Recycling des Tages: Fischer- zu Drohnennetz
Von Reinhard Lauterbach
So ein Fischernetz hält ungefähr ein Jahr. Danach muss es ausgetauscht werden, und die ausgedienten gammeln auf den Kais herum, bis sie irgendwann entsorgt werden. Kostet alles Geld, und im Zweifelsfall mehr, als ein mit Altnetzen vollgestopfter Container. Den in die Ukraine zu transportieren, kommt von den Niederlanden aus auf 3.300 Euro. Und dort bekommen die Netze ein zweites Leben: als Bespannung von Straßen gegen Drohneneinschläge. Gerade erst haben auch bretonische Fischer 280 laufende Kilometer Schleppnetz an die Ukraine abgegeben, wie dieser Tage der Kyiv Independent berichtete.
Das Verfahren ist aber nicht so neu, wie das Onlinemagazin es darstellte. Das wird schon an die drei Jahre so gemacht, und angefangen haben damit laut dem Youtube-Kanal »Militärshow« die Russen in der Schlacht um Bachmut. Die Ukraine, die sich heute des Einfalls rühmt, hätte die Idee somit kopiert, wie das im Krieg halt zugeht.
Die ARD, die im Sommer eine längere Reportage über das Netzrecycling gesendet hat, berichtete, dass niederländische Netze besonders beliebt sind, denn sie hatten ihr erstes Leben in der Blumenzwiebelanzucht, und deshalb haben sie feinere Maschen als die dänischen und französischen Hochseenetze, die oft vom Schleppen über den Meeresgrund so zerrissen sind, dass sie für die Drohnenabwehr nicht mehr so recht taugen.
Und dann natürlich der menschliche Faktor. Da will doch einfach jemand die Straße da überqueren, wo er oder sie diese immer überquert hat, und nicht da, wo die uniformierten Netzespanner Lücken gelassen haben. Und zack, ist wieder ein Loch in die Netze geschnitten. Russland benutzt jetzt übrigens Drohnen, die unter den Netzrändern herfliegen können oder überhaupt am Boden lauern, bis jemand Feindliches vorbeikommt. Der Krieg als Motor der Innovation.
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