Mord an Journalisten in Gaza
Von Nick Brauns
Wieder wurde ein Krankenhaus im Gazastreifen von der israelischen Armee bombardiert. Wieder wurden dabei Journalisten, Mediziner und Mitarbeiter des Zivilschutzes getötet. Getroffen wurde am Montag vormittag das Nasser-Krankenhaus in Khan Junis. Besonders perfide: Als Zivilschutzmitarbeiter mit der Bergung der Verletzten begannen, erfolgte wenige Minuten später ein zweiter Angriff auf die Helfer. Mehrere Notfallsanitäter wurden getötet oder verwundet. Unter den mindestens 20 bei dem Doppelschlag getöteten Personen sind fünf Journalisten.
Getötet wurden die Photojournalisten Hossam Al-Masri und Mohammed Salama, die für die Agentur Reuters und den arabischen Sender Al-Dschasira tätig waren, die für die Agentur AP arbeitende Journalistin Mariam Abu Daqa, Moaz Abu Taha vom US-Sender NBC und Ahmad Abu Aziz vom Quds Feed Network. Zuletzt hatten diese jungen Journalisten über die erzwungene Hungersnot in Gaza, über Massaker an den wenigen Essensausgabestellen und die humanitäre Lage der Kinder berichtet.
»Wir machen die israelische Besatzungsmacht, die US-Regierung und die Länder, die sich an diesem Völkermordverbrechen beteiligen, wie Großbritannien, Deutschland und Frankreich, voll verantwortlich für diese abscheulichen brutalen Verbrechen«, heißt es vom Medienbüro der Regierung von Gaza. »Dies muss ein Wendepunkt sein«, appellierte die Foreign Press Association, die ausländische Medien in Israel und Palästina vertritt, an internationale Staats- und Regierungschefs. »Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um unsere Kollegen zu schützen. Wir können das nicht alleine schaffen.«
Die israelische Armee hat auf ihren Social-Media-Kanälen den Angriff auf das Krankenhaus ohne weitere Angaben bezüglich des Ziels bestätigt. Das Militär ziele aber »nicht auf Journalisten als solche«, wird behauptet. Die schiere Zahl der seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getöteten Journalisten beweist das Gegenteil: nach Angaben der Palästinensischen Journalistengewerkschaft sind es mehr als 240. Da die Besatzer keine ausländischen Medienvertreter in den Küstenstreifen lassen, sind dort lebende Journalisten die einzigen, die die Welt über israelische Kriegsverbrechen informieren können. Um sich dieser Zeugen zu entledigen, hat Israels Regierung laut kürzlich veröffentlichter Recherchen des Investigativjournalisten Yuval Abraham eine militärische Spezialeinheit gegründet. Diese markiert Journalisten wie den vor zwei Wochen in Gaza getöteten bekannten Al-Dschasira-Reporter Anas Al-Sharif als vermeintliche Hamas-Mitglieder, um sie zum Abschuss freizugeben. In Deutschland wird eine solche Diffamierung palästinensischer Kollegen als »Terroristen« von der Springer-Presse, der liberalen Taz und Mediengewerkschaftern wie dem DJU/Verdi-Funktionär Jörg Reichel propagandistisch unterstützt.
Das israelische Militär bombt derweil nicht nur im nahen Gaza. Am Sonntag abend griffen mehr als zehn israelische Kampfflugzeuge in der rund 2.000 Kilometer entfernten jemenitischen Hauptstadt Sanaa den Präsidentenpalast, Elektrizitätswerke und ein Treibstofflager an. Dabei wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums zehn Menschen getötet und 92 weitere verletzt. Israels Militär sprach von einer Reaktion auf Attacken des »Huthi-Terrorregimes«. Mehrfach hat die in Sanaa herrschende Ansarollah (»Huthis«) aus Solidarität mit Gaza Raketen auf Israel abgefeuert.
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