4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 07.02.2024, Seite 1 / Ausland
US-Kriegskurs

Washington verschärft »Teufelskreis«

Nach US-Angriffen in Nahost: Moskau ruft UN-Sicherheitsrat an. Klare Worte aus Beijing
Von Jörg Kronauer
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Angriff gegen Jemen: US-Kampfflugzeug vor Einsatz gegen die Ansarollah (Rotes Meer, 3.2.2024)

Scharfe Kritik an den US-Luftangriffen auf mehr als 80 Ziele in Syrien und im Irak haben am Montag abend in einer von Moskau beantragten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats China, Russland und die unmittelbar von den Angriffen betroffenen Länder geübt. Die USA hätten mit den Angriffen eine »schwere Verletzung der Souveränität« und der »territorialen Integrität« Syriens und des Iraks begangen, stellte Chinas UN-Botschafter Zhang Jun fest. Das werde den »Teufelskreis« der Gewalt im Nahen und im Mittleren Osten »sicherlich verschärfen«. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja urteilte, Washington habe einmal mehr eine totale Missachtung des internationalen Rechts zur Schau gestellt. Er warf den USA vor, lediglich ihre »Muskeln spielen zu lassen« und alles daranzusetzen, »ihre dominante Rolle in der Welt zu bewahren«.

Nicht weniger wütend äußerten sich auch die Vertreter Syriens und des Iraks. Der stellvertretende irakische UN-Botschafter Abbas Al-Fatlawi protestierte, Irak »verurteile« jegliche Angriffe auf sein Territorium. Er forderte den UN-Sicherheitsrat auf, die territoriale Integrität aller Staaten zu schützen – also auch die seines Landes. Syriens UN-Botschafter Kusai Al-Dahak wiederum erklärte, Damaskus »lehne es ab«, als »Plattform für die Zurschaustellung roher Gewalt« missbraucht zu werden, welche »die Prinzipien der kollektiven Sicherheit untergräbt«.

Der stellvertretende UN-Botschafter der Vereinigten Staaten, Robert Wood, suchte sein Land mit der Erklärung zu verteidigen, die Luftangriffe seien ein Akt der Selbstverteidigung gegen mehr als 160 Angriffe auf US-Stellungen in Syrien und im Irak gewesen. Er kündigte zudem an, Washington werde seine »Soldaten weiter gegen inakzeptable Angriffe verteidigen«. Unerwähnt ließ Wood, dass eine von außerhalb Syriens und des Iraks geführte Angriffswelle auf über 80 Ziele kaum als bloße Selbstverteidigung dort stationierter Truppen gewertet werden kann – und dass die US-Soldaten, die sich auf syrischem Territorium aufhalten, dies ohne jede völkerrechtliche Grundlage tun, also faktisch als illegale Besatzungstruppen gelten müssen.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (6. Februar 2024 um 21:56 Uhr)
    Das Vorgehen der USA in der Region verschärft den »Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt«. China ruft die beteiligten Parteien dazu auf, Ruhe zu bewahren, die territoriale Integrität zu respektieren und illegale Militäroperationen zu stoppen. Im UN-Sicherheitsrat unterstützt China den Iran und kritisiert scharf die US-Angriffe in Syrien und im Irak. Die Spannungen im Sicherheitsrat nehmen zu, da sowohl Russland als auch China den USA vorwerfen, den Konflikt im Nahen Osten weiter zu verschärfen. Hinter den verbalen Angriffen verbirgt sich jedoch eine strategische Agenda von Chinas Präsident Xi Jinping. Er strebt danach, die USA schrittweise aus der Region zu verdrängen und China als alternative Ordnungsmacht zu positionieren. Dieses Ziel verfolgt er insbesondere im Nahen Osten, wo China den Iran als Partner benötigt. Nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel stellten sich die USA hinter die israelische Führung, was in der muslimischen Welt zunehmend Unmut hervorruft. Dies führt nicht nur zu Kritik an Israel, sondern auch an den USA als wichtigstem Verbündeten. Xi Jinping nutzt diese Entwicklungen, um sein Land als neue Ordnungsmacht zu präsentieren. China hat bereits seit der Jahrtausendwende seinen Einfluss in der Region ausgebaut. Die Allianz zwischen Russland, Iran und China ist nicht neu und verfolgt das gemeinsame Ziel, den Einfluss der USA und der NATO im Nahen Osten, im Mittleren Osten und in Südostasien zurückzudrängen. Diese Länder streben eine neue multipolare Weltordnung an, in der die westlichen Staaten, insbesondere die USA, nicht mehr als alleinige Hegemonialmacht auftreten können. Das bildet das zentrale Verbindungsglied zwischen diesen nichtwestlichen Staaten.

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