»Wichtig ist die Erinnerung an die Atombombenabwürfe«
Interview: Henning von Stoltzenberg
Aktuell findet die alljährliche Sommerradtour des nordrhein-westfälischen Landesverbands der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, DFG-VK, statt. Was ist der inhaltliche Schwerpunkt der Aktion?
Neben dem Eintreten für ein Ende der Kriege in der Ukraine und Nahost geht es uns vor allem auch um den Protest gegen die zunehmende Militarisierung unseres Landes, besonders auch gegen die ungebremste Aufrüstung. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Erinnerung an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die in dieser ersten Augustwoche vor 80 Jahren stattfanden.
Welche Erfahrungen haben Sie in der Vergangenheit mit dieser sportlichen Aktionsform gemacht?
Nun, ganz so sportlich ist das nicht. Bei uns fahren Alltagsradler mit, und wir sind in einem moderaten Tempo unterwegs. Daher sind auch viele ältere Menschen aus der Friedensbewegung mit dabei, wir bemühen uns aber immer auch um jüngere Aktive. Wir haben immer wieder positive Erfahrungen mit dieser Form des Zusammenfassens von politischer Aktion und Urlaub gemacht. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern macht es Spaß, und wir bekommen unterwegs viele positive Rückmeldungen von den Personen, denen wir begegnen. Auch die Friedens- und andere Gruppen, mit denen wir an unseren Aktionspunkten kooperieren, nutzen unsere Ankunft für interessante Aktionen in der Sommerzeit. Nicht zuletzt freut sich auch häufig die Lokalpresse über bunte Bilder unserer fahnengeschmückten Räder.
Wo führt die Route der Tour lang, welche Plätze steuern Sie an?
Gestartet sind wir am Samstag in Köln mit einer antimilitaristischen Stadtrundfahrt, die wir zusammen mit dem SDS Köln organisiert haben. Da waren 30 Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs zu Orten mit Bezug zu Militarismus, Faschismus und Kolonialismus – das war sehr spannend. Montag war unser Ziel der Luftwaffenstützpunkt in Nörvenich, wo aktuell die deutschen »Tornado«-Atombomber stationiert sind. Am Dienstag haben wir in Bonn auf der Hardthöhe gegen die zunehmende Militarisierung protestiert. Dort haben wir ein Straßentheater aufgeführt. Bei der Aktion legten wir den Schwerpunkt darauf, auch optisch darzustellen, welche Unsummen die führenden Nationen für militärische Zwecke und Kriegführung ausgeben. Aus der ging auch hervor, dass die Mitgliedstaaten der NATO deutlich mehr finanzielle Mittel für die Aufrüstung aufwenden als beispielsweise Russland. Anschließend nahmen wir an einem anderen Standort an einer Lesung des Bonner Friedensbündnisses teil.
An diesem Donnerstag im rheinland-pfälzischen Koblenz machen wir vor dem Beschaffungsamt der Bundeswehr Station und halten eine Friedenskundgebung ab, um dann am kommenden Samstag über Cochem zum Standort der US-Atombomben auf den Luftwaffenstützpunkt Büchel zu fahren.
Was ist konkret für die letzte Aktion der Tour vor dem Atombombenstandort in Büchel geplant?
In Büchel finden immer wieder Protestaktionen verschiedener Gruppen statt. Jetzt um die Jahrestage der Atombombenabwürfe herum sind christliche Gruppen vor Ort, die eine Fastenaktion durchführen. Am 9. August, dem Nagasaki-Gedenktag, beenden sie die Aktion mit einem Fastenbrechen und einer kleinen Kundgebung. Da sind auch wir mit einem Beitrag dabei, um unserer Forderung nach einem Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland und der Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrages durch Deutschland Nachdruck zu verleihen.
Zuletzt war der Militärflughafen Büchel in den Schlagzeilen, weil der Um- und Ausbau nicht wie ursprünglich geplant 1,2 Milliarden kostet, sondern sich mit geschätzten zwei Milliarden fast verdoppeln wird – was nicht heißt, dass es am Ende nicht noch teurer wird.
Wie können Interessierte noch dazu kommen?
Gerne können Menschen spontan zu unseren Aktionen kommen oder auch mal einen Tag mitfahren. Das würde uns sehr freuen.
Joachim Schramm ist Mitglied im NRW-Landesvorstand der DFG-VK.
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