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Zusammengestöpselt

Von Pierre Deason-Tomory
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Kommt man nicht dran vorbei: Erinnerung an 50 Jahre Nelkenrevolution, hier in Lagoa

Die Änderungen bei Bayern 2, SWR 2 (jetzt SWR Kultur) und RBB Kultur (jetzt ­Radio 3) sind erst zwei Wochen bzw. einen Tag alt, da folgen Zusammenlegungen von ARD-Radioprogrammen, am 8. April freudig als »jüngste ARD-Reform« verkündet. Ab kommenden Samstag werden alle Infosender wie BR 24 oder HR Info jeden Tag ab 20 Uhr das gleiche Programm bringen, außer dem Bummelletzten MDR aktuell, die Hallenser ziehen im Herbst nach. Darüber hinaus schalten sich einzelne Infosender auch am Wochenende zusammen. Die Kulturwellen BR Klassik, HR 2 Kultur, MDR Klassik, NDR Kultur, Radio 3, SR 2, SWR Kultur und (vermutlich) WDR 3 werden Samstag abends zusammengestöpselt, um dieselbe Opernaufführung auszustrahlen. Und weil es so schön ist, droht der Senderverbund mit weiteren »Kooperationen« bei den Kulturprogrammen ab Mitte September. Was das soll? Bei den anspruchsvollen Radios das Geld einsparen, das die Anstaltsbosse in den Onlineausbau stecken wollen, wie Anke Mai, die Vorsitzende der ARD-Audioprogrammkonferenz, sogar zugibt: »Damit wir unser Publikum auch auf den digitalen Ausspielwegen zeitgemäß und vielfältig mit Audioangeboten ansprechen können, arbeiten wir auch im Radio künftig noch intensiver zusammen.« Zusammenarbeit heißt in diesem Falle sukzessive Selbstgleichschaltung.

Der ARD-»Radiotatort« ist seit 2008 ein populärer Vorbote dieser Kooperation. In dieser Woche gibt es eine Wiederholung, den Fall »Psychotrop« von Tom Peuckert (RBB 2019, Fr. 19.04 Uhr, WDR 3, 19.05 Uhr, Radio 3, Sa., 17.04 Uhr, WDR 5, 19.04 Uhr, SWR Kultur, 20.03 Uhr, Bayern 2, 21 Uhr, HR 2 Kultur, So., 17.04 Uhr, SR 2, 18.05 Uhr, Bremen 2, 19.04 Uhr, NDR Kultur, Mo., 22.04 Uhr, MDR Kultur). Jean Ziegler argumentierte 2019 in einem jW-Gespräch: »Der Kapitalismus hat eine kannibalische Weltordnung geschaffen. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind auf diesem Planeten. Aber die Weltlandwirtschaft könnte problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren. Ein Kind, das jetzt an Hunger stirbt, wird ermordet.« Die Reihe »Dimensionen« bringt ein Porträt »Zum 90. Geburtstag des Soziologen Jean Ziegler«, obwohl der so etwas sagt (Mi., 19.05 Uhr, Ö 1). Im »Bayern 2-Salon« erinnert ein Hörspiel von Katharina Franck an »50 Jahre Nelkenrevolution« (BR 2007, Fr., ab 20.05 Uhr).

DLF Kultur holt für »Billy Bragg – Seine Musik, seine Überzeugungen und die DDR« ein Gespräch »Aus den Archiven«, das DT 64-Moderator Pan Balitzki 1986 mit dem Briten geführt hat (Sa., 5.05 Uhr). Im Feature »Bebo Sher und Stern-Radio« gibt es ein Wiederhören mit Geräuschen des DDR-Alltags, eingefangen von Günter Höhne (MDR 2010, Sa., 9.04 Uhr, MDR Kultur). Am Samstag abend stehen zur Wahl das jüngste Hörstück von Rimini Protokoll, »Die Judenbuche« nach Annette von Droste-Hülshoff (WDR 2023, 20 Uhr, SRF 2 Kultur), und die erste zusammengestöpselte ARD-Reformoper, »Elektra« von Richard Strauss, dargebracht von Kirill Petrenkos Berliner Philharmonikern im März bei den Osterfestspielen in Baden-Baden (20 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, NDR Kultur, SWR Kultur). Der 92jährige Alexander Kluge hat Neues vorgelegt, das Hörspiel »Der Stein in der Tasche«, als Versuch, in wüsten Zeiten Hoffnung zu machen (Ursendung, BR 2024, So., 15.05 Uhr, Bayern 2). Zuversicht soll auch der südkoreanische Bestseller »Bulpyeonhan Pyeonuijeom« (불편한 편의점) von Kim Ho Yeon stiften, zu hören ab Montag morgen als 13teilige Lesung von »Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen«, eingesprochen von Ill-Young Kim (Mo., 8.30 Uhr, NDR Kultur).

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