Gegründet 1947 Dienstag, 16. September 2025, Nr. 215
Die junge Welt wird von 3036 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 13.09.2025, Seite 6 / Ausland
USA

Abu-Jamal kann wieder sehen

Dem inhaftierten US-Bürgerrechtler wurde nach Druck seiner Unterstützer eine notwendige augenärztliche Behandlung gewährt
Von Jürgen Heiser
imago827387413.jpg
Blickt auf den Eingang eines besetzten Hauses in Weimar: Mumia Abu-Jamal als Wandgemälde (22.7.2025)

Als der US-Bürgerrechtler und politische Gefangene Mumia Abu-Jamal vor zwei Wochen offenlegte, dass er im US-Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania seit acht Monaten vergeblich auf die medizinische Behandlung seiner Augenerkrankung wartete, schien die Lage aussichtslos. Er sei »praktisch unfähig zu lesen, unfähig zu schreiben, unfähig, mehr als den Titel einer Zeitung zu erkennen«, beschrieb er die drohende Erblindung. Inzwischen hat wohl eine Unterstützungskampagne dafür gesorgt, dass Abu-Jamal behandelt wurde.

In einer virtuellen Pressekonferenz der »Campaign to Bring Mumia Home« hatte Abu-Jamals Vertrauensanwalt Ricardo Alvarez Ende August erläutert, wie die Behandlung Monat für Monat verschleppt worden war. So sei im ausgehenden Jahr 2024 ein Termin zur Ausführung für einen Augenarztbesuch im Januar angesetzt worden, »der jedoch aufgrund ›schlechten Wetters‹ abgesagt wurde«. Doch wie schon in vorherigen Fällen, in denen Knastleitung und Gefängnisbehörde darauf abzielten, Abu-Jamal als beharrlichen Kämpfer gegen Rassismus und Krieg durch medizinische Nichtbehandlung zusätzlich zu bestrafen, half auch diesmal der Druck der internationalen Solidaritätsbewegung. Überraschend wurde am 2. September Abu-Jamals grauer Star am linken Auge mit einer Laseroperation behandelt. Daraufhin dankte Noelle Hanrahan, Produzentin von Prison Radio, allen, die spontan dem Aufruf »Mumias Sehvermögen ist gefährdet« gefolgt waren und telefonisch oder per E-Mail Protest bei den zuständigen US-Behörden eingelegt hatten.

»Die Telefonkampagne, die Kundgebung vor den Toren des Gefängnisses Mahanoy und die juristischen Beschwerden« hätten »das Gefängnissystem in die Pflicht genommen«, erklärte Hanrahan, so dass endlich die notwendigen Schritte zur Wiederherstellung des Augenlichts eingeleitet worden seien. Hanrahan, die auch als Anwältin für Abu-Jamal tätig ist, ließ die Solidaritätsbewegung nach ihrem jüngsten Besuch bei ihrem Mandanten am 5. September erfreut wissen: »Er kann wieder sehen!«

In einem Newsletter von Prison Radio warnte Hanrahan jedoch wenige Tage später, dass »Mumias Sehkraft immer noch gefährdet« sei. Auch sein rechtes Auge müsse noch gelasert werden. Außerdem drohe ihm weiter »ein irreversibler Verlust seines Augenlichts, wenn er nicht sofort von einem Netzhautspezialisten behandelt« werde. In seinem kurzen Kommentar im Prison Radio mit dem Titel »Öffnet die Augen vieler« hatte Abu-Jamal Ende August selbst erklärt: Nötig sei »ein neues Modell medizinischer Versorgung« im Knast. Das aktuelle System privatwirtschaftlicher Krankenstationen nütze nur »dem Kapital und nicht den Gesundheitsbedürfnissen der Gefangenen«. Solange ersteres auch im medizinischen Bereich regiere, »werden die Menschen leiden und Gewinne erzielt – enorme Gewinne«.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro