Neuer Asphalt für Seidenstraße
Von Frederic Schnatterer
Kolumbien richtet den Blick gen China – zum Missfallen der Vereinigten Staaten. Am Mittwoch unterzeichneten Vertreter der Regierung von Gustavo Petro und der Volksrepublik China in Beijing ein Abkommen, das die Aufnahme des südamerikanischen Landes in die »Belt and Road Initiative« vorsieht. Das kolumbianische Außenministerium bezeichnete den Schritt im Anschluss auf X als »historisch«. Er eröffne »neue Möglichkeiten für Investitionen, technologische Zusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung«.
Petro selbst erklärte: »Von nun an geht Kolumbien mit der gesamten Welt Beziehungen auf Basis der Gleichheit und Freiheit ein.« Der chinesische Präsident Xi Jinping rief seinerseits dazu auf, »die Gelegenheit des formellen Beitritts Kolumbiens zur Familie der ›Belt and Road Initiative‹ zu nutzen, um eine bessere Zusammenarbeit voranzubringen«. Die »Neue Seidenstraße« war 2013 von Xi ins Leben gerufen worden. Heute sind mehr als 100 Länder Teil der Initiative, in deren Rahmen China weltweit in Infrastrukturprojekte wie Häfen, Bahnlinien und Flughäfen investiert. So sollen der Handel und Austausch zwischen den verschiedenen Weltregionen gefördert werden.
Bereits zuvor hatte Petro, der 2022 zum ersten linken Präsidenten in der Geschichte Kolumbiens gewählt worden war, angekündigt, dem Megainfrastrukturprojekt beitreten zu wollen. Kolumbien sei ein »freies, souveränes, unabhängiges« Land. Hintergrund ist auch der zunehmend aggressive Kurs der US-Regierung unter Donald Trump gegen das Land. Ende Januar hatte Trump kurzzeitig Strafzölle von 25 Prozent auf kolumbianische Importe verhängt, nachdem es Streit über die Aufnahme von aus den USA deportierter Kolumbianer gegeben hatte.
Nun ist Kolumbien keineswegs das erste Land Lateinamerikas, das sich dem chinesischen Projekt anschließt. Ganze 20 der 33 unabhängigen Staaten der Region sind Teil der Initiative. Trotzdem birgt die Entscheidung der Regierung Petro Sprengstoff, galt das Land doch über Jahrzehnte als wichtigster Verbündeter der USA in Südamerika.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Ankündigung Petros in Washington, ebenso wie in rechten Kreisen in Kolumbien selbst, Schnappatmung auslöste. So drohte der Sondergesandte des US-Außenministeriums für Lateinamerika, Mauricio Claver-Carone, offen, »die Annäherung von Präsident Petro an China« sei eine »großartige Möglichkeit für die Rosen aus Ecuador und den Kaffee aus Zentralamerika«. Derzeit beziehen die USA die beiden Produkte noch zu großen Teilen aus Kolumbien. Der Chef des kolumbianischen Unternehmerverbandes Fenalco, Jaime Cabal, bezeichnete den Schritt Petros als eine »unnötige Provokation unseres wichtigsten strategischen und Handelspartners«.
In Kraft ist die Mitgliedschaft Kolumbiens im chinesischen Megaprojekt jedoch noch nicht. Zunächst muss das kolumbianische Parlament dem Schritt zustimmen. Am Mittwoch versuchte Außenministerin Laura Sarabia, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie betonte, die Vereinigten Staaten würden ein »strategischer Partner« und »ein Handelspartner für Kolumbien« bleiben – »darauf legen wir weiterhin viel Wert«. Sarabia schränkte aber ein: »Das bedeutet jedoch nicht, dass Kolumbien nicht auch andere Szenarien ins Auge fassen kann.«
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