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Aus: Ausgabe vom 21.07.2025, Seite 11 / Feuilleton
Naturgedöns

Verdammte Sippe

Problembärin Gaia kommt nach Deutschland
Von Felix Bartels
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Eigentlich ganz niedlich: Braunbären

Man mag sich erinnern an den Mai 2006, als der späturbanisierte Waldbewohner Stoiber die Nation zwischen Normalbär, Schadbär und Problembär unterscheiden lehrte. Gelegenheit zu dieser Übung bot Bruno, die Bestie, von der Titanic rein zufällig mit Stoibers Amtskollegen Beck verwechselt. Waschen und Rasieren, damit haben sie es nicht so, diese Bären. Bruno allerdings war kein Einzelfall, er entstammt einer Dynastie, die sich anschickt, die Flodders der Großpelzer zu werden. Denn nun hat sich ein anderer Rüpel auf den Weg nach Deutschland gemacht. Genauer: eine Rüpelin. Noch genauer: seine Schwester Gaia. Ganz genau: auf den Weg gemacht worden.

Gaia, die im April 2023 in Italien einen Jogger getötet haben soll, wird in den Schwarzwald-Park überführt, wo auch die Braunbärin Jurka lebt, Gaias und Brunos Mutter. Gaia ist fast 20 Jahre alt und auch bekannt unter Bezeichnung »JJ4«, Bruder Bruno hatte die JJ1. Im »Alternativen Wolf- und Bärenpark« bei Bad Rippoldsau-Schapbach wurde eigens ein Gehege gebaut. Das Gelände ist umgeben von einem hohen Zaun und hat im Boden besondere Schutzvorrichtungen, so dass sich die Bärin nicht durchgraben kann. Gaia, Erde – Sie wissen schon. Für den lange geplanten und aus Angst vor Tierschützerprotesten geheimgehaltenen Transport war ein Team des Bärenparks Schwarzwald mit dem Transportfahrzeug am Sonnabend morgen aus Deutschland angereist. Vor der Abfahrt abends hatte man die Wildbärin zunächst betäubt und dann in die Transportbox des Fahrzeuges gehievt. Dass der Schwarzwald schon Heidegger geholfen hatte, ein wenig runterzukommen, wird Gaia kaum trösten. Eine Lektüre von »Sein und Zeit« gewiss auch nicht. Warum Tierschützer aber ein Problem damit haben sollten, eine Problembärin, statt sie zu schießen, in sicheres Gelände zu verbringen, blieb bis Redaktionsschluss unklar.

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