Generation Z in Marokko unterbricht Protest
Rabat. In einem Klima sozialer Spannungen ist am Sonntag der Musiker Mustapha Oumoussa in einem Krankenhaus der marokkanischen Hafenstadt Tanger seinen schweren Verbrennungen erlegen. Besser bekannt unter dem Künstlernamen Sulit, war Oumoussa vergangene Woche inmitten anhaltender Proteste der Bewegung »Gen Z 212« in der Stadt Al Hoceima in einem Café mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet worden. Er galt als unabhängige Stimme der Rif-Region und Vertreter der dortigen Amazigh-Kultur. Der Attentäter wurde verhaftet. Die Motive für die Tat blieben am Montag unklar.
Die Kundgebungen der Bewegung »Gen Z 212« waren am Sonnabend auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden. Am Abend zuvor hatte König Mohammed VI. die neue Sitzungsperiode im marokkanischen Parlament eröffnet. Es war erwartet worden, dass er in seiner Rede auf die jüngsten Proteste eingeht. Allerdings kam er kein einziges Mal unmittelbar auf sie zu sprechen. Auch wies er eine zentrale Beschwerde der überwiegend jugendlichen Demonstranten zurück, indem er behauptete, dass Projekte wie die kostspielige Austragung der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2030 nicht in Widerspruch zu sozialen Belangen stünden.
Die Medien des Landes stellen den Auftritt des Königs allerdings so dar, als ob er die Forderungen der Demonstranten nach besseren Lebensbedingungen aufgegriffen habe. Demnach liege es nun an Parlament und Regierung, entsprechende Versäumnisse wiedergutzumachen. So will »Gen Z 212« erst einmal abwarten, welche Maßnahmen getroffen werden, den katastrophalen Zustand des Gesundheits- und Bildungssystems in Marokko zu beenden. Die Proteste waren im September durch einen Aufruf auf der Onlineplattform Discord ausgelöst worden, nachdem kurz zuvor in einer Klinik in Agadir acht Frauen bei der Entbindung verstorben waren. (jW)
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