Militärmanöver im Osten gestartet
Von Reinhard Lauterbach
Poznań. Am Freitag sind beiderseits der NATO-Außengrenze im Baltikum Militärmanöver angelaufen. Während Russland und Belarus ihr gemeinsames Großmanöver »Sapad 2025« (»Westen 2025«) starteten, lief in Litauen die Manöverserie der westlichen Kriegsallianz »Quadriga« unter wesentlicher Beteiligung der Bundeswehr an.
Zur Zahl der an dem alle vier Jahre abgehaltenen gemeinsamen Militärmanöver »Sapad« teilnehmenden Soldaten machen die beteiligten Länder und der Westen unterschiedliche Angaben, die sich erheblich unterscheiden. Belarus sprach von 2.000 Soldaten und 450 Einheiten Militärtechnik, darunter neun Flugzeuge; dazu sollen etwa 10.000 Mann auf russischer Seite kommen. Aus Minsk hieß es zuletzt, dass der Umfang des Manövers verringert worden sei und Teile der Übungen ins Landesinnere verlegt würden, um die Spannungen mit den westlichen Nachbarländern zu senken. Beim Manöver soll aber auch die Mittelstreckenrakete Oreschnik getestet werden, die Atomsprengköpfe tragen kann.
Polnische Medien spekulieren dagegen über bis zu 30.000 einbezogene Soldaten. Polen ist alarmiert, weil das Manöver unmittelbar nach dem Drohnenvorfall in der Nacht zu Mittwoch begann. Und Warschau bleibt bei seinem Standpunkt, dass es sich um einen absichtlichen Angriff gehandelt habe, auch wenn US-Präsident Donald Trump am Donnerstag ebenfalls erklärt hatte, dass es sich um ein Versehen gehandelt haben könnte. »Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Versehen war. Aber das war er nicht. Und wir wissen das«, schrieb Tusk am Freitag auf der Onlineplattform X.
Sofern die offiziell angegebenen Zahlen aus Moskau und Minsk zutreffen, wären die Übungen im Rahmen von »Sapad 2025« erheblich kleiner als die zeitgleich stattfindenden Manöver der NATO im Baltikum und in Polen. Allein in Polen werden nach Angaben des polnischen Fernsehens bis zu 34.000 NATO-Soldaten üben, dazu kommen 17.000 beim Manöver »Thunder Strike« in Litauen und weitere 12.000 im Rahmen der Übung »Namejs 2025« in Lettland. An dem Manöver in Litauen ist auch die dort stationierte Bundeswehr-Brigade beteiligt, die zu diesem Zweck um 2.000 Soldaten verstärkt wird.
Im Westen wird das Manöver »Sapad« routinemäßig mit einiger Sorge betrachtet, weil kurz nach dessen Durchführung der russische Einmarsch in die Ukraine begann. Damals waren allerdings von russischer Seite erheblich mehr Truppen und Material beteiligt als in diesem Jahr. Polen hat als Reaktion auf das russisch-belarussische Manöver seine Grenze zu Belarus geschlossen. Nach einer Analyse in der gut informierten polnischen Zeitung Rzeczpospolita vom Donnerstag gilt die Grenzsperrung auch als indirekte Sanktion gegen China, um dessen über Belarus abgewickelten Handel mit der EU zu behindern.
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