dann allerdings unterscheiden zwischen Selbstzahlern, die es sich leisten können, und dem Rest, der sehen muss, wo er bleibt. In der ersten Variante wiederum steckt das medizinethische Problem, dass man unterscheidet zwischen jungen, arbeitskräftigen Menschen, die Lebensverlängerung verdienen, und alten, bloß noch konsumierenden, die sie nicht verdienen. Viel Spielraum, den der Klarheit einfordernde Streeck lässt.

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