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Aus: Ausgabe vom 03.07.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
E-Mobilität in Südostasien

Verkehr unter Strom

Südostasiens E-Mobilität zieht an. Mehr E-Autos zugelassen, zum Teil auch mehr produziert
Von Thomas Berger
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Vietnam setzt auf eigene Produktion: Vinfast-Ladesäulen (4.4.25, Phu Quoc)

Die ASEAN-Staaten stehen vor einem nächsten großen Entwicklungsschritt – begleitet von einer rasant zunehmenden Motorisierung. Zwischen 2000 und 2020 hat sich die Zahl der Fahrzeuge vervierfacht. Besonders in den Metropolen ist das nicht nur eine infrastrukturelle, sondern vor allem eine ökologische Herausforderung: Laut Prognosen könnten sich die Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs bis 2050 noch einmal verdoppeln. Um die globalen Klimaziele nicht vollends zu verfehlen, braucht es dringend eine »Mobilitätswende«. Laut einem Bericht der UN-Kommission für Asien und den Pazifik (ESCAP) unter Berufung auf die Internationale Energieagentur (IEA) müssten bis 2030 rund 60 Prozent der Neuwagenverkäufe elektrisch sein – nur so sei bis 2050 Klimaneutralität erreichbar.

Thailand zeigt, wie der Wandel beginnen kann: Im ersten Quartal 2024 war bereits jedes zehnte Neufahrzeug vollelektrisch – deutlich mehr als in Vietnam (4 Prozent), Indonesien (2,4 Prozent) oder Malaysia (1,9 Prozent). Auf den Philippinen lag der Anteil sogar nur bei 0,1 Prozent. Im Gesamtjahr brachte es Thailand auf rund 70.000 neu zugelassene E-Autos. Der Markt ist klar von chinesischen Herstellern dominiert: BYD führt mit 38 Prozent Marktanteil, gefolgt von MG (12,9 Prozent) und Neta (11,4 Prozent).

Während der Absatz in Thailand leicht zurückging, verzeichnete Malaysia ein kräftiges Plus: 2024 wurden dort knapp 22.000 Elektroautos neu zugelassen – ein Wachstum von fast 64 Prozent. Der E-Auto-Anteil stieg auf 2,54 Prozent. Auch hier dominieren chinesische Modelle – BYD kommt auf 39,3 Prozent, Tesla auf 23,4 Prozent, BMW auf 9,1 Prozent.

In Indonesien legte der Absatz sogar um 153 Prozent zu – auf gut 43.000 Fahrzeuge. Damit erreichten Elektroautos erstmals einen Marktanteil von fünf Prozent. Rund 36 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf BYD, wie Reuters unter Berufung auf offizielle Zahlen berichtete. Angesichts von elf Millionen Pkw, die jährlich rund 35 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen – bis zu 80 Prozent der städtischen Emissionen – hat Indonesien ehrgeizige Ziele: Zwei Millionen E-Autos sollen bis 2030 auf den Straßen fahren, jährlich sollen 600.000 neue hinzukommen. Ein zentraler Baustein dabei ist der Aufbau lokaler Wertschöpfung. Eine Batteriefabrik, errichtet als Joint Venture der Indonesia Battery Corporation und des chinesischen Konzerns CATL, soll Ende 2026 in Betrieb gehen, berichtet Channel News Asia.

Mit Vinfast tritt auch ein regionaler Hersteller auf den Plan. Das vietnamesische Unternehmen hat am 29. Juni ein zweites Werk mit einer Kapazität von 200.000 Fahrzeugen pro Jahr eröffnet. Die Hauptfabrik in Haiphong soll ab 2026 sogar bis zu 950.000 Fahrzeuge jährlich liefern. Nach dem überraschenden Rückzug aus Deutschland im Mai plant Vinfast nun den Aufbau von Produktionsstätten in Indonesien und Indien.

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