Protest gegen Gazakrieg
Von Gerrit Hoekman
Belgien gehört in Europa zweifellos zu den Hotspots des palästinasolidarischen Protests. Am Sonntag zogen nach Angaben der Veranstalter 110.000 Menschen gegen das Blutbad im Gazastreifen durch die Hauptstadt Brüssel. Die Polizei zählte 75.000 Teilnehmende. Die allermeisten Protestierenden waren entsprechend der Losung »Rote Linie für Gaza« in Rot gekleidet. Am Demozug beteiligten sich auch die Gewerkschaften und ein sogenannter jüdischer Block.
Die etwa hundert Juden, die Teil des Demozugs waren, fielen besonders durch ihre deutlichen Parolen wie »Juden gegen Völkermord« oder »Nie wieder, für alle!« auf. Die 2014 gegründete Gruppe »Een Andere Joodse Stem« (Eine andere jüdische Stimme, EAJS) hatte den Block organisiert. »Wir fanden schon damals, dass die Gewalt schrecklich und unverhältnismäßig war. Aber was nun in Gaza und im Westjordanland geschieht, ist kaum noch zu fassen«, sagte Itamar Shachar, ein Sprecher der Gruppe, laut der flämischen Tageszeitung De Standaard. »Die ethnische Säuberung geht weiter, tagein, tagaus.«
Teil der Gruppe war auch die israelische Regisseurin Effi Weiss, die seit geraumer Zeit in Brüssel lebt. »Ich fühle mich schlecht. Extrem schlecht, und das schon ganz lange«, sagte sie gegenüber De Standaard. Weiss trug ein Schild mit der Aufschrift »Diese Jüdin brennt vor Wut und Scham«. Sie sei Israelin und fühle sich verantwortlich für das, was in Gaza passiert. »Deshalb bin ich hier, es ist eine Verpflichtung. Nicht hier zu sein ist keine Option.«
Dabei standen die Demonstranten in Brüssel am Sonntag nicht allein. Auch im niederländischen Den Haag, dem Sitz ebenso des Internationalen Gerichtshofs wie des Internationalen Strafgerichts, protestierten am Sonntag Zehntausende gegen das anhaltende Massaker in Gaza, verlangten Sanktionen gegen Israel und einen sofortigen Waffenstillstand. Die Organisatoren zählten 150.000 Teilnehmer, die ebenfalls überwiegend in Rot gekleidet waren. Damit wäre es die größte Kundgebung in den Niederlanden seit 20 Jahren.
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