Abu-Jamal kann wieder sehen
Von Jürgen Heiser
Als der US-Bürgerrechtler und politische Gefangene Mumia Abu-Jamal vor zwei Wochen offenlegte, dass er im US-Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania seit acht Monaten vergeblich auf die medizinische Behandlung seiner Augenerkrankung wartete, schien die Lage aussichtslos. Er sei »praktisch unfähig zu lesen, unfähig zu schreiben, unfähig, mehr als den Titel einer Zeitung zu erkennen«, beschrieb er die drohende Erblindung. Inzwischen hat wohl eine Unterstützungskampagne dafür gesorgt, dass Abu-Jamal behandelt wurde.
In einer virtuellen Pressekonferenz der »Campaign to Bring Mumia Home« hatte Abu-Jamals Vertrauensanwalt Ricardo Alvarez Ende August erläutert, wie die Behandlung Monat für Monat verschleppt worden war. So sei im ausgehenden Jahr 2024 ein Termin zur Ausführung für einen Augenarztbesuch im Januar angesetzt worden, »der jedoch aufgrund ›schlechten Wetters‹ abgesagt wurde«. Doch wie schon in vorherigen Fällen, in denen Knastleitung und Gefängnisbehörde darauf abzielten, Abu-Jamal als beharrlichen Kämpfer gegen Rassismus und Krieg durch medizinische Nichtbehandlung zusätzlich zu bestrafen, half auch diesmal der Druck der internationalen Solidaritätsbewegung. Überraschend wurde am 2. September Abu-Jamals grauer Star am linken Auge mit einer Laseroperation behandelt. Daraufhin dankte Noelle Hanrahan, Produzentin von Prison Radio, allen, die spontan dem Aufruf »Mumias Sehvermögen ist gefährdet« gefolgt waren und telefonisch oder per E-Mail Protest bei den zuständigen US-Behörden eingelegt hatten.
»Die Telefonkampagne, die Kundgebung vor den Toren des Gefängnisses Mahanoy und die juristischen Beschwerden« hätten »das Gefängnissystem in die Pflicht genommen«, erklärte Hanrahan, so dass endlich die notwendigen Schritte zur Wiederherstellung des Augenlichts eingeleitet worden seien. Hanrahan, die auch als Anwältin für Abu-Jamal tätig ist, ließ die Solidaritätsbewegung nach ihrem jüngsten Besuch bei ihrem Mandanten am 5. September erfreut wissen: »Er kann wieder sehen!«
In einem Newsletter von Prison Radio warnte Hanrahan jedoch wenige Tage später, dass »Mumias Sehkraft immer noch gefährdet« sei. Auch sein rechtes Auge müsse noch gelasert werden. Außerdem drohe ihm weiter »ein irreversibler Verlust seines Augenlichts, wenn er nicht sofort von einem Netzhautspezialisten behandelt« werde. In seinem kurzen Kommentar im Prison Radio mit dem Titel »Öffnet die Augen vieler« hatte Abu-Jamal Ende August selbst erklärt: Nötig sei »ein neues Modell medizinischer Versorgung« im Knast. Das aktuelle System privatwirtschaftlicher Krankenstationen nütze nur »dem Kapital und nicht den Gesundheitsbedürfnissen der Gefangenen«. Solange ersteres auch im medizinischen Bereich regiere, »werden die Menschen leiden und Gewinne erzielt – enorme Gewinne«.
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