Künstler, Linker, Cowboy
Von Marc Hairapetian
Robert Redford meinte, dass sein erster großer Film gleich der beste war: In »Ein Mann wird gejagt« (1966) spielt er unter der Regie von Arthur Penn den unschuldig des Mordes verdächtigten entflohenen Sträfling »Bubber« Reeves, den ein Sheriff (Marlon Brando) in einer texanischen Kleinstadt verzweifelt versucht, vor dem Lynchmob zu retten. Voller Bewunderung erinnerte Redford sich 2007 beim Gespräch im Berliner Kino International anlässlich der Premiere seines Demokratielehrstücks »Von Löwen und Lämmern« an Marlon Brando: »Ich konnte mir als Newcomer einiges von ihm abschauen.«
Charles Robert Redford, Jr., der am 18. August 1936 in Santa Monica geboren wurde und am 16. September an seinem Wohnort in Sundance, Utah, verstarb, wo er Anfang der 1980er Jahre auch half, das gleichnamige unabhängige Filmfestival ins Leben zu rufen, war selbstkritisch und aufmüpfig zugleich: »Als Kind der Filmindustrie muss ich mich an ihre Regeln halten, darf dabei aber nicht meine Kunst verraten.« Den Schauspieler charakterisierte Kollegin Barbra Streisand einmal treffend als »Künstler, Intellektuellen und Cowboy«. Als das politische Gewissen der Traumfabrik engagierte er sich für den Umweltschutz und verabscheute Rassismus.
Zum Star des »New Hollywood« wurde Robert Redford 1969 durch George Roy Hills tragikomischen Western »Butch Cassidy und Sundance Kid«, in dem er mit Paul Newman ein männliches Traumpaar bildete. Unvergessen auch, wie er und Dustin Hoffman als investigative Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein in »Die Unbestechlichen« (Alan J. Pakula, 1976) den Watergate-Skandal enthüllen. Mit seinem Lieblingsregisseur Sydney Pollack drehte er »Der elektrische Reiter« (1979), den Western »Jeremiah Johnson« (1972), den Agentenverschwörungsthriller »Die drei Tage des Condor« (1975) oder die Literaturadaptionen »This Property is Condemned« (1966) und »Jenseits von Afrika« (1985).
Der sich politisch als linksliberal bezeichnende Redford bekam als Schauspieler übrigens nie einen Oscar, dafür aber einen als Regisseur für »Eine ganz normale Familie« (»Ordinary People«, 1980). In zweiter Ehe war er mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars verheiratet. Seinen letzten Leinwandauftritt hatte der vierfache Vater 2019 als sinistrer Hydra-Verschwörer Alexander Pierce im Marvel-Blockbuster »Avengers: Endgame«.
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