Weniger Gewalt mit Sheinbaum
Von Volker Hermsdorf
Das neue »Sicherheitskonzept« von Mexikos linker Präsidentin Claudia Sheinbaum zeigt Wirkung. Gewaltverbrechen wie vorsätzliche Tötungen und Femizide sind in den ersten sieben Monaten seit ihrem Amtsantritt signifikant zurückgegangen. Nach Angaben des Exekutivsekretariats für das System der öffentlichen Sicherheit (SESNSP) wurden im April 2025 durchschnittlich 65,3 vorsätzliche Tötungen pro Tag registriert – ein Rückgang von 25,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und rund 24,9 Prozent weniger als im letzten Monat der Präsidentschaft von Andrés Manuel López Obrador. Die in der vergangenen Woche von SESNSP-Leiterin Marcela Figueroa Franco präsentierten Zahlen markieren den niedrigsten Aprilwert seit 2016. Am Sonnabend wurde mit 46 Fällen sogar der niedrigste Tageswert für vorsätzliche Tötungen während Sheinbaums Amtszeit erreicht. Dennoch gibt es weiterhin große regionale Unterschiede.
Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Im April 2025 lag der Tagesdurchschnitt bei 1,57 Femiziden – 27 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Damit setzt sich ein Abwärtstrend fort, der bereits seit 2018 zu beobachten ist und sich unter der neuen Präsidentin verstärkt hat. Trotz der Fortschritte bleibt diese Art von Gewalt ein tief verwurzeltes gesellschaftliches Problem. Am 30. April hatte Sheinbaum deshalb mehrere Programme ihrer Regierung angekündigt, um den Schutz von Frauen und Mädchen weiter zu stärken. Dazu gehören eine am 1. Mai eingerichtete nationale Gewaltschutzhotline, der Aufbau eines Informationsnetzwerks, besserer Zugang zu juristischer Unterstützung und die Finanzierung sogenannter Centros Libres.
Laut offiziellen Angaben sind auch andere schwere Verbrechen wie Entführungen, Erpressungen und Raubüberfälle mit Gewalt zurückgegangen. Im Vergleich zwischen April 2024 und April 2025 wurde bei den sogenannten Delitos de alto impacto ein Rückgang von 19,5 Prozent verzeichnet – seit 2018 beträgt er insgesamt 42,8 Prozent. Allerdings zeigten die auf einer Pressekonferenz präsentierten Daten, dass es in Mexiko »rote Zonen« der Gewalt gebe. Laut Statistik konzentriert sich die Hälfte aller vorsätzlichen Tötungsdelikte in sieben von 32 Bundesstaaten: In Guanajuato, Baja California, Estado de México, Chihuahua, Sinaloa, Jalisco und Guerrero wurden im April 2025 rund 52,1 Prozent aller vorsätzlichen Tötungen registriert. Allein Guanajuato verzeichnete mit 1.260 Fällen 14,4 Prozent aller Morde des Landes. Dies verdeutliche die weiterhin bestehende Präsenz von organisierter Kriminalität und die Notwendigkeit einer differenzierten regionalen »Sicherheitsstrategie«, kommentierten örtliche Medien.
Vor diesem Hintergrund billigte auch der mexikanische Senat Ende April die von Sheinbaum vorgeschlagene neue »Sicherheitsstrategie« für den Zeitraum bis 2030. Mit 105 Stimmen dafür, 16 dagegen und einer Enthaltung wurde das Konzept verabschiedet und an den »Ejecutivo Federal« (die aus der Präsidentin und den zugehörigen Ministerien bestehende Bundesregierung, jW) weitergeleitet. Nur die oppositionelle PRI-Fraktion sowie einzelne Abgeordnete der christdemokratischen PAN lehnten den Plan ab. Der Rückgang bei den Gewaltverbrechen stärkt die politische Position von Sheinbaum, da er nach Meinung ihrer Anhänger bestätigt, dass die Regierung erfolgreich gegen die strukturelle Gewalt im Land vorgeht. Die Ergebnisse der »nationalen Sicherheitsstrategie« werden dabei nicht nur innenpolitisch, sondern auch international als Gradmesser für Sheinbaums Erfolg betrachtet. Während der Senator Luis Fernando Salazar von der Regierungspartei »Morena« auf »nachweisbare Erfolge seit 2018« verwies, behauptete PAN-Vorsitzender Marko Cortés, die neue »Sicherheitspolitik« werde »nur mehr Tote bringen«. Tatsächlich hat sich die Sicherheitslage in Mexiko jedoch – zumindest statistisch – verbessert. Dennoch bleibt die Herausforderung insbesondere in Hochrisikoregionen groß. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die neue Strategie das Land nicht nur sicherer, sondern auch gerechter machen kann.
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