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Aus: Ausgabe vom 15.09.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Drogenumschlag in EU-Häfen

Belgien setzt auf Trumps Hilfe

Besuch von reaktionärer US-Ministerin in Antwerpen zwecks Zusammenarbeit bei Drogenbekämpfung. Weitgehender Datenaustausch in EU-Häfen
Von Gerrit Hoekman
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Ein Drogenspürhund des Zolls hat den Besuch von Kristi Noem (M.) glücklicherweise überlebt. Ganz rechts: Belgiens Premier Bart De Wever

In der vergangenen Woche stattete die erzkonservative US-Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, dem belgischen Seehafen Antwerpen einen Besuch ab. »Die USA teilen gerne ihre Expertise, um den Terror zu stoppen«, sagte Noem. Damit gemeint waren südamerikanische Kartelle, die über Antwerpen im großen Stil illegalisierte Drogen nach Europa schmuggeln. »Wir brauchen die Amerikaner«, freute sich der belgische Regierungschef Bart De Wever. »Ministerin Noem hat darum gebeten, hierherzukommen, nicht umgekehrt«, hatte der flämische Nationalist De Wever bereits vor dem Besuch aus Übersee klargemacht. »Die Trump-Administration engagiert sich stark für die Bekämpfung der Drogenkriminalität. Durch eine noch engere internationale Zusammenarbeit können wir unsere Häfen besser vor dieser Kriminalität schützen.« Bereits als Bürgermeister von Antwerpen hatte De Wever 2012 einen »Krieg gegen Drogen« ausgerufen.

Den schreibt sich auch Kristi Noem auf die Fahne. Sie gehört zum extrem rechten Flügel von Trumps MAGA-Bewegung. In einer Autobiographie prahlte sie damit, eigenhändig ihren jungen Schäferhund erschossen zu haben, nachdem er Hühner totgebissen hatte. Sie habe damit bewiesen, dass sie bereit sei, sich die Hände schmutzig zu machen, rühmte sich die Autorin. Der Drogenspürhund, den der belgische Zoll der Ministerin beim Besuch zeigte, überlebte die kurze Begegnung mit ihr. Noem ist Donald Trumps unerbittliche Allzweckwaffe bei der Jagd auf Migranten und Drogenschmuggler. Erst kürzlich ließ sie das US-Militär in der Karibik ein aus Venezuela kommendes Motorboot versenken. Alle elf Besatzungsmitglieder starben bei dem Angriff. »Trump setzt sich leidenschaftlich für die Bekämpfung der Drogenepidemie ein und das ist einer der Gründe, warum ich heute hier bin«, sagte Kristi Noem laut der Tageszeitung Het Laatste Nieuws (HLN) beim Besuch in Antwerpen.

Laut dem Jahresbericht 2025 der Europäischen Drogenagentur (EUDA) werden durch Antwerpen mehr Drogen nach Europa geschleust als durch jeden anderen Hafen in der EU. 2023 beschlagnahmte der Zoll 116 Tonnen Kokain – ein Rekordwert. Die beschlagnahmte Menge der Droge sank im Jahr 2024 jedoch um die Hälfte. Belgien, Spanien und mit etwas Abstand die Niederlande liegen in Europa an der Spitze, was die Beschlagnahme von Kokain angeht. Mitte August wurden nach einer großangelegten Razzia in den Niederlanden drei Männer festgenommen, die Kokain, MDMA und Ecstasy über die Deutsche Post an Endverbraucher verschickt hatten, teilte die Polizei in Aachen am Freitag mit.

Solange die Drogen ungehindert über den Atlantik kommen, sei die Arbeit von Zoll und Polizei wie »Aufwischen bei laufendem Wasserhahn«, so De Wever. Die Quellen müssten versiegen. »Die Trump-Regierung übernimmt die Führung bei der Intensivierung des Kampfes gegen Drogenkriminelle«, lobte De Wever laut HLN. »Sie haben phantastische Arbeit geleistet. Ich möchte dem Premierminister für sein jahrelanges Engagement danken, nicht nur hier in diesem Land, sondern auch im Rest Europas«, schmeichelte Noem zurück. »Wir werden weiterhin Daten austauschen, Sicherheitsinformationen weitergeben und sicherstellen, dass wir mit den Reedereien zusammenarbeiten.« Bereits seit 2024 gibt es in der EU eine entsprechende »Hafenallianz« zwischen Rotterdam, Antwerpen und Hamburg.

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