SOS im Roten Meer
Von Wiebke Diehl
Die Reaktion erfolgte prompt: Man habe eine gemeinsame Präzisionsmilitäroperation mit elf Raketen und Drohnen durchgeführt und dabei den Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv, den Hafen von Aschdod und ein Kraftwerk in Aschkelon ins Visier genommen, erklärten am Montag vormittag die von den Ansarollah (»Huthis«) kontrollierten Jemenitischen Streitkräfte. Auch der Hafen von Eilat sei mit acht Drohnen angegriffen worden. Zudem habe man mit in lokaler Produktion gefertigten Boden-Luft-Raketen auf israelische Kampfflugzeuge gefeuert und diese zum Rückzug aus dem jemenitischen Luftraum gezwungen.
Am Sonntag hatten die israelische Luftwaffe und Marine die jemenitischen Häfen von Hodeida, Ras Issa und Salif sowie ein Kraftwerk in Ras Al-Khatib bombardiert. Angeblich würden über die Häfen Waffen aus Iran eingeführt, so die Behauptung der israelischen Armee. Tatsächlich wird Hodeida als Einfuhrhafen für etwa 80 Prozent der jemenitischen Lebensmittelversorgung genutzt. Für die grundlegendste humanitäre Versorgung der notleidenden Bevölkerung im Jemen ist die Stadt von elementarer Bedeutung. In Ras Issa wurde der Frachter »Galaxy Leader« getroffen, den die Ansarollah zu Beginn ihrer Militäroperationen gegen israelische Schiffe im November 2023 in Beschlag genommen hatten, wobei die Crew ein Jahr lang festgehalten wurde. Israelischen Angaben zufolge habe sich auf dem Schiff ein von den Ansarollah installiertes Radarsystem zur Beobachtung des Schiffsverkehrs befunden.
Am Sonntag hatte UK Maritime Trade Operations, die britische Behörde für maritime Sicherheit, berichtet, ein unter der Flagge Liberias fahrendes britisches Handelsschiff sei etwa 51 Seemeilen vor Hodeida mit Kleinwaffen und Panzerfäusten angegriffen worden. Weil die »Magic Seas« leckschlug, musste die Crew das Schiff verlassen. Zwar schrieben viele westliche Medien den Ansarollah den Angriff zu, diese haben ihn aber nicht bestätigt.
Im Mai hatte die US-Regierung angekündigt, ihre kostspieligen Bombardierungen Jemens, welche die Kampffähigkeit und die Angriffe der Ansarollah nicht maßgeblich abschwächen konnten, einzustellen. Die Ansarollah haben seither keine US-amerikanischen und internationalen Kriegs- und Handelsschiffe mehr im Roten Meer angegriffen. Mit ihrer Blockade des Schiffahrtsweges wollten sie erreichen, dass der Gazakrieg beendet und die palästinensische Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Strom versorgt werde.
Derweil hat sich US-Präsident Donald Trump vor einem Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanjahu in Washington, D. C., optimistisch für eine Waffenruhe in Gaza gezeigt. Die am Sonntag in Katar begonnenen Verhandlungen sollten am Montag fortgeführt werden. Kurz vor seinem Abflug hatte Netanjahu allerdings Änderungen der Hamas am jüngsten Vorschlag als »inakzeptabel« bezeichnet.
Israels Armee hat angekündigt, bis Ende des Monats 54.000 Einberufungsbefehle an ultraorthodoxe junge Männer zu versenden, denn das ihrer Befreiung vom Wehrdienst zugrundeliegende Gesetz ist vergangenes Jahr ausgelaufen. Im Sommer 2024 hatte der Oberste Gerichtshof zudem ein Urteil erlassen, wonach auch Ultraorthodoxe zum Wehrdienst einzuziehen seien. Bislang werden die meisten Bescheide ignoriert, die Armee hat jetzt allerdings angekündigt, Maßnahmen gegen Verweigerer durchzuführen. Dass sie diese Drohung umsetzen kann, gilt indes als fraglich.
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