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Aus: Ausgabe vom 13.09.2025, Seite 2 / Inland
Krieg gegen Gaza

Gemeinsam gegen Genozid

Von Ina Sembdner
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»Ihr bewirkt einen Wandel«: Francesca Albanese bestärkt am Donnerstag abend die Anwesenden, weiter für Palästina zu kämpfen

Die jW-Maigalerie war über den letzten Platz hinaus gefüllt: Am Donnerstag fand in den Räumen der jungen Welt die Veranstaltung »Germany and the Economy of Genocide« (Externer Link zur Videoaufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube) statt, bei der die Organisatoren auch Francesca Albanese in ihren Reihen begrüßen konnten. Sieben Monate nachdem die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten unter enormer polizeilicher Repression – eine entsprechende Feststellungsklage gegen die Berliner Polizei läuft – in der Maigalerie aufgetreten war, blieben die rund 150 Teilnehmenden (drinnen und draußen) dieses Mal davon verschont. Auch Albanese selbst erklärte, dass ihre Rückkehr nach Deutschland im Vergleich zum Februar deutlich entspannter verlaufen war. Im Anschluss an den damaligen Besuch, der sie fast schon traumatisiert zurückgelassen hatte, stärkte die UNO ihrer Sonderberichterstatterin den Rücken, möglicherweise der Grund für die Entspannung.

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Roser Garí Pérez von der Gruppe »Solidarische Prozessbegleitung« klärt über ihre Arbeit auf

Organisiert wurde die Veranstaltung, die am Abend zuvor auch in der Freien Universität (FU) stattfinden konnte, von der palästinasolidarischen Gruppe »Besetzung gegen Besatzung«. Deren Vertreterin Jara Nassar eröffnete den Abend mit der Aufforderung an alle Institutionen, die solchen Zusammenkünften den Ort verwehren: »Zeigen Sie endlich Rückgrat!« Und auch wenn die FU dieses Mal nicht klein beigab, schaffte es die Universität letztlich doch, die Hälfte des Saales leerzuhalten. Nasser schätzte, dass bis zu 800 Personen erreicht hätten werden können.

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Francesca Albanese mit Studierenden und der Juristin Nahed Samour

Bevor das Mikro beim ersten Panel an Vertreter studentischer Gruppen übergeben wurde, zeigte eine Vertreterin der solidarischen Prozessbegleitung in einem kurzen Abriss die ungeheuerliche Anzahl an Verfahren (10.000 allein in Berlin) gegen palästinasolidarische Menschen seit Beginn des Gazakriegs auf. Polizisten, deren Gewalt gegen Demonstrierende jede Woche online nachverfolgt werden kann, würden allerdings immer nur als »Zeugen« auftreten, nie als Angeklagte.

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Ihre Universitäten ermöglichen israelische Kriegsverbrechen in Gaza

Die Studierenden von der FU, der TU Berlin und der Technischen Universität München stellten wiederum ihre umfangreichen Recherchen zur Komplizenschaft der Hochschulen mit Israels Genozid in Palästina vor. Sie machten deutlich, wie engmaschig diese Netzwerke zwischen Forschung, Rüstungskomplex und Politik sind – aber auch, wo es möglich ist, Widerstand dagegen zu leisten.

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»Gute Waffen, schlechte Waffen«: Anwältin Beate Bahnweg (2. v. l.) gibt Einblick in deutsche Spitzfindigkeiten

Albanese, die unter lautem Beifall um kurz nach 20 Uhr zu den Teilnehmenden stieß, bestärkte die anwesenden Aktivisten im Publikum, weiterzumachen: »Ihr bewirkt eine Veränderung!« Und an jene gerichtet, die hinter jeder Israel-Kritik Antisemitismus sehen: »Befreien Sie sich von Ihrem Schuldgefühl.« Auch für deutsche Medien hatte die Italienerin kein gutes Wort übrig, sie erfreuten sich auch noch an ihrer Arroganz und Selbstgefälligkeit gegenüber dem Genozid in Gaza. Aber: Der Fuß sei in der Tür, nun gelte es, die Tür weit aufzustoßen!

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