Gegründet 1947 Donnerstag, 23. Oktober 2025, Nr. 246
Die junge Welt wird von 3054 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 08.10.2025, Seite 6 / Ausland
Mittelamerika

Guatemalas Offensive gegen Banden

»Barrio 18«: Regierung erlässt verschiedene Maßnahmen, um Gewalt zu bekämpfen
Von Rudolfo Gonzáles
Aufstand_in_Jugendge_52877911.jpg
Das organisierte Verbrechen macht Lateinamerika unsicher, in Guatemala ist es die Gruppe »Barrio 18« (Guatemala-Stadt, 21.3.2017)

Der Kampf gegen Banden steht auch in Guatemala auf der politischen Agenda. Nachdem die US-Regierung die kriminelle Vereinigung »Barrio 18« im September als »ausländische terroristische Organisation« eingestuft hat, verkündete Guatemalas Präsident Bernardo Arévalo am Montag mehrere Gesetze zu deren Bekämpfung. Darüber hinaus legte der Sozialdemokrat eine Gesetzesinitiative für eine Verschärfung beim Strafvollzug vor, die auch den Bau eines Hochsicherheitsgefängnisses für Bandenmitglieder vorsieht. Bei der US-Einstufung war die Regierung in Guatemala-Stadt Washington offenbar behilflich, denn Arévalo bestätigte auch einen Informationsaustausch mit der Trump-Administration. Bereits im Februar hatte Trump sechs mexikanische Kartelle, die Bande »Mara Salvatrucha 13« sowie die venezolanische Gruppe »Tren de Aragua« als Terrororganisationen eingestuft. Im Fall der »Tren de Aragua« dient das als Rechtfertigung für militärische Aggressionen gegen Venezuela.

Dessen ungeachtet, wurde die Einstufung in Guatemala-Stadt begrüßt: »Diese Ankündigung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für Guatemala, wo Innenminister Francisco Jiménez eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Banden verfolgt. Während seiner Amtszeit wurden Polizeieinsätze, die Festnahme von Bandenführern und die regionale Koordinierung intensiviert.« Weiter heißt es in der Regierungsmitteilung: »Die Aufnahme von ›Barrio 18‹ in die schwarze Liste durch Washington kann als direkte Unterstützung der Offensive der guatemaltekischen Regierung und Jiménez’ Führungsrolle in Sicherheitsfragen interpretiert werden.« Nach Angaben des Ministers sind in den Registern des Strafvollzugssystems mehr als 3.000 Personen als Mitglieder von Banden registriert, die Straftaten begangen haben. Er wies darauf hin, dass es etwa 4.000 Bandenmitglieder gebe und sich diese Zahl auf etwa 12.000 erhöhe, wenn man Personen aus dem Umfeld einbeziehe. Bislang verfügt Guatemala über ein Hochsicherheitsgefängnis im Departement Santa Rosa, das Platz für etwa 300 Häftlinge bietet. Über das neue Gefängnis, dessen Bau geplant ist, gaben die Behörden keine weiteren Details bekannt, außer dass es eine medizinische Klinik enthalten soll, damit die Häftlinge das Gefängnis nicht verlassen müssen.

In Guatemala sind die Banden vor allem in der Metropolenregion der Hauptstadt präsent, in der gut fünf Millionen Menschen leben. Seit Arévalos Amtsantritt Anfang 2024 gab es mehrere großangelegte Razzien in Gefängnissen oder Maßnahmen wie die Verlegung von 225 Mitgliedern des »Barrio 18« im vergangenen Juli aus dem vergleichsweise luxuriös ausgestatteten Gefängnis mit dem Spitznamen »El Infiernito« (Die kleine Hölle). Die Rate an Tötungsdelikten sank erneut und lag im vergangenen Jahr bei 16,1 Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner, wobei 18 Prozent auf Bandenkriege und Drogenhandel zurückzuführen waren.

»Barrio 18« hat ihren Ursprung in Chicago, wo die Bande in den 1980er Jahren von mexikanischen Migranten gegründet wurde. In den 90ern verschärften die USA ihre Einwanderungspolitik, wodurch die Zahl der Straftaten, aufgrund derer Ausländer in ihr Herkunftsland abgeschoben werden konnten, erhöht wurde. Die Folge: Zahlreiche Mitglieder, die keine US-Staatsbürger waren, wurden zurückgeschickt, die Bande dehnte sich nach Mittelamerika, vor allem nach El Salvador, Guatemala und Honduras, aus.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Regio:

Mehr aus: Ausland