Gegründet 1947 Mittwoch, 20. August 2025, Nr. 192
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 20.08.2025, Seite 2 / Ausland
Südasien

Indien und China nähern sich an

Trumps Zollkrieg führt zu Neustart zwischen Neu-Delhi und Beijing
Von Arnold Schölzel
India_China_86958558.jpg
Aufgrund des US-Drucks auf Neu-Delhi nähert Indien sich jetzt wieder China an (Neu-Delhi, 18.8.2025)

Am Montag traf Chinas Außenminister Wang Yi auf Einladung des indischen Sicherheitsberaters Ajit Doval in Neu-Delhi ein. Der wiederum kündigte vor dem Gespräch mit seinem Gast am Dienstag an, Ministerpräsident Narendra Modi werde erstmals seit 2018 nach China reisen und am 31. August die Eröffnung des zweitägigen Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Tianjin besuchen. In der chinesischen Hafenstadt wird auch der russische Präsident Wladimir Putin erwartet. Beide sind zu den Feierlichkeiten eingeladen, mit denen die Volksrepublik am 3. September in Beijing das Ende des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges (1937–1945) und des Zweiten Weltkriegs begeht.

Doval erklärte zu den indisch-chinesischen Beziehungen: »Es gibt einen Aufwärtstrend: An den Grenzen herrscht Frieden und Ruhe.« Beide Länder haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf im Himalaja nicht beigelegt, es kam immer wieder zu gewaltsamen Konfrontationen, 2020 sogar zu tödlichen Kämpfen. Die indische Nachrichtenagentur ANI zitierte Wang, Rückschläge der vergangenen Jahre seien nicht im Interesse der Menschen beider Länder gewesen. Vertreter beider Seiten zufolge wird gegenwärtig eine Wiederaufnahme des Grenzhandels besprochen, der seit 2020 ausgesetzt ist.

Indische Medien berichteten, Wang, der am Dienstag auch Modi treffen sollte, habe dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar am Montag zugesichert, dass Beijing sich um den indischen Bedarf an Düngemitteln, seltenen Erden und Tunnelbohrmaschinen kümmern werde. Der Chefdiplomat Chinas lobte den »positiven Trend« in den bilateralen Beziehungen. China und Indien sollten sich »als Partner und Chancen betrachten, anstatt als Gegner oder Bedrohungen«.

Die Annäherung ist offensichtlich eine Folge des von Donald Trump angezettelten Handelskrieges. Er hatte auf indische Waren einen Zoll von 25 Prozent und kürzlich einen Aufschlag von weiteren 25 Prozent wegen des Kaufs von russischem Öl angeordnet. Verhandlungen zwischen den USA und Indien waren Anfang des Monats gescheitert, weitere Gespräche wurden abgesagt. Das Handelsblatt berichtete am Dienstag: »Ökonomen rechnen damit, dass Trumps Pläne das indische Wirtschaftswachstum um rund einen Prozentpunkt schmälern könnten.«

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Von US-Zollerhöhungen will man nicht unbedingt in der Zeitung le...
    08.08.2025

    Trump fordert Indien heraus

    Zollanhebungen zwingen Indien eine Positionierung im US-Handelskrieg auf, während das Land zwischen China, Russland und den USA schwankt
  • China wehrt sich angesichts der noch nicht lange zurückliegenden...
    08.07.2020

    Hauptfeind China

    Für die US-Regierung ist die Volksrepublik Gegner Nummer eins geworden. Jetzt sollen auch Bundesregierung und EU auf Sanktionskurs gebracht werden

Mehr aus: Ausland

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro