Die notwendige Praxis
Von Christophe Immer
Gibt es das Richtige im Falschen doch? Elisabeth Voß legt mit dem »Praxishandbuch Selbstverwaltung« ein Buch vor, das sich an Gruppen richtet, die gemeinschaftliche Projekte in selbstverwalteter Struktur gründen oder weiterentwickeln wollen. Die Autorin, seit vielen Jahren in solchen Zusammenhängen aktiv und beratend tätig, verbindet theoretische Grundlagen mit konkreten praktischen Hinweisen. Der Band verbindet fachliche Tiefe mit einer klaren politischen Haltung.
Im Vorwort betont Voß, dass Selbstverwaltung keine einheitliche Formel kennt: »Es gibt keine Lösung, die für alle passt.« Diese Grundhaltung prägt das gesamte Buch, das kein starres Modell vermitteln, sondern dazu ermutigen will, für jedes Projekt eigenständige Entscheidungen zu treffen. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie gemeinschaftliches Wirtschaften, demokratische Entscheidungsprozesse und soziale Verantwortung miteinander verbunden werden können.
Die Gliederung des Handbuchs folgt einer Systematik, die sich an den praktischen Schritten der Projektentwicklung orientiert. Zunächst werden die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen erläutert – von möglichen Rechtsformen über Fragen der Haftung bis zu Finanzierungsmodellen. In einem weiteren Teil widmet sich Voß den internen Strukturen: Entscheidungsfindung, Kommunikation, Konfliktbearbeitung und Aufgabenverteilung werden hier ebenso behandelt wie Fragen der Transparenz und der Machtbalance in kollektiven Zusammenhängen. Abschließend thematisiert das Buch die trockene, aber notwendige Praxis selbstverwalteter Organisationen – etwa Buchhaltung, Verantwortlichkeiten und langfristige Sicherung.
Voss ist bemüht, juristische und betriebswirtschaftliche Inhalte verständlich zu vermitteln. Fachbegriffe werden erläutert, theoretische Passagen durch Praxisbeispiele ergänzt. Methodische Klarheit macht das Handbuch nicht nur für Experten, sondern auch für Einsteiger in selbstverwaltete Strukturen zugänglich. Selbstverwaltung wird hier nicht nur als Organisationsform verstanden, sondern als kulturelle und politische Praxis, die Gleichberechtigung, Solidarität und Verantwortung fördern soll. Besonders hervorzuheben ist der Anspruch, ökonomische Instrumente so zu gestalten, dass sie den Menschen und dem gemeinschaftlichen Zweck dienen. Das Handbuch schließt eine Lücke zwischen wissenschaftlicher Literatur und praxisorientierten Ratgebern und kann so ein Bezugspunkt für Kollektivbetriebe, Genossenschaften und Hausprojekte werden. In einer Zeit, in der gemeinschaftliche Organisationsformen wieder an Bedeutung gewinnen, bietet es eine solide Grundlage, um Selbstverwaltung nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern praktisch umzusetzen. Um das Richtigere im Falschen zu tun.
Elisabeth Voß: Praxishandbuch Selbstverwaltung. Rechtsformen und Finanzierung für die Gründung von Kollektivbetrieben und Hausprojekten. Transcript, Bielefeld 2025, 480 Seiten, 39 Euro
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Politisches Buch
-
Überbau der Restauration
vom 10.11.2025 -
Neu erschienen
vom 10.11.2025