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Aus: Ausgabe vom 18.07.2025, Seite 7 / Ausland
Krieg gegen Gaza

Erstickt und zertrampelt

Gaza: Angriffe von »Stiftung« immer brutaler
Von Ina Sembdner
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Wer überlebt, kann auf dem Boden zusammensuchen, was übrig geblieben ist: Eins von drei »Verteilzentren« (Rafah, 5.6.2025)

Für die Menschenrechtsorganisation Euromed Monitor ist es ein »aktives Instrument der systematischen Massentötungs- und Hungerpolitik«. Gemeint ist die von US-Söldnern im Auftrag Israels geleitete »humanitäre Stiftung« GHF, die seit Wochen täglich Hungernde im abgeriegelten Gazastreifen massakriert und zu Hunderten verletzt. Am Donnerstag veröffentlichte die in Genf sitzende Organisation ihre Dokumentation der Ereignisse vom Vortag, bei denen erstmals Palästinenser durch den Einsatz von Tränengas erstickt waren.

Unter Berufung auf ein Feldteam vor Ort wird der Angriff, der demnach in zwei Phasen ablief, detailliert rekonstruiert. Während Lastwagen um vier Uhr morgens damit begannen, Nahrungsmittel zu entladen, hätten israelische Soldaten, die die »Verteilstellen« absichern, das Feuer auf Tausende Wartende nördlich von Rafah eröffnet. Ein Großteil der Menge sei jedoch geblieben, da die Ausgabe von der GHF für sechs Uhr angekündigt worden war. Um an die überlebenswichtigen Güter in der blockierten Enklave zu kommen, müssen die Menschen in sogenannten Korridoren ausharren, die jedoch »eher ausgeklügelten Fallen zum Töten und Erniedrigen ähneln«. Am Mittwoch morgen entstand so die Situation, dass eine viel zu große Menge zwischen zwei Toren eingeschlossen war, was zu einem »tödlichen Gedränge« geführt habe, ohne »Sicherheitsmaßnahmen oder ein sofortiges Eingreifen zur Verhinderung oder Eindämmung der Katastrophe«.

Vielmehr hätten US-Spezialkräfte die verzweifelte und panische Menge mit Pfefferspray, Schallbomben und Tränengas angegriffen. »Die Menschen waren desorientiert und erstickten«, schildert Abdul Rahman B., einer der Überlebenden, die Situation. »Einige versuchten, über die Zäune zu klettern, um zu entkommen, aber Scharfschützen schossen auf sie. Diejenigen, die zu Boden fielen, konnten nicht mehr aufstehen und wurden zertrampelt. Ich sah Frauen und Kinder unter den Opfern, und wir konnten nur entkommen, indem wir über die dort liegenden Leichen stiegen.«

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