Unbefangene des Tages: Silvia Breher
Von Felix Bartels
Offenbar hatte Clemens Tönnies keine Zeit. Aber der Posten musste besetzt werden. So grübelte es in den Reihen der Union, wer denn wohl geeignet sei für das Amt des Bundesbeauftragten für Tierschutz. Man wurde fündig – in Vechta.
Das Kabinett des Merz bestätigte am Mittwoch Silvia Breher, Jahrgang 1973, also ein ganz junges Eisen in der Blase der Union, wenn man vom Berufspennäler Amthor mal absieht. Seit 2019 ist Breher stellvertretende Vorsitzende der CDU. 2021 wurde sie in das achtköpfige »Zukunftsteam« von Armin Laschet bei dessen Kanzlerkandidatur zur Bundestagswahl berufen. Die Zukunft von Laschet ist mittlerweile bekannt. War ja nicht Brehers Schuld, dass er sich lachend im Aartal hat schnappschießen lassen, doch im Frühjahr 2020 hatte er sich gegen die zumindest damals nötigen Coronamaßnahmen gestellt: Nordrhein-Westfalen sei das Land der Küchenbauer. Lobbyieren ist im Milieu der Union so ehrenrührig wie Steuerbetrug in den Reihen der FDP.
Wir sind noch beim Thema. Brehers Wahlkreis ist Cloppenburg-Vechta, wo sie 2025 das Direktmandat holte. Die Region hat die höchste Nutztierdichte Deutschlands, berüchtigte Schlacht- und Verarbeitungsfirmen campieren dort, Wiesenhof (BHW) etwa, Westfleisch, Vion, The Family Butcher, Sprehe und Heidemark. Eine Art Auenland der Haltungsstufen 1 und 2 also, und Breher ist dort nicht irgendwer. Von 2011 bis 2017 war sie Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta e. V., einer Lobbygruppe dort schlachtender Landwirte. Nun soll sie denen, deren Sorgen sie lange Zeit zu den ihren gemacht hat, auf die Finger schauen. Womöglich ist die Besetzung auch eine Antwort auf Habecks Spott über die »fetischhafte Wurstfresserei«. So wird man vielleicht noch das Comeback des grazilen Guttenberg erleben – als Minister für Bildung.
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vom 28.08.2025