UNO sieht sich zu Triage gezwungen
Von Michael Merz
Während reiche Industrieländer Unsummen dafür ausgeben, dass sich die Menschen gegenseitig ausrotten, wird humanitäre Hilfe für die Ärmsten der Welt nicht mehr finanziert. Nie zuvor seien die Mittel für Nothilfe derart drastisch zurückgegangen, teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) in Genf am Montag mit. Nicht nur die USA – seit Amtsantritt des Präsidenten Donald Trump wurden 83 Prozent der Programme der Entwicklungshilfeorganisation USAID gestrichen –, auch andere Länder haben ihre Budgets deutlich gekürzt. Der Aufruf des Nothilfekoordinators Tom Fletcher ist entsprechend dramatisch: »Die brutalen Mittelkürzungen stellen uns vor brutale Entscheidungen.«
114 Millionen Menschen weltweit befänden sich in einer lebensbedrohlichen Lage. Derzeit würden 44 Milliarden US-Dollar benötigt. Nach fast der Hälfte des Jahres seien erst 5,6 Milliarden US-Dollar – weniger als 13 Prozent – eingegangen. Deshalb beschränkten sich die Partnerorganisationen nun auf lebensrettende Maßnahmen. »Wir sind zu einer Triage gezwungen, bei der es um das Überleben der Menschen geht«, so Fletscher weiter. Der Schutz sei in den Mittelpunkt der neu priorisierten Hilfspläne gestellt worden, heißt es in der Mitteilung des UN-Büros vom Montag. Die Schwere der Not habe Vorrang, also Gebiete mit extremen oder katastrophalen Bedingungen. »Die Rechnung ist grausam, und die Folgen sind herzzerreißend«, erklärt Fletcher. Denn: Zu viele Menschen würden nun nicht die Hilfe bekommen, die sie benötigten.
Statt wie im Dezember um umgerechnet etwa 38 Milliarden Euro für das Jahr 2025 bittet die Organisation nun in einem »extrem dringenden« Appell an reiche Länder um 25 Milliarden Euro an Mitteln. »Alles, worum wir bitten, ist ein Prozent von dem, was Sie im vergangenen Jahr für Krieg ausgegeben habt«, erklärte Fletcher. Dies sei nicht nur ein Appell für mehr Geld, »es ist ein Aufruf zu globaler Verantwortung, zu menschlicher Solidarität, zu einer Verpflichtung, das Leiden zu beenden«.
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