Nachschlag: Vita Nuova

Woody, der Spielzeugcowboy mit dem unerschütterlichen Pflichtbewusstsein, hat das schon ein paarmal mitgemacht: das erstmalige Erblicken des Lichts der Welt, die Aneignung der eigenen Stimme, den Kampf um Anerkennung. In »Toy Story 4« ist etwas anders. Das Kind, an das der Cowboy weitergereicht wurde, baut sich im Kindergarten aus Plastikgabel, Faden und anderem Krimskrams ein neues Spielzeug, signiert und tauft es »Forky«. Es erwacht zum Leben, der Traum der Kunst. Gewaltiges ist schon aus Abfall entstanden. Und es ist Aufgabe des Cowboys, dafür zu sorgen, dass dieses neue Leben sich nicht in selbstgewählten Zerfall stürzt, sondern mit ihm auf die Reise geht, wo es Jahrmärkte gibt oder verstaubte Ramschläden, nur um nach gewaltigem Aufwand von Intrige, Raub und Geiselnahme abermals achtlos weggeschmissen zu werden. Ein Film über scheinbar allmächtige Kunstproduktionskapazität und die Dialektik der Anerkennung am Beispiel der sogenannten Liebe, die so welterschaffend, aber auch so hinterhältig ist wie sonst nur die Spielzeuge. (aha)
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