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Aus: Ausgabe vom 30.06.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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SPD-Manifest I

Zu jW vom 20.6.: »Ein Auftakt«

Ein sozialdemokratisches Friedensmanifest bringt Gemüter Friedensbewegter in Diskussion. Was kann besser sein? Große Teile der Friedensbewegung vergangener Zeiten finden sich wieder, in Distanz zur größten Kriegsgefahr nach 1945 – mit der Perspektive auf einen atomaren Weltkrieg. Eine Friedensbewegung ist nie ohne Kompromisse, sie war zu keiner Zeit möglich, ohne kritisch und selbstkritisch in Solidarität über die über allem stehende Friedensfrage zu streiten. Den gemeinsamen Nenner Frieden finden, darum geht es. Mächtige antimilitaristische Friedenskraft kann nur jene sein, die über dem Klassenkampf und -verständnis steht, die dahintersteht: »Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts«, die alle humanistisch, friedlich, christlich, pazifistisch und völkerverständigend Denkenden und Handelnden einschließt. Die Auswertung jüngster wie älterer historischer Erfahrungen, Niederlagen, Irrtümer bis Feindschaften sind auf dem Weg zu einer einheitlichen Friedensbewegung nicht ganz zu umgehen. Wie solidarisch das geschieht, ohne verletzende Vorwürfe, Austragung von Feindseligkeiten ist wesentliche Voraussetzung. Es ist wohl eine Frage, wie, mit wem, in welchem Kreis oder Medium, mit welchem politischen Verständnis ein »Manifest« von SPD-Mitgliedern miteinander analysiert wird. Wenn jede insgesamt sachliche Kritik am »Manifest« sofort von allen Seiten zerrissen, diffamiert wird, kann das nicht gut und richtig genannt werden.

Zu Recht erkennt N. Heckl im Leserbrief eine positive Wertung des »Manifests« in jW als gut und richtig an. Zugleich ist es verständlich, wenn nicht so getan werden darf, als habe es über alle Jahrzehnte den Kern der Friedensbewegung nicht gegeben. Legitime Kritik der SPD-Politik muss möglich sein, die in den vergangenen Jahren auch eine Friedensbewegung verhindert hat. Von einem »sektiererischen Traktat« sollte dennoch keine Rede sein, wie in anderen Reaktionen von Lesern der Themaseite »Ein bisschen Frieden« verdächtig die Antikommunismuskeule geschwungen wurde: die »reine Lehre«, Sozialfaschismusthese usw. Der Erhalt des Friedens heute braucht nichts weniger als gegenseitige Vorhaltungen. Gehen doch alle mit sich selbst ins Gericht über ihren Friedenskampf der letzten Jahre.

Roland Winkler, Aue

SPD-Manifest II

Zu jW vom 20.6.: »Ein Auftakt«

Und alles begann mit dem Manifest für Frieden von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer 2023 und dem BSW 2024. Danke! (Und was hat die große Lügen-AfD da getan? Ihre NATO-Freundschaft und ihren Palästinenserhass ausgebaut?) Mit pazifistischen und sozialistischen Grüßen von einem linken SPD-Mitglied.

Markus Prokott, Frankfurt am Main

Lingua Franca

Zu jW vom 17.6.: »Sozialistisch im Inhalt, national in der Form«

Mit seiner Kritik an der mangelhaften Einführung des Russischunterrichts in der Sowjetukraine hatte Chruschtschow m. E. völlig recht. Die bundesstaatliche Struktur der UdSSR stand dem nie im Wege. Seit der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine ist es mit der Frage der Sprachen der nationalen Minderheiten sehr viel schwieriger geworden. Wer Karriere machen will, muss die ukrainische »Mowa« beherrschen, die Staatssprache. Russisch als zweite Sprache hatte im Osten und Süden viele Anhänger, aber eben nur dort. Selbst im Donbass beantworteten viele Bewohner die Frage, welchem Ethnos sie sich zurechnen, mit »Ukrainer«, großenteils aus taktischen Gründen.

Von ihnen aber antworteten viele bereits vor 2014 auf die Frage nach der eigenen Sprache mit »Russisch«. Beispiele (nach der englischsprachigen Wikipedia, die deutsche Ausgabe unterschlägt die Angaben zum Sprachgebrauch): In Donezk sprachen 88 Prozent der Einwohner Russisch, doch nur 47 Prozent erklärten, Russen zu sein; in Luhansk/Lugansk sprachen 85 Prozent der Einwohner Russisch, 47 Prozent sagten, sie seien Russen.

Oder um mal zwei bekannte kleinere Orte zu nehmen: in Debalzewe/Debalzewo sprachen 82 Prozent Russisch, doch nur 33 Prozent gaben sich als Russen zu erkennen, in Ilowaisk gaben 83 Prozent an, Russisch zu sprechen, aber nur 40 Prozent wollten Russen sein, 57 Prozent Ukrainer. Es geht nicht um die »universelle Verständigungssprache«, sondern Russisch wurde und wird im Osten der Ukraine als »rodnoj jasyk« angegeben, die eigene Sprache in den eigenen vier Wänden. Auf den Märkten dient es da erst recht als Lingua Franca. Im Gegensatz zur »Mowa«, der ukrainischen Staatssprache. So wie dereinst Gogol schreiben und dichten viele der Staatsangehörigkeit nach ukrainische Autorinnen und Autoren heute in Russisch; so erreichen sie eine weit größere Leserzahl. Als Irland unabhängig wurde, hatten viele Nationalisten die Vorstellung, das gälische Irisch müsse wieder zur Staatssprache werden. Daraus wurde bekanntlich nichts. Das verbindende Element waren der spezielle irische Tonfall des dortigen Englischs, vor allem aber die katholische Religion. Nur wenige beherrschen weiterhin die irische Sprache. Wer hat also die Ukraine gespalten, indem er Russisch – die Sprache der Osthälfte der Ukraine – komplett verbot?

Volker Wirth, Berlin

Thermische Ernüchterung

Zu jW vom 17.6.: »›Nur Neubau kann keine Lösung sein‹«

Maßnahmen zum Schutz vor Hitze im öffentlichen Raum sind sehr wichtig. Sommerlicher Wärmeschutz im Wohnbereich ist genauso wichtig. Die thermische Ertüchtigung von Wohnräumen, speziell die Wärmedämmung, kommt im Bestand kaum voran. »Wärmedämmung« bewirkt beides: Im Winter die Wärme drin und im Sommer draußen halten. Das ist nicht nur gut für die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit (wer findet bei dreißig Grad Celsius erholsamen Schlaf), sondern senkt auch den Heizenergieverbrauch.

Heinrich Hopfmüller, Hjørring (Dänemark)

»Wärmedämmung« ist nicht nur gut für die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit, sondern senkt auch den Heizenergieverbrauch.

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