Gefragter Mann des Tages: Robert Habeck
Von Nico Popp
Es ist keine einfache Sache für einen Politiker, in einem Land, in dem doch die allermeisten Leute zumindest ahnen, dass sie von »der Politik« über den Löffel balbiert werden (um daraus dann meistens keine oder die falschen Schlüsse zu ziehen), einen Personenkult zu etablieren. Robert Habeck ist das gelungen: Nach der Wahlniederlage der Grünen unterschrieben im Februar Hunderttausende eine Petition mit der Forderung, dass er »bleibt«. Natürlich hat Habeck diesen Grad der Anbetung nicht allein herbeigeführt: Helfer fanden sich in vielen Redaktionen. Unvergessen etwa, wie es zur Staatskrise hochgeschrieben wurde, als der Herr Minister einmal von protestierenden Bauern daran gehindert wurde, eine Fähre zu verlassen.
Am Montag nun hat Habeck via Taz verkündet, dass er sein Bundestagsmandat zum 1. September niederlegt. Aber nicht, weil ihn etwa späte Zweifel befallen hätten. Der Mann, der auf das Wahlergebnis mit dem Satz »Das Angebot war top, die Nachfrage nicht so« reagierte, sieht sich immerzu bestätigt. Merzens Regierungserklärung war »meine Wahlkampfrede«, und deshalb kann er sich nur zurücklehnen und erklären: »Jetzt habt ihr es auch kapiert.«
Habeck platzt nur dann der Anzug des Staatsmannes, wenn die Rede auf jene Leute in der Union kommt, die sich nie mit einem schwarz-grünen Bündnis anfreunden konnten: Bundestagspräsidentin Klöckner nennt er etwas unfein eine »Fehlbesetzung«, und das »fetischhafte Wurstgefresse« von Söder ist sowieso »keine Politik«.
Diese Ausbrüche sind indes kein politisches Testament: Habeck geht, um zurückzukommen. Er gehe jetzt »ins Offene«, antwortet er auf die besorgte Frage der Taz-Leute, ob er mit der »Spitzenpolitik« abgeschlossen habe. Habeck will sich jetzt im Ausland mit »sicherheitspolitischen Fragen« beschäftigen. Er weiß eben, bei welchem Thema Breitbandgerede der Marke Habeck bald heftig nachgefragt werden wird.
75 für 75
Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ansichten
-
Antisoziale Alternative
vom 26.08.2025