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Aus: Ausgabe vom 26.08.2025, Seite 1 / Inland
Cellforce

Massenentlassung vor Betriebsratswahl

Porsche-Tochter Cellforce kündigt 200 Beschäftigten in der Batteriezellproduktion. IG Metall protestiert
Von David Maiwald
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Von 286 Beschäftigten bei Cellforce will die Volkswagen-Tochter 200 entlassen

Erst »Weltspitze«, dann Ernüchterung. Der schwäbische Autobauer Porsche trennt sich von seinen Batteriefertigungsplänen ein und stampft das eigens dafür gegründete Tochterunternehmen ­Cellforce ein. Den Schritt begründete Porsche- und Volkswagenchef Oliver Blume am Montag mit Absatzproblemen und zu kostenintensiver Produktion. Der Standort im baden-württembergischen Kirchentellinsfurt könnte die Arbeit vollständig einstellen. Es liege eine Massenentlassungsanzeige für 200 der insgesamt 286 Beschäftigten vor, erklärte der Geschäftsführer der IG Metall Reutlingen-Tübingen, Kai Lamparter, im jW-Gespräch am Montag.

Auch der ursprünglich geplante Aufbau eines zweiten Produktionsstandorts ist vom Tisch. »Aus heutiger Sicht ist das nicht realistisch«, erklärte der verantwortliche Manager für Forschung und Entwicklung, Michael Steiner. Weil Porsche es nicht gelingt, seine Modelle zu verkaufen, weicht die Entwicklung von Hochleistungszellen nach wenigen Jahren der Entwicklung eines neuen Verbrennermotors. Das Unternehmen hat bislang gut 56 Millionen Euro Förderung vom Staat erhalten. Erst Anfang Juli gab es grünes Licht für Mittel aus dem EU-Innovationsfonds, der 825 Millionen Euro auf fünf weitere Batteriefertigungen neben Cellforce verteilen sollte.

Aus der Traum. Die IG Metall protestierte gegen die Kahlschlagpläne am Montag vor dem Werkstor. »250 Menschen, eigentlich fast der ganze Betrieb« seien vor Ort gewesen, kommentierte ein Gewerkschaftssprecher gegenüber jW. Nachdem sie »Wut und Enttäuschung« über die angekündigten Massenentlassungen geäußert hatten, folgte die schockierende Gewissheit: »Manche kamen nach Hause und fanden im Briefkasten ihre Kündigung vor«, ärgerte sich Lamparter im jW-Gespräch.

Das Management wollte offenbar schnell Fakten schaffen, bevor es sich mit organisierten Kolleginnen und Kollegen hätte auseinandersetzen müssen, erklärte Lamparter. Vor nicht einmal drei Wochen hatten die Beschäftigten in Kirchentellinsfurt eine Betriebsratswahl für den 19. September vorbereitet.

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