Attacke auf Flughafen in Sanaa
Von Wiebke Diehl
Alle Personen im Umfeld des Flughafens in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sollten das Gebiet umgehend räumen, andernfalls gefährdeten sie ihr Leben. Das forderte am Dienstag mittag Israels Militärsprecher Avichay Adrai, bevor die Luftwaffe seines Landes Angriffe auf den Flughafen und auf Kraftwerke im Raum Sanaa flog. Nach Angaben der Ansarollah (»Huthis«) beteiligte sich auch das US-Militär an den Bombardierungen. Die Angriffe hätten drei zivile Flugzeuge, die Abflughalle sowie die Landebahn und einen Militärstützpunkt getroffen, meldete Reuters unter Berufung auf Quellen in Sanaa.
Bereits in der Nacht zuvor hatte das israelische Militär die Drohung von Premier Benjamin Netanjahu wahrgemacht und den Hafen in Hodeida, der für die Versorgung der größtenteils auf Hilfsleistungen angewiesenen Bevölkerung elementar ist, mit etwa 20 Kampfjets attackiert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dabei vier Menschen getötet und 39 verwundet. Zeitgleich griff auch das US-Militär den Jemen an. Am Sonntag war eine von den Ansarollah abgefeuerte Rakete neben dem Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv eingeschlagen, nachdem offenbar sowohl israelische als auch US-amerikanische Abwehrsysteme versagt hatten. In einer Erklärung hieß es dazu, die Ansarollah würden eine »umfassende« Luftblockade gegen Israel verhängen, indem sie wiederholt dessen Flughäfen angriffen. Ziel der jemenitischen Organisation ist ein Ende des israelischen Kriegs gegen den Gazastreifen, was sie bisher mittels einer Schiffsblockade auf dem Roten Meer zu erzwingen suchte.
Netanjahus Ultrarechtsregierung setzt derweil an allen Fronten auf Eskalation: Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag bombardierte die Luftwaffe ein weiteres Mal unter Verstoß der seit Ende November geltenden Waffenruhe den Libanon. Ziel seien eine Waffenfabrik und ein Waffenlager der Hisbollah sowie deren Militärstellungen gewesen. Allerdings werden regelmäßig zivile Opfer gemeldet.
Derweil wird ein erfolgreicher Abschluss der Waffenruhegespräche zwischen Israel und der Hamas immer unwahrscheinlicher. Das letzte israelische »Angebot« lehne man ab, weil es kein vollständiges Ende des Kriegs gegen Gaza vorsehe, erklärte ein Vertreter der palästinensischen Organisation Montag abend. Zuvor hatte Netanjahus »Sicherheitskabinett« beschlossen, Gebiete, die die Armee erobere, dauerhaft zu besetzen – eine Forderung, die extrem rechte Siedler seit langem erheben. Einer von ihnen, Finanzminister Bezalel Smotrich, insistierte am Dienstag, man werde sich auch im Falle eines Deals nicht aus dem Gazastreifen zurückziehen, den man möglicherweise auch annektieren werde. Auf einer Siedlerkonferenz im besetzten Westjordanland forderte er die »totale Zerstörung« Gazas.
Um die Intensivierung des Kriegs umsetzen zu können, beruft die Armee dieser Tage Zehntausende Reservisten ein. Dem entgegen befürwortet eine große Mehrheit der Bevölkerung in Israel ein Abkommen zur Freilassung der verbliebenen Geiseln, für das die Hamas ein Ende des Kriegs zur Bedingung macht.
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