Pakistan: Afghanen aus Aufnahmeprogramm der BRD festgenommen

Islamabad. Pakistanische Behörden haben erneut Afghanen aus den deutschen Aufnahmeprogrammen festgenommen. Nach Informationen der dpa kam es heute in mindestens zwei Gästehäusern zu Razzien. Wie die dpa aus Polizeikreisen erfuhr, wurden die Menschen in ein Abschiebezentrum gebracht.
Innenminister Johann Wadephul (CDU) berichtete am Dienstag, dass Pakistan der Bundesregierung bis Jahresende Zeit für die Aufnahmeverfahren gegeben hatte. Dennoch wurden bereits am selben Tag Afghanen in einem Gästehaus festgenommen und am Mittwoch abgeschoben, wie die dpa von einer betroffenen Person erfuhr. Bewohner berichteten, dass unter den Festgenommen zwei Kinder waren. »Wir leben in Angst und wissen nicht, was am Ende mit uns passieren wird«, sagte eine Bewohnerin.
Pakistanischen Behörden hatten bereits im vergangenen Monat Hunderte Afghanen aus deutschen Aufnahmeprogrammen festgenommen. 210 von ihnen wurden nach Afghanistan abgeschoben. In einem Brandbrief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatten 200 der nach Kabul abgeschobenen Afghanen eine möglichst schnelle Ausreise nach Deutschland verlangt. Die Verfasser befürchten nach eigener Aussage Entführungen, Folter, willkürliche Verhaftungen und sogar Hinrichtungen durch die herrschenden Taliban. Merz sagte auf Nachfrage von Journalisten, er nehme den Brief ernst. Es werde derzeit die Berechtigung zu einer Einreise nach Deutschland »in jedem Einzelfall« geprüft.
Aktuell warten mehr als 2.000 Afghaninnen und Afghanen im Rahmen der verschiedenen Aufnahmeprogramme in Pakistan auf eine Ausreise nach Deutschland. Sie sind ehemalige Ortskräfte oder gelten als besonders gefährdet. Viele afghanische Familien harren bereits Monate oder Jahre in Islamabad aus. (dpa/jW)
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