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Aus: Ausgabe vom 10.05.2025, Seite 11 / Feuilleton
Biologie

Lasst Trommeln sprechen

Nicht nur Menschen haben musikalisches Talent. Laut einer Studie sind auch Schimpansen in der Lage, rhythmisch zu trommeln. Damit kommunizieren die engsten Verwandten des Homo sapiens über weite Strecken miteinander. Dies deute darauf hin, dass bereits der gemeinsame Vorfahre von Schimpanse und Mensch diese Fähigkeit hatten, heißt es in der Studie, die im Fachblatt Current Biology veröffentlicht wurde. Rhythmus kommt überall in der Natur vor: Herzen klopfen, Pferde galoppieren, Vögel singen. Doch verwenden Tiere auch so etwas wie Musikinstrumente? Forscherinnen und Forscher von den Universitäten Wien, La Sapienza in Rom und St. Andrews in Schottland haben untersucht, ob wildlebende Schimpansen in einem bestimmten Takt auf riesige Baumwurzeln in Savannen- und Regenwäldern schlagen, oder ob sie nur irgendwie drauflos trommeln. Dafür wurden Aufnahmen aus insgesamt elf Schimpansengemeinschaften in West- und Ostafrika statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Abfolge der Trommelschläge nicht zufällig ist. Schimpansen in Westafrika trommeln gleichmäßig, während die Menschenaffen in Ostafrika kurze und lange Intervalle abwechseln. Trommeln gilt als eine der frühesten musikalischen Ausdrucksformen des Menschen. Deshalb sei diese Studie zu Schimpansen ein Schritt, um den Ursprung der Musikalität zu ergründen, sagt Erstautorin Vesta Eleuteri. »Wir zeigen hier erstmals, dass sie in der Lage sind, rhythmisches Verhalten durch Trommeln zu erzeugen«, erklärt sie der Deutschen Presseagentur. Auch der gemeinsame Vorfahre von Schimpanse und Mensch könnte auf solche Weise getrommelt haben, heißt es in der Studie. Diese zwei Hominidenarten entwickelten sich vor sieben bis neun Millionen Jahren auseinander. Schimpansen trommeln unter anderem, um Mitgliedern ihrer Gemeinschaft darüber zu informieren, wo sie sich aufhalten und was sie gerade tun. Bei diesen Signalen, die bis zu einem Kilometer weit zu hören sind, wird auch die Identität der Affen übermittelt. Doch die Affen kommunizieren auch über Rufe. Damit setzt sich eine Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig auseinander, die im Fachblatt Science Advances veröffentlicht wurde: Forscher erklären darin, wie das Kommunikationssystem von Schimpansen dem von Menschen ähnelt – so setzen die Affen einzelne Rufe in verschiedenen Kombinationen zusammen, ähnlich zusammengesetzten Wörtern. (dpa/jW)

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