Türkei verweigert Vorsitzendem des Dersim Kultur- und Geschichtszentrums die Einreise

Der Dersim Kultur- und Geschichtszentrum e. V. Informierte am Sonnabend über eine Einreiseverweigerung für seinen Vorsitzenden Ahmet Canpolat in die Türkei:
Der Vorsitzende des Dersim Kultur- und Geschichtszentrums e. V. und in Deutschland gewerkschaftlich engagierte Ahmet Canpolat wurde heute bei seiner Ankunft am Flughafen in der Türkei an der Einreise gehindert. Türkische Behörden verweigerten ihm die Einreise und schickten ihn noch am selben Tag mit dem Flugzeug nach Deutschland zurück.
Ahmet Canpolat war in die Türkei gereist, um seinen verstorbenen Vater in sein Heimatdorf in Dersim zu überführen und dort beizusetzen. Diese zutiefst menschliche und familiäre Angelegenheit wurde durch die willkürliche Maßnahme der türkischen Behörden verhindert.
Im Mai dieses Jahres war Ahmet Canpolat gemeinsam mit einer Delegation des Dersim Kultur- und Geschichtszentrums e. V. in Dersim, wo sie sich zusammen mit Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen und Menschenrechtsaktivist*innen auf die Spuren des Massakers von 1937–1938 begaben. In Deutschland arbeitet das Dersim Kultur- und Geschichtszentrum e. V. in an der Erstellung eines eigenen Archivs zu den Ereignissen von Dersim 1937/38, um die historische Aufarbeitung und das Gedenken an die Opfer zu fördern.
Es liegt nahe, dass diese wissenschaftlich-kulturellen Aktivitäten der Grund dafür sind, dass Ahmet Canpolat heute nicht in die Türkei einreisen durfte. Das Dersim Kultur- und Geschichtszentrum e. V. verurteilt diese politische Maßnahme aufs Schärfste und sieht darin einen weiteren Versuch, kritische Aufarbeitung, Erinnerungskultur und Meinungsfreiheit zu unterdrücken. (…)
Das Forum Gewerkschaftliche Linke Berlin machte sich am Freitag auf seiner Website über skurrile Polizeiauflagen für eine Demonstration gegen Rüstungsproduktion und Kriegskurs am Sonntag in Berlin-Wedding lustig:
Als wir von den vorab erteilten Auflagen der Berliner Polizei für die Demonstration erfuhren, konnten wir es kaum glauben: Das Zeigen von dreieckigen Wassermelonen soll untersagt sein?!
Oops … kennt einer von Euch dreieckige Wassermelonen? Wir nicht. Eigentlich sind sie schön eierig rund und grün. Könnte die Polizei meinen, Wassermelonen in dreieckige Stücke aufgeschnitten zum Verzehr? Wir wissen es nicht, aber bei der Polizei von Berlin ist Vorsicht geboten.
Schließlich wurde auch schon mal die Parole »Stoppt das Morden, stoppt den Krieg« von der Berliner Polizei verboten. Heißt das im Umkehrschluss, wir sollen zu Mord und Krieg aufrufen? Wollen und werden wir nicht. So staatstreu sind wir nicht, trotz Druck durch die Staatsräson.
Da wir die Berliner Polizei kennen, werden wir keinen billigen Vorwand liefern, unsere Demonstration und Aufklärung zur Militarisierung in Berlin und Kriegsverbrechen in Gaza zu behindern. Selbstverständlich werden wir die Auflage befolgen, ist sie doch eine Steilvorlage für das, was wir wollen.
Das Zeigen von Wassermelonen bzw. dreieckiger Wassermelonenstücke zu verbieten, beweist doch nur, mit welchen Absurditäten dieser Staat seine Repressionen gegen unliebsame Wahrheiten rechtfertigen muss und wie stark wir als Bewegung im Kampf für Menschen- und Völkerrecht gegen einen Genozid anecken. Solche Auflagen öffnen immer mehr Menschen die Augen. Genau dafür demonstrieren wir ja. (…)
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