Bericht: US-Spezialkräfte töteten 2019 bei gescheitertem Einsatz in Nordkorea mehrere Zivilisten

New York. Spezialkräfte der US-Marine haben einem Bericht der New York Times zufolge bei einem fehlgeschlagenen, bislang nicht öffentlich bekannten Einsatz an der nordkoreanischen Küste Anfang 2019 mehrere Zivilisten getötet. Wie die Zeitung am Freitag unter Berufung auf nicht näher genannte Insider berichtete, habe der damalige und aktuelle Präsident Donald Trump den Einsatz genehmigt, bei dem im Zuge der Verhandlungen Trumps mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un Überwachungs- und Abhörtechnik, die direkten Zugang zur Kommunikation der nordkoreanischen Führung erlaubt hätte, platziert werden sollte. In dem Bericht wird auch eine bislang ebenfalls nicht öffentlich bekannte ähnliche Aktion im Jahr 2005 publik gemacht.
Dem Bericht zufolge stießen die Angehörigen des Kommandos Anfang 2019 nach dem Eindringen in nordkoreanisches Hoheitsgebiet von See her überraschend auf ein kleines Fischerboot. Die Zivilisten an Bord seien offenbar auf der Suche nach Muscheln gewesen. Die bereits gelandeten US-Soldaten hätten das Feuer eröffnet und alle drei Personen an Bord getötet, berichtete die Zeitung weiter. Der Einsatz sei daraufhin abgebrochen worden. Eine geheime Untersuchung des Verteidigungsministeriums sei später zu dem Schluss gekommen, dass das tödliche Vorgehen nach den Einsatzregeln »gerechtfertigt« gewesen sei.
Mit dem Einsatz nahm die Trump-Administration das Risiko einer militärischen Eskalation auf der koreanischen Halbinsel bewusst in Kauf, wie auch die New York Times betont. Von nordkoreanischer Seite wurde der Zwischenfall allerdings weder 2019 noch später öffentlich gemacht. Laut der Zeitung registrierten Spionagesatelliten unmittelbar nach dem Einsatz eine Zunahme von militärischen Aktivitäten in dem Gebiet.
Dem Bericht zufolge informierte die damalige Administration weder vor noch nach dem Einsatz die für die Überwachung der Geheimdienste zuständigen Abgeordneten. Das Weiße Haus, das Pentagon und die US-Botschaft in Seoul reagierten zunächst nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme zu dem Bericht. Senator Mark Warner, Mitglied des Geheimdienstausschusses, sagte, er könne den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Er forderte jedoch eine Aufklärung durch den Kongress. »Wenn es je einen Zeitpunkt gab, an dem der Kongress seiner Aufsichtspflicht nachkommen musste, dann ist es jetzt.« (Reuters/jW)
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