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Aus: Ausgabe vom 01.11.2025, Seite 1 / Ansichten
Kitaschwund

Endlich »Westniveau«

Kitas im Krisenmodus
Von Nico Popp
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Am Limit: Protestkundgebung von Erzieherinnen und Erziehern in Rostock (13.3.2025)

Es ist eine Sache, dass die nun zumindest theoretisch mögliche Verbesserung der Betreuung in den Kindertagesstätten dadurch realisierbar wird, dass es weniger Kinder gibt. Erstmals »seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2006« sei die Gesamtzahl der Kinder in Tagesbetreuung in der Bundesrepublik rückläufig, hieß es am Freitag aus dem Statistischen Bundesamt. Der Sachverhalt als solcher überrascht nur vollständig Begriffslose: Wenn junge Erwachsene bei ständig steigenden Lebenshaltungskosten immer seltener mit einem halbwegs stabilen Einkommen rechnen können, keine eigene Wohnung finden oder die Miete für selbige nur noch mit knapper Not bezahlen können und dazu über Jahre einer pausenlosen Kriegs- und Mobilmachungspropaganda ausgesetzt sind, hat das nun mal Auswirkungen auf die Geburtenstatistik.

Gleichzeitig hat die Zahl der Kitabeschäftigten noch einmal etwas zugenommen. Also ist der sogenannte Betreuungsschlüssel, der vorgibt, wie viele Kinder ein Erzieher (höchstens) betreuen sollte, im Kitaalltag bald nicht mehr nur eine papierne Fiktion? Selbstverständlich nicht. Längst hat, obwohl bei ernstlicher Beachtung dieser Vorgaben auch weiterhin Personalnot in den Kitas herrscht, die Politik Einsparpotential entdeckt. Das Argument: In der Stadt X gibt es 1.000 Kitaplätze, von denen aktuell aber nur 800 tatsächlich nachgefragt werden. Also sind zwei oder drei Kitas »überflüssig«. Der Einwand, dass mit den 800 Kindern überhaupt erst eine gewisse Aussicht besteht, mit dem vorhandenen Personal eine Betreuung sicherzustellen, die weder die Erzieher noch die Kinder unter Stress setzt, beeindruckt einen Staat nicht, der, wie ebenfalls am Freitag zu hören war, 900 Millionen Euro für »Kamikazedrohnen« ausgibt.

Eine noch einmal besondere Tragödie ist, dass die Schließungen absehbar vor allem den Osten treffen. In Weimar, Brandenburg/Havel, Magdeburg, Gardelegen und Naumburg sind bereits Einrichtungen geschlossen worden oder stehen vor der Schließung. Ein Erbe der DDR, das die Welle der Verheerung nach 1990 nicht fortgespült hat, ist bedroht. Auch eine Anpassung an »Westniveau«.

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