Britische Faschisten bewaffnen sich
Von Dieter Reinisch
Auch in Großbritannien verzeichnen die Behörden eine Zunahme rechter Gewalt. 13 Prozent aller Personen, gegen die der britische Inlandsgeheimdienst (MI5) wegen Beteiligung an Terrorismus ermittelt, seien mittlerweile unter 18 Jahre alt. Das sei eine Verdreifachung innerhalb von drei Jahren, wie aus Angaben des MI5 hervorgeht. Anfang des Monats waren drei Faschisten wegen Planung von Anschlägen auf Moscheen und Synagogen im Rahmen eines »Rassenkriegs« verurteilt worden, wie die Nachrichtenagentur Reuters am 14. Mai berichtete.
Die zwei 25jährigen, Brogan Stewart und Marco Pitzettu sowie der 34jährige Christopher Ringrose waren im Februar 2024 festgenommen worden. Ringrose wurde die Herstellung einer Komponente für eine Schusswaffe vom Typ FGC-9 zur Last gelegt. Dabei handelt es sich um einen halbautomatischen Karabiner, der mit Hilfe einer Anleitung aus dem Internet ohne die Verwendung von gesetzlich regulierten Bauteilen mit einem 3D-Drucker hergestellt werden kann – FGC steht denn auch für »Fuck Gun Control«. Diese Form der Selbstbewaffnung macht bei Faschisten offenbar länderübergreifend Schule. So waren Waffen aus dem 3D-Drucker bereits vor zwei Jahren von der finnischen Polizei bei dortigen Faschisten entdeckt worden.
Die drei britischen Neonazis wurden von einem Gericht in Sheffield in allen Anklagepunkten für schuldig befunden: »Stewart, Pitzettu und Ringrose wurden zu Recht wegen mehrerer terroristischer Straftaten verurteilt«, erklärte James Dunkerley, Leiter der Antiterrorpolizei der Region, nach dem Schuldspruch. Sie seien eine Gruppe, die »abscheuliche rassistische Ansichten vertrat und Gewalt befürwortete, um ihre rechtsextreme Gesinnung zu untermauern«, betonte er.
Staatsanwalt Jonathan Sandiford legte Material vor, das die Bewunderung der drei für Adolf Hitler und die Planung von Anschlägen auf nichtweiße Personen, insbesondere Muslime und Migranten, beweisen sollte. »Sie glaubten, dass es bald einen Rassenkrieg zwischen den Weißen und anderen Rassen geben würde«, sagte Sandiford. In einer Chatgruppe bei Telegram namens »Einsatz 14« diskutierten die Angeklagten zudem die Folterung von Imamen.
Das ist kein Einzelfall. Im April wurde der 21jährige Victor Dias zu drei Jahren Haft verurteilt, nachdem er den Besitz von Dokumenten zur Vorbereitung faschistischer Attentate gestanden hatte – darunter Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoff, Schusswaffen und Munition. Dias besaß Berichten zufolge auch Informationen zum Bau einer Maschinenpistole. Weitere Gerichtsprozesse gegen britische Jugendliche, die Anschläge auf Moscheen und Synagogen geplant haben sollen, laufen derzeit noch.
Neben solchen »Terrorzellen« formieren sich faschistische Gruppen auch unter dem Deckmantel von Kampfsportvereinen. Eine Recherche des Senders ITV News hatte im Februar eine Truppe aufgedeckt, die einen Fitnessclub in Vauxhall im Süden Londons nutzte, um Mitglieder an Waffen zu trainieren und einen »Rassenkrieg« zu planen. Jener »Active Club England« (ACE) wirbt mit extremer Fitness und Kameradschaft um Mitglieder. Über 100 Personen hätten sich ihm angeschlossen. Ein Ableger begann demnach mit zweiwöchentlichen Trainingseinheiten in einem Park im Süden Londons. Berichten zufolge ist ACE eine der größten faschistischen Gruppen Großbritanniens mit mindestens acht Ablegern im ganzen Land.
Im Bildmaterial von ITV News ist zu sehen, wie ACE-Mitglieder im Nahkampf mit Langmessern und Äxten ausgebildet werden. Auch von Waffen aus dem 3D-Drucker wird gesprochen. Die sogenannten Active Clubs sind Teil einer Organisationsstrategie vor allem junger Faschisten, die ihren Anfang in den USA nahm, längst aber auch in europäischen Staaten verfolgt wird.
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