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Aus: Ausgabe vom 22.07.2025, Seite 10 / Feuilleton
Nahost

Vielleicht sogar hier

US-Rapper Macklemore hat Israel im Gazakrieg erneut Völkermord vorgeworfen. Beim Deichbrand-Festival sagte er auf englisch: »Ich bin sicher, dass es Menschen gibt – vielleicht sogar hier im Publikum –, denen gesagt wurde, dass es antisemitisch sei, sich gegen den Völkermord Israels am palästinensischen Volk auszusprechen. Lasst euch nicht von der kolonialen Sprache täuschen.« Wegen des Auftritts des betont propalästinensischen Musikers hatte es Anfang April die mittlerweile fast ritualisierte Aufregung gegeben. Beim Deichbrand-Festival sagte Macklemore, es habe »Druck gegeben – von einigen in der deutschen Regierung, von Institutionen, von Sponsoren, hinter verschlossenen Türen –, um mich davon abzuhalten, das hier zu sagen. Um mich und meinen Auftritt heute Abend abzusagen.« Macklemore spielte die propalästinensischen Protestsongs »Hind’s Hall« und animierte das Publikum, »Free Palestine« zu skandieren.

Der Zentralrat der Juden wirft Macklemore Antisemitismus vor und hatte vor einem Besuch des Festivals gewarnt. Das reichlich dünne Argument: Der Rapper aus Seattle erwähne das Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht. Zudem hatte Macklemore im Musikvideo zu »Fucked up« das berühmte Foto des Jungen aus dem Warschauer Ghetto von 1943 neben Bilder eines Jungen aus der von Israel besetzten Stadt Dschenin im Westjordanland gestellt. Die Leitung des Festivals in Niedersachsen reagierte auf die Kritik mit einem Antisemitismuskonzept, Schulungen und einem öffentlichen Bekenntnis gegen Hass und Gewalt. (dpa/jW)

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