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Aus: Ausgabe vom 09.10.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Toilettenfrage als Klassenfrage

Zu jW vom 1.10.: »Die Große Säuberung«

Mir fiel auf, dass auf dem Weg nach Berlin zur Friedensdemo am 3. Oktober 2025 auf dem ersten Rastplatz gerade die Schlange zu den Frauentoiletten bestimmt 15 Meter lang war. Toiletten waren nicht ausreichend vorhanden, die Männertoilette strotzte nicht vor Sauberkeit. In der BRD mangelt es an öffentlichen Toiletten; auf unseren wöchentlichen Friedenskundgebungen gehen wir in ein Textilkaufhaus oder in eine Bäckerei/ein Café. Es ist etwas Besonderes, wenn der Generalsekretär der etwa 100 Millionen Genossinnen und Genossen starken Kommunistischen Partei Chinas, Xi Jinping, Provinzen und kleinere Städte besucht und mit Menschen diskutiert.

Xi wollte bei der Diskussion mit einfachen Menschen besonders die Toilettenfrage ansprechen und fragte direkt heraus, ob die Menschen nicht nur mit ihren Wohnungen zufrieden wären, sondern auch mit den Sanitäreinrichtungen, der allgemeinen Hygiene. Er freute sich aus ganzem Herzen, wenn die Menschen das bejahten, und versprach, in den nächsten Jahren würde weiterhin der Schwerpunkt auf Sozial-/Gesundheitspolitik liegen, wozu die Toilettenfrage unbedingt gehört. Auch in der Bundesrepublik bleibt es nicht nur ein Jammern auf hohem Niveau, wenn gesagt wird, ein Restaurant oder Bürgerhaus nicht mehr betreten zu wollen, wenn sich an der Sauberkeit auf den Toiletten nichts ändert.

Chinas KP bleibt auf dem richtigen Weg und wir empathisch mit allen Menschen, Kindern, Alten, besonders Frauen, wenn wir an das total zerstörte Gaza im Nahen Osten denken, wo eine faschistoide Regierung mit massivster Unterstützung der USA alles plattgebombt hat. Wo waschen sich die Menschen, putzen ihre Zähne; wo können sie regelmäßig auf die Toilette gehen? Nirgends! Das hat die Zivilgesellschaft zu interessieren, UNO und andere humanitäre Organisationen. Von der herrschenden Politik, ihrer brutalen Kriegspolitik, Menschenverachtung, Demütigungen und Entrechtungen, besonders gegenüber Frauen, ist nichts mehr zu erwarten! Eine Toilettenrevolution weltweit gehört zu einem wichtigen Baustein für ein menschenwürdiges Dasein!

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Teures Werkzeug

Zu jW vom 25.9.: »Digitale Repression«

Im Leserbrief »Werkzeug der Repression und Befreiung« wird ganz schön schräg idealistisch argumentiert. Vor fünfunddreißig Jahren, als ich im Betrieb meine erste E-Mail-Adresse hatte und Suchmaschinen verfügbar waren, war die Begeisterung groß. Das »frühe Internet« hat auch nicht ganze Gesellschaften geprägt, da war eine »active community«, die zwar weiterhin existiert, aber faktisch keinen Einfluss mehr hat. Von wegen KI als Werkzeug der Befreiung! Im ausgehenden Winter dieses Jahres habe ich versucht, mit KI was zu machen, Pustekuchen!

Auf meinem Rechner (12 GB RAM) ist es nicht gelungen, ein Training durchzuführen. Unter 64 GB Speicher tut sich nichts, ab 128 GB könnte man leichten Erfolg haben. Von Dell gibt es Rechner, die über solche Speicher verfügen, aber leisten kann ich mir die nicht. Genausowenig die Grafikkarten, die die berühmt-berüchtigten Nvidia-Bauteile enthalten. Man könnte es in der Cloud versuchen. Aber auch da kostet die Sache soviel Geld, dass ich es mir verkniffen habe. Der Lichtblick: Deep Seek bietet kostenlose und recht brauchbare Unterstützung (wenn man mal schnell ein einfaches Python- oder Perl-Skript braucht), mit Yandex kann frau kostenlos und in beliebiger Menge Dokumente übersetzen (wenn es einen vor der Sprachqualität von übersetzten PDF-Dokumenten nicht graust), die Bild-OCR-Qualität ist gut und brauchbar, wie die interaktive Übersetzung kleiner Texte (auch chinesischer). Hinsichtlich der industriellen und militärischen Nutzung von KI sollte man sich aber keinen Illusionen hingeben, was das emanzipative Potential dieser Softwaredisziplin angeht.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

An Bäuchen und Haaren liegt es nicht

Zu jW vom 2.10.: »Der Geist des Krieges«

(…) Damit, dass die USA seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Krieg mehr gewonnen hätten, mögen Hegseth und Trump ja Recht haben. Die Ansicht indes, dass die amerikanische Kriegstüchtigkeit mit einem Kampf gegen lange Haare und gegen Übergewicht der Generäle (»it’s completely unacceptable to see fat generals and admirals in the halls of the Pentagon«) aufzumotzen sei, spricht für ein bedenklich magisches Weltverständnis. Auch wenn Trump des weiteren davon phantasiert, sein Gaza-Friedensplan sei der beste der vorangegangenen 3.000 Jahre (»yesterday could be the settlement in the Middle East that hasn’t happened for 3,000 years«), dann muss man an seinem Verstand zweifeln. (…)

Wenn man Trumps Friedensplan liest, springen einem endlos viele Halbheiten, Unvollkommenheiten und Lücken ins Auge. Die von Hegseth vorgeschlagene Lösung der Übergewichtsfrage macht die Lücken auch nicht kleiner. Wer schützt uns vor derart rasanter Unvernunft unserer Politiker? Übergewichtig scheint mir vor allem einer zu sein: der US-amerikanische Militärhaushalt. Diese Eigenschaft teilt er mit den Militärhaushalten der anderen NATO-Staaten. »Hau drauf«, das ist für die denkfaule Politelite offenbar bequemer zu denken, als komplexe Lösungsmodelle zu entwerfen und auszuhandeln. Schon Reagan sagte: »After seeing ›Rambo‹ last night, I know what to do.« So geht das nicht. Es braucht mehr Agilität im Hirn und nicht so sehr mehr Agilität in den Muskeln. Ohne die westliche Fokussierung auf militärische Lösungskonzepte hätten wir jedenfalls heute im Donbass Frieden.

Ulf Gerkan, Hannover

Eine Toilettenrevolution weltweit gehört zu einem wichtigen Baustein für ein menschenwürdiges Dasein!

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