Im Würgegriff
Von Volker Hermsdorf
Während Hurrikan »Melissa« mit zerstörerischer Wucht über Kuba hinwegfegt, diskutiert die UN-Generalversammlung zum 33. Mal über eine Resolution zur Beendigung jener Politik, die das Land schwerer und dauerhafter schädigt als jeder Sturm: die einseitige Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade der USA.
Kurz vor Beginn der zweitägigen Debatte hatte das State Department US-Bürger in einer zynisch wirkenden Reisewarnung aufgefordert, Kuba »angesichts zusammengebrochener Infrastruktur und mangelnder Versorgung« zu verlassen – also Probleme, die Washington mit seiner seit 63 Jahren bestehenden Blockade entscheidend mitverursacht hat.
Seit 1992 fordert eine überwältigende Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten Jahr für Jahr die sofortige Beendigung aller Sanktionen – und genauso lange ignorieren die USA und eine Handvoll Vasallen dieses Votum. Auch diesmal sprach sich die Welt nahezu einstimmig dafür aus: Die Blockade muss enden.
Doch Washington will auch dieses Votum ignorieren: US-Vertreter Mike Waltz bezeichnete die UN-Sitzung als »politisches Theater«, bestritt die Existenz einer Blockade gegen Kuba und nannte Kritik daran »Propaganda«. Statt auf Fakten einzugehen, warf er Havanna vor, vom »eigenen Versagen« abzulenken, und forderte die Mitgliedstaaten auf, sich der Stimme zu enthalten oder gegen die Resolution zu votieren. Diplomatische Quellen berichteten bereits im Vorfeld von Absprachen zwischen Donald Trump und Argentiniens Präsidenten Javier Milei sowie von erheblichem Druck auf Länder in Lateinamerika und Europa, um deren Abstimmungsverhalten zu beeinflussen.
Dennoch prangerten die meisten Redner die Blockade als Hauptursache des täglichen Mangels in Kuba an. Das klare Abstimmungsergebnis bleibt jedoch ein symbolischer Akt ohne unmittelbare Konsequenzen, da Washington Beschlüsse der Vereinten Nationen seit Jahren ignoriert. Zugleich wird deutlich: Die USA bilden mit Israel, Staatschefs wie Milei und der Regierung in Kiew, deren Geheimdienst propagandistische Munition für die US-Kampagne gegen Kuba lieferte, eine Allianz, die mehr und mehr in Konflikt mit dem Völkerrecht steht.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas Eichner aus Schönefeld (29. Oktober 2025 um 23:49 Uhr)Ich habe in den letzten Stunden große Angst um Freunde, die sich derzeit auf Kuba befinden, ausgestanden. Die erlösenden Nachrichten kamen zum Glück sehr bald. Die kubanische Regierung hat es, trotz der von den USA und ihren Vasallen immer wieder angeprangerten »Misswirtschaft«, nicht nur geschafft, über 70.0000 Menschen aus den betroffenen Regionen zu evakuieren, sondern auch die Touristen aus vielen Ländern zu schützen. Das kostet Aufwand und vor allem Geld. Um so mehr beeindruckt mich die Ruhe und Gelassenheit, mit der dieses geschundene kubanische Volk auch mit Naturgewalten umgeht. In den, meist kapitalistisch regierten Ländern drumherum gibt es Tote, furchtbare Zerstörung und vor allem – ihrem Schicksal überlassene Menschen. Was passiert in Florida, wenn »Melissa« dort auf Land trifft? Mar-a-Lago wird es nicht treffen, aber die einfachen Menschen in Florida, dem »Sunshine State« der USA, werden unter den Auswirkungen des Hurrikans zu leiden haben. Welches System ist menschlicher? Das US-amerikanische, imperialistische und kriegstreibende System oder die ach so verteufelte »kommunistische Diktatur« auf Kuba? Und ich danke all jenen Staaten, die wieder in der UN-Vollversammlung für eine Beendigung der Blockade Kubas stimmten. Es sind diese Staaten, die wissen: Die USA und ihre Vasallen sind nicht der Nabel der Welt.
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