Profiteure der Konfrontation
Von Thomas Berger
Viele Menschen gerade in grenznahen Gegenden Indiens und Pakistans waren in Sorge um ihr Leben, und die Weltgemeinschaft bangte, ob aus dem viertägigen militärischen Schlagabtausch der beiden Atommächte ein großer Krieg werden könnte. Waffenproduzenten haben die alarmierenden Ereignisse Anfang Mai hingegen als eine Art makabre Live-Verkaufsshow verfolgt. Die einen können sich nun eventuell auf Neubestellungen einrichten, während bei den anderen ein schon abgeschlossener Großauftrag noch einmal zu kippen scheint. Die Akteure: Die Dassault Aviation Group aus dem französischen Saint-Cloud unweit von Paris und die Chengdu Aircraft Corporation (CAC) aus China. Die erstgenannte Firma stellt die weithin bekannten »Rafale«-Kampfjets her, namhaftes Exportprodukt der französischen Rüstungsbranche. CAC produziert die Konkurrenzprodukte J-10 und JF-17, die in Diensten der pakistanischen Luftwaffe nun teilweise ihre Feuertaufe erlebten. Klarer Sieg für China, ließe sich das Ergebnis des Duells zusammenfassen.
Fünf indische Kampfjets will die pakistanische Luftabwehr abgeschossen haben, hieß es am 7. Mai. Darunter sollen auch drei »Rafale« sein, die ein wesentliches Element von Indiens teilmodernisiertem Luftwaffenarsenal ausmachen. Delhi hat die Abschüsse nicht konkret bestätigt. Awadhesh Kumar Bharti, Generaldirektor für Luftoperationen (DGAO), wich bei einer Pressekonferenz am 11. Mai aus. »Verluste sind ein Teil jedes Kampfszenarios«, zitierte ihn das indische Wirtschaftsblatt Mint.
Großkunde Indonesien ist aber offenbar auf dem Weg, seinen schon unterschriebenen Kauf von gleich 42 »Rafale« noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Zumindest deuten Beiträge etwa in der pakistanischen Express Tribune und der South China Morning Post (SCMP) auf Zweifel an dem noch frischen Deal hin. Der von der Tribune befragte Dave Laksono, Mitglied im für Verteidigung zuständigen Ausschuss des indonesischen Parlaments, wollte den Großeinkauf zwar nicht ganz in Frage stellen. Dass man noch mal in eine »Evaluierung« gehen müsse, meint er aber schon. Die Ursprungsvereinbarung zu dem Rüstungsgeschäft war bereits 2022 besiegelt worden, die beiden ersten »Rafale« sollen Anfang nächsten Jahres ausgeliefert werden. Auch mit der Ausbildung indonesischer Piloten auf den Maschinen will man schon im Juli beginnen, hatten The Indonesia und das Militärnewsportal defencemirror.com berichtet. Nach dem Ende 2024 abgeschlossenen jüngsten Teilvertrag beginnt nun auch die Produktion der letzten 18 Maschinen. Neben Indien, das erst vor wenigen Wochen eine weitere »Rafale«-Bestellung für seine Marine bei den Franzosen festmachte, ist Indonesien damit einer der wichtigsten Großkunden des Konzerns.
Während Dassault Aviation Börsenverluste hinnehmen musste, erlebte die CAC-Aktie einen kurzzeitigen Höhenflug mit einem Plus von 36 Prozent, obgleich der Kurs zuletzt wieder etwas nachgab. Auslöser der Spekulationsgewinne ist der scheinbare Erfolg der J-10 und JF-17 in Kombination mit den ebenfalls chinesischen Raketen des Systems PL-15, die in der Luftschlacht zwischen den Erzfeinden in Südasien zum Einsatz kamen. Vor allem chinesische Medien bejubelten die mutmaßliche Überlegenheit der neuen J-10C.
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