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15.09.2025, 19:51:45 / Inland

Deutscher Journalistenverband kritisiert US-Druck auf ZDF-Journalisten

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Der »Sondergesandter für Spezialmissionen der USA«: Richard Grenell (26.8.2020)

Berlin. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat die US-Regierung aufgerufen, kritischen Journalistinnen und Journalisten nicht mit Visumentzug zu drohen. In einem Brief an den US-Geschäftsführer in Berlin, Alan Meltzer, kritisierte der DJV Äußerungen des früheren US-Botschafters in Deutschland, Richard Grenell. Dieser hatte gefordert, dem ZDF-Studioleiter in Washington, Elmar Theveßen, das Visum zu entziehen.

Grenell ist unter US-Präsident Donald Trump seit Februar »Sondergesandter für Spezialmissionen der USA«. Grenell hatte Theveßen im Onlinedienst X als »Hetzer« und »Linksradikalen« bezeichnet, der »immer wieder zu Gewalt gegen Menschen aufruft, mit denen er politisch nicht übereinstimmt«. Grenell forderte, das Visum des Journalisten solle deshalb »für ungültig erklärt werden«.

Zur Begründung verwies Grenell auf einen Video-Podcast von Theveßen, in dem der ZDF-Journalist Fragen im Zusammenhang mit dem Attentat auf den ultrarechten Aktivisten und Trump-Unterstützer Charlie Kirk beantwortet. Theveßen sagt darin, dass der stellvertretende Stabschef im Weißen Haus, Stephen Miller, »sehr extreme Ansichten« habe und ein Stück weit »aus der Ideologie des Dritten Reiches« komme. In einem weiteren Online-Post unterstellte Grenell Theveßen, er rufe zur Ermordung Millers auf: »Wenn man instabilen Menschen sagt, dass jemand aus dem Dritten Reich stammt, fordert man sie dazu auf, einen Mord zu begehen«, schrieb Trumps Sondergesandter.

Der DJV kritisierte, Grenell diffamiere Theveßen wahrheitswidrig. Der Bundesvorsitzende Mika Beuster betonte überdies, Zwangsmittel wie ein Visumentzug gegen Journalisten seien bisher »nur von Autokratien« bekannt. Das ZDF verteidigte die Äußerungen Theveßens, der bereits seit 2019 aus Washington berichtet, also seit Trumps erster Amtszeit (2017 bis 2021). Seine Äußerungen seien durch die Pressefreiheit geschützt, und der ZDF-Studioleiter habe die Zusammenhänge in seinem Podcast »ausführlich eingeordnet«.

Die US-Regierung hatte zuletzt angekündigt, Visa für ausländische Journalisten künftig auf rund acht Monate zu begrenzen statt wie bisher auf bis zu fünf Jahre. »Damit ist eine dauerhafte und professionelle Korrespondententätigkeit nicht mehr möglich«, kritisierte der DJV-Vorsitzende Beuster. (AFP/jW)

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