Indien und China nähern sich an
Von Arnold Schölzel
Am Montag traf Chinas Außenminister Wang Yi auf Einladung des indischen Sicherheitsberaters Ajit Doval in Neu-Delhi ein. Der wiederum kündigte vor dem Gespräch mit seinem Gast am Dienstag an, Ministerpräsident Narendra Modi werde erstmals seit 2018 nach China reisen und am 31. August die Eröffnung des zweitägigen Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Tianjin besuchen. In der chinesischen Hafenstadt wird auch der russische Präsident Wladimir Putin erwartet. Beide sind zu den Feierlichkeiten eingeladen, mit denen die Volksrepublik am 3. September in Beijing das Ende des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges (1937–1945) und des Zweiten Weltkriegs begeht.
Doval erklärte zu den indisch-chinesischen Beziehungen: »Es gibt einen Aufwärtstrend: An den Grenzen herrscht Frieden und Ruhe.« Beide Länder haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf im Himalaja nicht beigelegt, es kam immer wieder zu gewaltsamen Konfrontationen, 2020 sogar zu tödlichen Kämpfen. Die indische Nachrichtenagentur ANI zitierte Wang, Rückschläge der vergangenen Jahre seien nicht im Interesse der Menschen beider Länder gewesen. Vertreter beider Seiten zufolge wird gegenwärtig eine Wiederaufnahme des Grenzhandels besprochen, der seit 2020 ausgesetzt ist.
Indische Medien berichteten, Wang, der am Dienstag auch Modi treffen sollte, habe dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar am Montag zugesichert, dass Beijing sich um den indischen Bedarf an Düngemitteln, seltenen Erden und Tunnelbohrmaschinen kümmern werde. Der Chefdiplomat Chinas lobte den »positiven Trend« in den bilateralen Beziehungen. China und Indien sollten sich »als Partner und Chancen betrachten, anstatt als Gegner oder Bedrohungen«.
Die Annäherung ist offensichtlich eine Folge des von Donald Trump angezettelten Handelskrieges. Er hatte auf indische Waren einen Zoll von 25 Prozent und kürzlich einen Aufschlag von weiteren 25 Prozent wegen des Kaufs von russischem Öl angeordnet. Verhandlungen zwischen den USA und Indien waren Anfang des Monats gescheitert, weitere Gespräche wurden abgesagt. Das Handelsblatt berichtete am Dienstag: »Ökonomen rechnen damit, dass Trumps Pläne das indische Wirtschaftswachstum um rund einen Prozentpunkt schmälern könnten.«
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